Lexikon der Biologie: Mimik
Mimikw [von griech. mimikos = schauspielerisch; Adj. mimisch], Ausdrucksverhalten mit den Mitteln der Gesichts-Muskulatur, der Augenstellung usw. Der Übergang von eher zufälligen mimischen Auswirkungen der inneren Stimmung (Motivation) zu echten, speziell in der Stammesgeschichte entstandenen Signalen ist fließend. Außerdem gibt es erlernte (Lernen), beim Menschen durch Tradition weitergegebene Elemente der Mimik ( vgl. Abb. 1 ). Solche Signale kann man als mimische Auslöser bezeichnen. Eine deutliche Mimik gibt es nur bei Höheren Säugern, in einfacher Form z.B. bei Katzen, Hunden und weiteren Raubtieren sowie Huftieren, u.a. Drohmimik (Drohverhalten), Flehmen usw. Bei Primaten, besonders bei Menschenaffen, ist die Mimik dagegen sehr differenziert ( vgl. Abb. 2 ) und spielt in der sozialen Kommunikation (nonverbale Kommunikation) eine wesentliche Rolle. Dabei zeigt der Vergleich zwischen der Mimik von Schimpanse und Mensch, daß auch die menschliche Mimik erheblich von erblichen Koordinationen bestimmt wird: Wutmimik, Drohmimik (Warnsignal), Lachen, Angst usw. weisen erhebliche Ähnlichkeit auf. Dies zeigt sich zudem durch die transkulturelle Universalität von mimischen Ausdrucksbewegungen sowie durch die Fähigkeit von taubblinden Kindern (Taubblindheit), Trauer-, Wut- und Freudemimik darstellen zu können (Freude, Humanethologie [Abb.], Kummer, Verhaltenshomologie, Trauer). Es gibt jedoch Unterschiede: So entblößt der Mensch bei freundlichem Lächeln die Zähne, was der Schimpanse vermeidet. Das menschliche Lächeln faßt er als Drohung auf. Hier spiegelt die Mimik den Unterschied in der Bewaffnung wider: Beim Schimpansen spielen die vergrößerten Eckzähne eine wichtige Rolle, während schon der Vormensch (wie Fossilfunde belegen; Paläanthropologie) seit langer Zeit durch zurückgebildete Eckzähne gekennzeichnet war und wahrscheinlich Werkzeuge als Hauptwaffe benutzte. – Das menschliche Gesicht weist die meisten Gesichtsmuskeln im gesamten Tierreich auf, was den Stellenwert der nonverbalen Kommunikation auch noch beim sprachbegabten Menschen (Sprache) deutlich unterstreicht. Hjortsjö, Ekman und Friesen entwickelten ein eindeutiges Codierungssystem der möglichen Muskelkontraktionen (Facial Action Coding System, FACS), mit dem die Klassifizierung menschlicher Gesichtsausdrücke wesentlich an Zuverlässigkeit gewann. Artenvergleich, Augengruß, Beschwichtigung, biologischer Spiegel, Darwin (C.R.), Emotionen, Erröten, Facialis, Feindschema, Gähnen, Gebärde, Gestik, Kopf, Körpersprache, Mimik-Imitation, social referencing, Stimmungsübertragung, Warnsignal.
Mimik
Abb. 1: Die menschliche Mimik bildet ein außerordentlich differenziertes Ausdrucksverhalten, das großenteils der sozialen Kommunikation dient. Zum Teil enthält der mimische Ausdruck sehr einfache Auslöser (Schlüsselreize), die von allen Menschen, auch von kleinen Kindern, sofort verstanden werden: Von den drei Gesichtern (a–c) aus ganz verschiedenen Kulturen werden die beiden ersten als freundlich, letzteres als aggressiv oder abweisend empfunden. Wie das Schema d zeigt, wirken dabei ganz einfache Reizkonfigurationen mit, auch die vereinfachten Strichzeichnungen werden sofort richtig eingeordnet. Die echten Gesichter vermitteln darüber hinaus aber noch viele weitere Informationen, z.B. durch die Blickrichtung, das Entblößen oder Verbergen der Zähne usw.
Mimik
Abb. 2: Wichtige Gesichtsausdrücke beim Schimpansen:a Drohstarren („wütend“), b Waa-Gebell („schimpfen“), c Kreischen (ängstlich-wütend), d stummes Zähnezeigen mit zurückgezogenen Lippen (unterwürfig), e stummes Zähnezeigen mit gewölbten Lippen (vermutlich ängstlich-zugeneigt), f stummes Zähnezeigen mit geöffnetem Mund, g Schmollmund, h Jammergesicht, i Heulgesicht (Frustration, Trauer), j „hoot face“, freundliche Zuneigung ausdrückend, k Spielgesicht.
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