Gedächtnis: Wiedererweckte Erinnerungen
Wer das Picower Institute for Learning and Memory am MIT in Cambridge (USA) betritt, ahnt gleich, wer im Haus bereits Bedeutendes geleistet hat. Ein knapp meterhohes, gerahmtes Foto von Susumu Tonegawa thront im Eingangsbereich, daneben laufen auf einem Bildschirm Videos über aktuelle wissenschaftliche Durchbrüche.
Es verwundert daher ein wenig, dass der Professor für Biologie und Neurowissenschaften nicht gerne im Rampenlicht steht. Die meiste Zeit arbeitet er zurückgezogen in einem Labyrinth aus Laboren und Büroräumen im vierten Stock des Instituts. Waren seine Haare auf dem Foto noch dicht und schwarz, so schimmern sie inzwischen silbrig. Seine zurückhaltende Art passt so gar nicht zu dem Ruf des Zertrümmerers alter Dogmen oder zumindest als jemand, der hartnäckig versucht, die großen Rätsel seines Fachs zu lüften. Doch genau das tut er: Gemeinsam mit seinen Kollegen am MIT, darunter Dheeraj Roy, krempelt Tonegawa grundlegende Annahmen der Hirnforschung um.
In den 1980er Jahren machte er erstmals als Querdenker auf sich aufmerksam. Während seiner Zeit als Immunologe an der Universität Basel veröffentlichte er eine anfangs als ketzerisch, schließlich als brillant geltende Theorie: Immunzellen mischen ihre DNA stets neu und bilden so aus einer kleinen Zahl von Genen Millionen verschiedene Antikörper. Für seine Entdeckung wurde er 1987 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Dennoch kehrte Tonegawa der Immunologie später den Rücken und wandte sich einem völlig neuen Forschungsfeld zu, der Neurobiologie des Gedächtnisses ...
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