News: Fishing for Proteins
Schimpansenweibchen lernen fleißig von ihren Müttern, während sich die männlichen Altersgenossen spielend und schaukelnd vergnügen. Eine Laune der Natur oder verbirgt sich dahinter vielleicht doch ein tieferer biologischer Sinn?
"Steile Hänge erheben sich vom Ufer des Tanganjika-Sees bis zu den Gipfeln einer Steilstufe, enge Täler und tiefe Schluchten säumen das Seeufer." So beschreibt Jane Goodall, die englische Verhaltensforscherin, das Schimpansenreservat im Gombe Nationalpark in Tansania. Die Vegetation ist ein bunter Mix aus Wiesen, offenen Wäldern mit Laubbäumen und immergrünem Uferbewuchs. In den 1960er Jahren begann Goodall hier ihre Feldstudien über Schimpansen und kam innerhalb von kürzester Zeit zu sensationellen Ergebnissen. Sie beobachtete erstmalig, dass Schimpansen Werkzeuge verwenden und entdeckte erstaunliche Verhaltensparallelen zum Menschen.
Vier Jahrzehnte später befindet sich auch eine Ethologin aus Minnesota auf den Spuren der berühmten Primatenforscherin: Elizabeth Lonsdorf untersucht am Beispiel des "Termitenangelns" das Lernverhalten junger Schimpansen. Die Menschenaffen haben eine ganz eigene Methode für den Termitenfang ausgeklügelt: Um an den Leckerbissen in den unterirdischen Bauten heranzukommen, stecken Schimpansen Zweige oder Grashalme in deren Gänge und warten, bis sich die geflügelten Insekten daran festgebissen haben. Dann fischen sie die Hölzchen wieder heraus und schlecken sie ab. Die Schimpansen sammeln dazu oftmals eine Handvoll Halme von verschiedenen Dicken und Längen, um eine ganze Reihe geeigneter Werkzeuge zur Hand zu haben.
Wie aber wird die Fähigkeit des Termitenfischens an die nächste Generation weitergegeben? Der Schimpansennachwuchs orientiert sich in den ersten Jahren fleißig am Vorbild seiner Mutter und ahmt deren Verhalten nach. Allerdings zeigen sich die Weibchen deutlich geschickter als ihre männlichen Altersgenossen: Sie lernen mehr als zwei Jahre früher mit langen Stöckchen oder Grashalmen möglichst viele Termiten zu angeln, verwenden mehr Zeit dafür und sind auch viel erfolgreicher als die jungen Männchen, die sich lieber mit Spielen und Schaukeln vergnügen.
Dahinter verbirgt sich jedoch durchaus ein biologischer Sinn: Die jungen Männchen bereiten sich spielend auf das Jagen von Beute und das Ringen nach Anerkennung innerhalb der Gruppe vor. Auch das Termitenfischen der Weibchen hat sich im evolutiven Wettlauf beweisen können. Denn um ihren Proteinhunger zu stillen, jagen Schimpansenmännchen vorwiegend nach Stummelaffen (Colobus badius), erklärt Lohnsdorf. Weibchen hingegen sind entweder schwanger oder mit ihrem Nachwuchs beschäftigt. Aus diesem Grund sind sie auf das Termitenfischen angewiesen – was keineswegs nachteilig ist: Termiten sind sehr proteinreich. Weiterhin lässt sich diese Form des Nahrungserwerbs gut mit der Kinderbetreuung vereinbaren.
Die Forscher sehen Parallelen zum geschlechtsstypischen Lernen im Kindesalter bei Menschen: Mädchen und Jungen haben ein unterschiedliches Talent für feinmotorische Aufgaben, wie das Schreiben. Aufgrund der Ähnlichkeiten vermuten die Forscher, dass das geschlechtsspezifische Lernverhalten seinen Ursprung vor mindestens fünf bis sechs Millionen Jahren hatte – zu einer Zeit, als der letzte gemeinsame Vorfahr von Mensch und Schimpanse noch die Welt bevölkerte.
Vier Jahrzehnte später befindet sich auch eine Ethologin aus Minnesota auf den Spuren der berühmten Primatenforscherin: Elizabeth Lonsdorf untersucht am Beispiel des "Termitenangelns" das Lernverhalten junger Schimpansen. Die Menschenaffen haben eine ganz eigene Methode für den Termitenfang ausgeklügelt: Um an den Leckerbissen in den unterirdischen Bauten heranzukommen, stecken Schimpansen Zweige oder Grashalme in deren Gänge und warten, bis sich die geflügelten Insekten daran festgebissen haben. Dann fischen sie die Hölzchen wieder heraus und schlecken sie ab. Die Schimpansen sammeln dazu oftmals eine Handvoll Halme von verschiedenen Dicken und Längen, um eine ganze Reihe geeigneter Werkzeuge zur Hand zu haben.
Wie aber wird die Fähigkeit des Termitenfischens an die nächste Generation weitergegeben? Der Schimpansennachwuchs orientiert sich in den ersten Jahren fleißig am Vorbild seiner Mutter und ahmt deren Verhalten nach. Allerdings zeigen sich die Weibchen deutlich geschickter als ihre männlichen Altersgenossen: Sie lernen mehr als zwei Jahre früher mit langen Stöckchen oder Grashalmen möglichst viele Termiten zu angeln, verwenden mehr Zeit dafür und sind auch viel erfolgreicher als die jungen Männchen, die sich lieber mit Spielen und Schaukeln vergnügen.
Dahinter verbirgt sich jedoch durchaus ein biologischer Sinn: Die jungen Männchen bereiten sich spielend auf das Jagen von Beute und das Ringen nach Anerkennung innerhalb der Gruppe vor. Auch das Termitenfischen der Weibchen hat sich im evolutiven Wettlauf beweisen können. Denn um ihren Proteinhunger zu stillen, jagen Schimpansenmännchen vorwiegend nach Stummelaffen (Colobus badius), erklärt Lohnsdorf. Weibchen hingegen sind entweder schwanger oder mit ihrem Nachwuchs beschäftigt. Aus diesem Grund sind sie auf das Termitenfischen angewiesen – was keineswegs nachteilig ist: Termiten sind sehr proteinreich. Weiterhin lässt sich diese Form des Nahrungserwerbs gut mit der Kinderbetreuung vereinbaren.
Die Forscher sehen Parallelen zum geschlechtsstypischen Lernen im Kindesalter bei Menschen: Mädchen und Jungen haben ein unterschiedliches Talent für feinmotorische Aufgaben, wie das Schreiben. Aufgrund der Ähnlichkeiten vermuten die Forscher, dass das geschlechtsspezifische Lernverhalten seinen Ursprung vor mindestens fünf bis sechs Millionen Jahren hatte – zu einer Zeit, als der letzte gemeinsame Vorfahr von Mensch und Schimpanse noch die Welt bevölkerte.
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