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News: Hand und Fuß

Eigentlich sollte vor 20 000 Jahren noch ein Kilometer dicker Eisschild über der Hochebene von Tibet liegen und der Mensch erst 16 000 Jahre später dieses Dach der Welt erklimmen. Doch ein paar Hand- und Fußabdrücke in den Ablagerungen einer versiegten Thermalquelle und eine alte Feuerstelle weisen auf eine wesentlich frühere Besiedlung und ein viel milderes eiszeitliches Paläoklima hin.
Warm, feucht und weich - im rauen eiszeitlichen Klima des 5000 Meter hohen Tibet-Plateaus muss der Kalkschlamm der Thermalquelle für die beiden Kinder eine wahre Wohltat gewesen sein. Wahrscheinlich steigerten diese heißen, mineralreichen Wässer in jeder Hinsicht die Lebensqualität in jenen unwirtlichen Zeiten vor 20 000 Jahren. Denn die entdeckte Quelle veranlasste eine Gruppe von Steinzeitmenschen - zu der die beiden Kinder gehörten und die aus mindestens vier weiteren erwachsenen Begleitern bestand - anscheinend dazu, sich in einem nahegelegenen Lager niederzulassen - ja vielleicht sogar eine ganze Siedlung zu gründen.

Darauf weisen zumindest eine Feuerstelle und eine Art primitiver Ofen hin, die David Zhang und Shenghua Li von der University of Hong Kong 85 Kilometer von Lhasa, der Hauptstadt von Tibet, entfernt fanden.

Die Thermalquelle ist mittlerweile schon lange versiegt. Doch die verfestigten Kalkablagerungen - die Travertine - zeugen noch von der ehemaligen sprudelnden geologischen Aktivität und beweisen außerdem das eiszeitliche menschliche Treiben, das sich um die Quelle herum abgespielt haben muss. Wie Gipsabgüsse hat das Kalkgestein die Hand- und Fußabdrücke der vier Eiszeitmenschen mit ihren beiden Kindern überliefert.

Um ihre Entdeckungen nun zeitlich einordnen zu können, machten sich Zhang und Li daran, das Bildungsalter des Travertins zu bestimmen. Thermalwässer sind reich an gelösten Mineralien und Gasen. In dem Moment, an dem sie an die Erdoberfläche treten, ändern sich die Druck- und Temperaturbedingungen, und CalCium verbindet sich mit Kohlendioxid: Kalk fällt aus.

Nur leider lässt sich Kalk alleine nicht datieren. Aber glücklicherweise vermischt sich der ausgefällte Schlamm mit Sand, bevor er trocknet und sich verfestigt, und dadurch werden im Travertin nun auch einzelne Quarzkörner verbacken. Quarze wiederum speichern die radioaktive Energie, der sie durch natürliche Zerfallsprozesse in benachbarten Mineralen ausgesetzt sind - und zwar so lange, bis sie dem Sonnenlicht ausgesetzt oder erhitzt werden. Erst dann geben sie die gespeicherte Energie in Form von Lichtstrahlen wieder ab.

Bei einer Thermolumineszenz-Datierung werden daher die Quarzkörner isoliert und durch Belichtung künstlich angeregt, ihr Geheimnis Preis zu geben. Je heller das ausgestrahlte Licht, desto länger war das Mineral gefangen und desto älter ist das umgebende Gestein. Denn kurz vor der Ablagerung war das Korn ja noch dem Sonnenlicht ausgesetzt - und stellte seine "Energieuhr" noch einmal auf null.

So fanden die Forscher nun heraus, dass die Steinzeitkinder ihre Patschehändchen vor rund 20 000 Jahren an der Thermalquelle in den feuchten Schlamm drückten - einer Zeit, zu der eigentlich ein mehrere Kilometer dicker Eisschild über dem Tibet Plateau liegen sollte, und rund 16 000 Jahre vor den bisher ältesten Spuren menschlicher Siedlungen in Tibet.

Doch die Thermolumineszenz-Datierung hat nun mal Hand und Fuß. Vielleicht herrschte auf dem Hochland von Tibet doch ein etwas milderes eiszeitliches Klima, sodass der Mensch schon viel früher den Weg auf das höchste Plateau der Erde finden konnte.

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