Lexikon der Biologie: nonverbale Kommunikation
nonverbale Kommunikationw [von *non- , latein. verbum = Wort, communicatio = Mitteilung], nichtsprachliche Kommunikation, averbale Kommunikation, umfaßt alle Bereiche des individuellen Signalaustauschs, die nicht sprachlich codiert sind ( vgl. Abb. ). Das Multikanalmodell unterscheidet einen eigenen Kommunikationskanal für jeden Sinn. Hierzu gehören beim Menschen vor allem die olfaktorische (chemische Kommunikation, Eigengeruch, Geruchssinn), taktile (haptische; Hautsinn, Tastsinn), akustische Kommunikation und visuelle Kommunikation. Bei der olfaktorischen Kommunikation sind die DuftdrüsenSender (Copuline) bzw. die NaseEmpfänger der nonverbalen Botschaft; bei der taktilen Kommunikation übernimmt die Haut beide Aufgaben; bei der akustischen Kommunikation sendet der Kehlapparat (Kehlkopf) und empfängt das Ohr, und bei der visuellen Kommunikation stehen die mimische Muskulatur (Mimik), die Arme (Gestik) oder der ganze Körper als Sender und die Augen als Empfänger zur Verfügung. Hauptfunktion der olfaktorischen Kommunikation ist die innerartliche Verständigung, vor allem Regelung von Sympathie und Antipathie (Pheromone, Verwandtenerkennung), bei der taktilen Kommunikation Beruhigung und Vertrauensbildung (Erstkontakt, Körperkontakt), bei der akustischen Kommunikation neben dem Austausch sachlicher Information (linguistische Kommunikation; Sprache) auch Informationen über die Gemütslage des Sprechers mittels Tonfall, Stimmhöhe (Stimme) und Sprechweise (paralinguistische Kommunikation) und bei der visuellen Kommunikation Übermittlung von Stimmungs- und Motivationszuständen (Motivation, Stimmungsübertragung). Die visuelle Kommunikation zerfällt in die 3 Untergruppen symbolische Kommunikation (z.B. der Signalwert von Kleidung und Schmuck; Kulturethologie), räumliche Kommunikation (Proxemik) und Körpersignale. Körpersignale werden über Form, Haltung und Bewegung des Körpers (Körpersprache) vermittelt. Ein Beispiel für Körperhaltungen, die nonverbale Botschaften aussenden, ist das sog. Haltungsecho (Verhaltensspiegelung), bei dem 2 Personen unbewußt identische oder spiegelbildliche Körperstellungen einnehmen und damit ihrer freundschaftlichen Verbundenheit Ausdruck geben. Die wohl am ausführlichsten untersuchten Teile der Körpersignale sind jedoch die Bewegungen von Gesicht (Mimik; Facial Action Coding System, Lächeln), Kopf, Händen (Handheben), Blick (Augengruß, Blickkontakt, Drohgruß, Pupillenreaktion, social referencing) oder des ganzen Körpers. Einige dieser Bewegungen, vor allem, wenn es sich um Ausdrucksbewegungen (Ausdrucksverhalten) mit eindeutigem Signalcharakter (Signal) handelt, deren unmißverständliche Mitteilung an andere für Überleben und Fortpflanzung vorteilhaft (d.h. adaptiv) waren, sind ererbt und werden größtenteils unbewußt eingesetzt. Beispiele hierfür sind die zu den Grund-Emotionen korrespondierenden Gesichtsausdrücke. Bereits für Menschenaffen (Schimpansen) ist jedoch auch nachgewiesen, daß sie bei Bedarf ihre Mimik fälschen können (Duchenne-Lächeln, innerartliche Täuschung, List, Lüge). Im Gegensatz zum verbalen Lügen, das relativ leicht gelingt, fällt das mimische Lügen deutlich schwerer (attraktives Verhalten, Erröten, Transparenz). Auch existiert ein höchstwahrscheinlich ererbtes Verständnis für universell gleichbedeutende nonverbale Signale. Kulturabhängig ist dagegen eine Vielzahl gestischer Signale, die nur aus dem kulturellen Kontext heraus richtig interpretiert werden können, was zu Mißverständnissen beim Zusammentreffen Angehöriger verschiedener Kulturkreise führen kann. Begriffsbildung, Ethologie, Humanethologie.
J.Be.
nonverbale Kommunikation
Die (nonverbale) Kommunikation des Menschen als Baumdiagramm, eingeteilt in die verschiedenen Signalkanäle. Die visuelle Kommunikation wurde bisher in der Forschung am weitesten differenziert, was sich auch in der Abbildung niederschlägt.
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