Lexikon der Chemie: Platinkomplexe
Platinkomplexe, Koordinationsverbindungen des Platins, unter denen quadratisch-planare Platin(II)-Komplexe und oktaedrische Platin(IV)-Komplexe dominieren. Beispiele für die selteneren Oxidationsstufen 0 oder +V stellen die tetraedrischen, trigonal-planaren oder linearen Phosphankomplexe [Pt(PF3)4], [Pt{P(C6H5)3}n] (n = 3, 4) und [Pt{P(c-C6H11)3}2] bzw. das oktaedrische [PtF6]- dar. P. mit Platin in den Oxidationsstufen +I oder +III weisen meist Pt-Pt-Bindungen und zwei- oder dreikernige Strukturen auf. Platin(II)-komplexe vom Kation-, Anion- oder Neutralkomplextyp [[PtL4]2+, [PtX4]2-, [PtX2L2]) sind in großer Anzahl bekannt, vor allem die Amminkomplexe [Pt(NH3)4]2+, [PtX(NH3)3]+, [PtX2(NH3)2], [PtX3(NH3)]- und [Pt(NH3)4] [PtCl4] (Magnussches Salz). Planare Platin(II)-Komplexe haben eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Koordinationschemie gespielt. An ihnen ist insbesondere der Trans-Effekt eingehend studiert worden. Wichtige anionische Platin(II)-Komplexe sind die sehr stabilen Tetracyanoplatinate(II) [Pt(CN)4]2-, von denen das Barium-tetracyanoplatinat(II), Ba[Pt(CN)4]·4 H2O bei Auftreffen von Röntgen-, Gamma- und Kathodenstrahlen grün luminesziert und daher zu deren Nachweis verwendet werden kann. Im Kristallgitter der Tetracyanoplatinate(II) sind die quadratisch-planaren Komplexanionen parallel gestapelt, wobei in der dabei resultierenden Metallkette die Pt-Pt-Abstände deutlich durch das Gegenion beeinflußt werden. Partielle Oxidation, z. B. mit Chlor oder Brom, führt zu bronzefarbenen Komplexen des Typs M2Pt(CN)4X0,3 ·3 H2O, in denen die Pt-Pt-Wechselwirkungen deutlich erhöht und dementsprechend die Pt-Pt-Abstände verringert sind. Diese Komplexe weisen Eigenschaften "eindimensionaler metallischer Leiter" auf. Cis-konfigurierte Platin(II)-amminkomplexe, z. B. cis-Diammindichloroplatin(II) cis-[PtCl2(NH3)2] (Cisplatin), hemmen die Zellteilung und werden als Cytostatika verwendet. Die umfangreiche Reihe oktaedrischer Platin(IV)-Komplexe umfaßt z. B. den Bereich der Hexaamminkomplexe [Pt(NH3)6]X4 über alle Zwischenstufen wie [PtX(NH3)5]X3, [PtX2(NH3)4]X2 ... bis zu den Hexachloroplatinaten(IV) M2[PtCl6].
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