Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Neurotheorie: Sehen, was wahrscheinlich ist

Welche Reize wir im visuellen Arbeitsgedächtnis behalten, ist mit Unsicherheit behaftet. Doch dank der statistischen Fähigkeiten unseres Gehirns können wir abschätzen, welche Erinnerungen verlässlicher sind als andere.
Frauenkopf umgeben von Zahlen

Stellen Sie sich vor, sie lesen irgendwo eine Telefonnummer, wollen sie in Ihr Smartphone eingeben – und bemerken prompt, dass die Zahlen im Kopf schneller verblassen, als Ihnen lieb ist. Während Sie die ersten Ziffern noch im Gedächtnis präsent haben, verschwimmen die hinteren vor dem inneren Auge. Wie war das gleich? Kam die Sechs vor oder nach der Acht?

Um Informationen wie einzelne Zahlen zu bearbeiten, müssen sie lange genug im mentalen Speicher bleiben. Dazu bedarf es einer Fähigkeit, die als visuelles Arbeitsgedächtnis bezeichnet wird. Seine Kapazität ist allerdings begrenzt. Seit Jahren debattieren Wissenschaftler über die genaueren Hintergründe: Finden nur ein paar Elemente auf einmal Platz oder mangelt es eher an Detailreichtum? In anderen Worten: Verteilt sich die Fassungskraft unseres Geistes auf einige wenige, dafür aber kristallklare Erinnerungen oder auf eine Vielzahl schemenhafter Fragmente? Wie man heute weiß, sind die neuronalen Signale, die dem Arbeitsgedächtnis zu Grunde liegen, ziemlich verrauscht. Daher sind seine Inhalte zwangsläufig ungewiss. Für diese Unsicherheit haben wir ein Gefühl – wir sind also in der Lage abzuschätzen, welchen Erinnerungen eher zu trauen ist und welchen nicht.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Mehrere Higgs-Teilchen vor dem Aus?

2012 wurde der Nachweis des Higgs-Teilchens vom CERN bekannt gegeben, seitdem wird fleißig weiter geforscht. Warum gibt es mehr Materie als Antimaterie? Was ist Dunkle Materie? Diese und weitere Fragen behandeln wir in unserer Titelgeschichte. Außerdem: Die seelische Gesundheit unserer Kinder.

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Spektrum - Die Woche – Wann klingt eine Sprache schön?

Klingt Italienisch wirklich schöner als Deutsch? Sprachen haben für viele Ohren einen unterschiedlichen Klang, dabei gibt es kein wissenschaftliches Maß dafür. Was bedingt also die Schönheit einer Sprache? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Rarer Fund aus frühkeltischer Zeit in Baden-Württemberg.

  • Quellen

Knill, D., Pouget, A.: The Bayesian brain: the role of uncertainty in neural coding and computation. Trends in Neuroscience 27, 2004

Li, H.-H. et al.: Joint representation of working memory and uncertainty in human cortex. Neuron 109, 2021

Ma, W. J. et al.: Bayesian inference with probabilistic population codes. Nature Neuroscience 9, 2006

Van Bergen, R. S. et al.: Sensory uncertainty decoded from visual cortex predicts behavior. Nature Neuroscience 18, 2015

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.