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Einschulung: Entwicklungsschub in der 1. Klasse

Erstklässler schneiden bei Aufmerksamkeitstests besser ab als Gleichaltrige nach einem weiteren Jahr Kindergarten. Aber ist das auch ein Grund, Kinder so früh wie möglich einzuschulen?
Zwei Jungen auf dem Weg von der Schule nach Hause

Nachrichten dieser Art befeuern den Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der so genannten Kann-Kinder: Erstklässler entwickeln sich in Sachen Konzentration und Verhaltenskontrolle schneller als ihre Altersgenossen, die noch in den Kindergarten gehen. Das ergab eine Langzeitstudie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin.

Das Team um den Psychologen Garvin Brod, inzwischen am Deutschen Institut für Bildungsforschung tätig, verfolgte die Entwicklung von 60 Berliner Kindern, von denen die Hälfte mit fünf Jahren eingeschult wurde. Bei der ersten Testrunde gingen sie noch alle in den Kindergarten, bei der zweiten hingegen sämtlich zur Schule. Gerade im Alter von fünf bis sieben Jahren machen Kinder große Entwicklungssprünge, so Brod. Doch liegt das einfach daran, dass das Gehirn in dieser Zeit schneller heranreift? Oder hat es etwas mit dem Schulbeginn zu tun?

Der Verdacht bestätigte sich: Zwar hatten sich bei allen Kindern im Verlauf des Jahres Konzentrationsvermögen und Verhaltenskontrolle verbessert, aber bei den Erstklässlern waren sie stärker gestiegen. Der Extrazuwachs ließ sich mittels funktioneller Magnetresonanztomografie auch im Gehirn der Kinder nachvollziehen: Bei den Schulkindern war der rechte hintere Scheitellappen während weiterer Tests besonders verstärkt aktiv – je stärker, desto besser auch ihre Leistung. Die genannte Hirnregion ist besonders dann gefordert, wenn eine Aufgabe längerer Konzentration bedarf.

An der Vorauswahl lag es offenbar nicht: Beim ersten Test im Alter von fünf Jahren hatten beide Gruppen gleich gut abgeschnitten, und auch andere mögliche Gründe für die unterschiedliche Entwicklung hatten die Forscher kontrolliert, darunter den IQ der Kinder und den sozioökonomischen Status der Eltern. Brod schlussfolgert, "dass sich die strukturierte Lernumgebung der Schule positiv auf die Entwicklung der Verhaltenskontrolle auswirkt". Im ersten Jahr müssten sie beispielsweise lernen, über längere Zeit still zu sitzen und dem Lehrer zuzuhören.

Als Argument für die frühe Einschulung wollen die Autoren ihren Befund jedoch nicht verstanden wissen. Im Übrigen wisse man auch nicht, ob die Effekte anhalten. Denkbar wäre beispielsweise, dass sich die Entwicklung mit der Einschulung zwar kurzzeitig beschleunigt, die später eingeschulten Kinder den Vorsprung der Kann-Kinder aber wieder aufholen.

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