Lexikon der Chemie: Gastrin
Gastrin, ein in der Schleimhaut der Pylorusregion des Magens sezerniertes Peptidhormon mit stimulierender Wirkung auf die Salzsäuresekretion im Magen, die Enzymsekretion im Pankreas sowie auf die gastrointestinale Muskulatur. Man unterscheidet Gastrin I und Gastrin II. Gastrin I (Mensch), Pyr-Gly-Pro-Trp-Leu-(Glu)5-Ala-Tyr-Gly-Trp-Met-Asp-Phe-NH2; Gastrin II (Mensch) enthält am Tyrosin in Position 12 eine O-Sulfatgruppe. In allen Spezies treten die Gastrine I und II in verschiedenen Verhältnissen auf. Überraschenderweise zeigt das C-terminale N-geschützte Tetrapeptidamid die physiologische Wirkung des nativen Hormons, die etwa 1/10 (je Mol) der biologischen Aktivität des Gesamthormons entspricht. Das Pentagastrin Boc-β-Ala-Trp-Met-Asp-Phe-NH2 (Peptavlon®) wird klinisch für die Diagnostik der Magensekretion verwendet. Die G. enthalten primär keinen N-terminalen Pyroglutamyl-Rest (Pyr-), vielmehr wird ein in dieser Position im entsprechenden Präkursor befindlicher Glutaminrest im Verlauf der Freisetzung des G. in Pyroglutaminsäure umgewandelt.
Als Präkursor des G. soll das Big-Big-Gastrin (Mr ~ 10000; 83 Aminosäurereste) fungieren. Das kürzerkettige Human-Big-Gastrin besteht aus 34 Aminosäureresten, das außer der G.-Sequenz N-terminal 17 Aminosäurebausteine Pyr-Leu-Gly-Pro-Gln-Gly-Pro-Pro-His-Leu-Val-Ala-Asp-Pro-Ser-Lys-Lys- enthält. Wegen des Auffindens weiterer G. bezeichnet man das Human-Gastrin I als Human-Little-Gastrin I (Hg-17 I) und das aus bestimmten gastrinproduzierenden Tumoren isolierte, aus 14 Aminosäuren bestehende G. als Human-Mini-Gastrin I (Hg-14 I).
Der Name G. wurde bereits 1905 durch Edkins geprägt. Nach der von ihm aufgestellten G.-Hypothese stimulieren Extrakte der Pylorusschleimhaut die Salzsäurefreisetzung und setzen damit den Verdauungsprozeß durch Pepsin in Gang.
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