Lexikon der Kartographie und Geomatik: Kartographischer Verlag
Kartographischer Verlag, Kartenverlag, E map publishing house, ein auf kartographische Erzeugnisse spezialisiertes Unternehmen, in früheren Jahrhunderten meist mit einer Kartenhandlung verbunden. Der Verleger vergab Aufträge zu Kartenherstellung und Kartendruck (kartographischer Betrieb), regelte und besorgte Lagerhaltung, Werbung und Verkauf der Auflage, bzw. gab sie Karten- und Buchhandlungen in Kommission. Die großen Verlagshäuser hatten bestimmenden Einfluss auf den Kartenhandel.
An Personen gebundene, auf Landkarten und Kunstblätter spezialisierte Verlage traten zuerst in Italien am Ende des 15. Jhs. auf.
In den Niederlanden bildeten sich Kartenschaffen und -handel zuerst in Antwerpen aus, wo A. Ortelius führend war. Nach 1580 wurde Amsterdam zum kartographischen Zentrum (niederländische Kartographie).
In Frankreich versuchten sich im 17. Jh. in Paris M. Tavenier und N. Sanson mit ihrem französischen Kartenstil auch als Verleger gegen die niederländische Konkurrenz durchzusetzen (französische Kartographie).
Die englischen Kartenverleger verbreiteten anfangs neben Seekarten überwiegend niederländische und später französische Karten. Erst im 19. Jh. entstanden mit J. Arrowsmith 1832 in London und Bartholomew in Edinburgh bedeutende kartographische Verlage und Betriebe (britische Kartographie).
Im deutschsprachigen Raum entstanden Kartenverlage erst im 18. Jh., die in eigener Regie auch die Kartenherstellung bestritten und damit zugleich als kartographische Betriebe anzusprechen sind. Das trifft für Homann in Nürnberg, Seutter und Lotter in Augsburg sowie für J.G. Schreiber in Leipzig zu. Nach 1786 weiteten sich Kartenherstellung und -vertrieb rasch aus; führende Verlage wurde im 19. Jh. hier S. Schropp und D. Reimer sowie in Weimar das Geographische Institut des Landes-Industrie-Comptoirs und in Glogau C. Flemming.
Auch in Österreich-Ungarn entwickelte sich Wien erst Ende des 18. Jhs. zu einem kartographischen Zentrum mit sich rasch ausweitendem zivilen Landkartenhandel. Führende kartographische Verlage waren insbesondere Artaria & Co. (Verlagsniederlassung in Wien 1770 gegründet, selbstständige Firma seit 1786), Ed. Hölzel (in Wien seit 1861) sowie G. Freytag & Berndt (gegründet 1885), 1920 mit Artaria fusioniert.
Im 19. Jh. wurden in Deutschland die führenden kartographischen Verlage etwa ab Mitte des Jahrhunderts zu den größten kartographischen Betrieben, so Justus Perthes in Gotha und das Bibliographische Institut von Meyer in Hildburghausen.
Bei einigen Betrieben und Verlagsunternehmen hatte zeitweilig der Vertrieb von schulkartographischen Erzeugnissen einen hohen Stellenwert. Solche Unternehmen gab es zwischen 1870 und 1918 in vielen Städten.
Mit der Ausweitung der kartographischen Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg auf viele Staaten ist zum direkten Verlagsverkauf die Einschaltung zentraler Unternehmen gekommen, die eine weltweite Beschaffung und an führenden Plätzen, in Deutschland in München und Stuttgart, in Großbritannien in London, in den USA in Chicago, Lagerhaltung und Kundenauslieferung, jüngst zunehmend mit Bestellung über das Internet, übernehmen. Entsprechend offiziellen Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kartographie gab es im Jahr 2001 im deutschsprachigen Raum ca. 50 kartographische Verlage, von denen die Mehrzahl kleine und mittlere Unternehmen waren (vgl. Verband der Kartographischen Verlage und Institute (VKVI).
WSS
Literatur: [1] BORMANN, W. (1975): Der Landkartenverlag. Handbuch des Buchhandels, Bd.2, 100-105, Hamburg. [2] DODT, J. & HERZOG, W. (Hrsg.) (2001): Kartographische Verlage. In: Kartogr. Taschenbuch 2001, Bonn, 184-188.
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