Wahrnehmung: Der andere Blick
Ist das Kunst oder kann das weg?« Diese ironisch gemeinte Frage spielt auf die Schwierigkeit an, Kunst von Nichtkunst sicher zu unterscheiden. Als ein berühmtes Beispiel gilt Joseph Beuys’ Installation »Fettecke« von 1986, die um ein Haar dem Reinigungseifer einer Putzkraft in der Düsseldorfer Kunstakademie zum Opfer fiel. Warum sollten fünf Kilogramm Butter unter der Decke eines Atelier raums auch Kunst sein? Nur weil ein Künstler den Fettklumpen dort platziert hat – oder gibt es noch andere Gründe?
Die Geschichte der »Fettecke« bringt einen unwillkürlich ins Grübeln: Was genau ist Kunst, und wie lässt sie sich definieren? Liegt sie allein im Auge des Betrachters, ist also rein subjektiv, oder lassen sich objektive Kriterien angeben? Und wozu dient sie überhaupt?
Eine weitere Variante der Irritation über Kunst klingt so: »Das hätte ich auch gekonnt!« Soll heißen, was ist schon so besonders an diesen wie zufällig hingeworfenen Farbklecksen oder an jenen zur »Installation« erklärten Objekten? Wo das handwerkliche Geschick nicht unmittelbar erkennbar ist, bleibt einerseits natürlich offen, ob man ohne die Kenntnis des Werks und seiner Relevanz »so etwas« selbst hätte erschaffen können. Andererseits sind die einfach erscheinenden Ideen nicht zwangsläufig trivial oder naheliegend – zumal wenn man die Entstehungszeit berücksichtigt. Genau das fällt uns meist schwer, da wir im Denken und in den Gewohnheiten der Gegenwart verhaftet sind.
Eine pragmatische Definition besagt, Kunst sei einfach das, was in einem Kunstmuseum steht. Damit wird ...
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