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Wirbelsturm Milton: Zweiter extremer Hurrikan in zwei Wochen trifft Florida

Auch dieser Hurrikan trägt die Signatur des Klimawandels. In weniger als einem Tag verstärkte sich Milton von Kategorie 1 auf Kategorie 5. Und er trifft eine besonders verwundbare Region.
Satellitenbild von Hurrikan Milton.
Der Wirbelsturm Milton nördlich der Yucatán-Halbinsel. Derart starke Stürme sind im Golf von Mexiko selten.

Das warme Wasser des Golfs von Mexiko nährt erneut einen Hurrikan mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Der Sturm Milton wird am Mittwoch, 9. Oktober, mit hoher Wahrscheinlichkeit die Westküste Floridas treffen, kaum zwei Wochen nachdem der Sturm Helene in der Region bereits schwere Schäden anrichtete. Und auch diesen Wirbelsturm macht der Klimawandel deutlich gefährlicher. Bereits am Montag erreichte der Sturm Windgeschwindigkeiten von 290 Kilometern pro Stunde, was ihn zum stärksten Hurrikan im Golf von Mexiko seit 2005 machte. Dabei verstärkte er sich in weniger als 24 Stunden von Kategorie 1 auf Kategorie 5 – ein extrem schneller Anstieg. Fachleute rechnen nun damit, dass Milton als Hurrikan der Kategorie 4 die Region um die Tampa Bay trifft, eine dicht besiedelte Region, die als ausgesprochen verwundbar durch starke Stürme gilt.

In der Region leben etwa drei Millionen Menschen rund um eine Bucht, in der Sturmfluten besonders hoch auflaufen können. Eine wichtige Rolle spielt dabei der flache, ausgedehnte Kontinentalschelf vor der Westküste Floridas, der die vom Sturm gegen die Küste gedrängten Wassermassen am Abfließen hindert, so dass sie an Land gedrückt werden. Laut einem 2015 veröffentlichten Bericht könnte allein die Sturmflut eines starken Hurrikans Schäden in Höhe von 175 Milliarden US-Dollar verursachen. Schon durch den Hurrikan Helene, der mehr als 150 Kilometer weiter nördlich auf die Küste traf, starben in der Region um Tampa zwölf Menschen.

Besonders furchteinflößend macht Hurrikan Milton sein extremes Wachstum. Vom 6. auf den 7. Oktober stieg seine höchste dauerhafte Windgeschwindigkeit um mehr als 100 Stundenkilometer binnen rund 18 Stunden. Bereits ein Anstieg um 55 Stundenkilometer in 24 Stunden gilt als »schnelle Intensivierung«. So bezeichnet man den Prozess, bei dem sehr warmes Wasser Wirbelstürme innerhalb kurzer Zeit deutlich gefährlicher macht. Solche ungewöhnlich schnellen Verstärkungen von Hurrikanwinden traten in den zurückliegenden Jahrzehnten nachweislich häufiger auf. Wichtigste Ursache sind höhere Meerestemperaturen, durch die die Stürme mehr Energie aufnehmen und freisetzen. Studien zufolge macht der Klimawandel es immer wahrscheinlicher, dass die nötigen Bedingungen dafür zusammenkommen.

Kurioserweise kam ein bedeutender Anstoß zu Miltons Entstehung aus dem Pazifik. Dort, vor der Westküste Mexikos, entstand am 1. Oktober ein tropisches Tiefdruckgebiet mit Gewittern und stürmischen Winden. Dessen Überreste zogen über Mexiko hinweg zum südwestlichen Golf von Mexiko, wo sie auf ein lokales Tiefdruckgebiet trafen. Durch diese Wechselwirkung begann sich die lokale Störung ihrerseits zu einem tropischen Sturm und schließlich zum Hurrikan zu entwickeln. Das sehr warme Wasser und die schwachen Höhenwinde machten den Sturm schließlich zu einem der stärksten, der in der Region je beobachtet wurde.

Wie schlimm Milton wird, ist noch unklar

Während die ungefähre Zugbahn des Sturms bekannt ist, kann sich an seiner genauen Bahn und seiner Stärke noch einiges ändern. Einerseits liegen vor dem Sturm noch ein paar hundert Kilometer warmes Wasser, aus dem er weitere Energie ziehen kann. Andererseits kann Milton aus physikalischen Gründen nicht mehr viel stärker werden – im Gegenteil, Fachleute erwarten, dass sich um das Auge des Sturms eine zweite Wand aus Gewitterstürmen bildet, die den inneren Ring mit den heftigsten Winden quasi »aushungert«. Ein solcher »eyewall replacement cycle« senkt die maximale Windgeschwindigkeit. Das ist bereits einmal geschehen, derzeit ist Milton nur noch ein Sturm der Kategorie 4. Deswegen, und weil die Scherwinde in der oberen Atmosphäre zunehmen, rechnen Fachleute nicht damit, dass der Sturm als Hurrikan der Kategorie 5 auf Land trifft, sondern etwas schwächer bleiben wird.

Das ist aber keine uneingeschränkt gute Nachricht, denn durch diesen Prozess wird der Sturm auch größer. Dadurch treffen starke Winde, Niederschläge und Sturmflut eine größere Region. Eine ganz entscheidende Rolle spielt zudem die genaue Zugbahn, denn die Winde rotieren gegen den Uhrzeigersinn ums Zentrum. Wenn Milton auf Land trifft, drückt der Wind deshalb das Wasser südlich des Auges am heftigsten gegen die Küste, nördlich davon herrscht dagegen ablandiger Wind. Ob das Zentrum des Sturms nördlich oder südlich der Tampa Bay ankommt, macht daher einen entscheidenden Unterschied für die Höhe der Flutwelle in der verwundbaren Bucht. Derart kleine Veränderungen in der Zugbahn sind extrem schwer vorherzusagen.

Mindestens ebenso gefährlich wie die Sturmflut sind die starken Regenfälle, die mit dem Sturm einhergehen. Sie sind quasi eine Nebenwirkung jenes Prozesses, durch den solche Stürme Energie aus dem warmen Ozean aufnehmen: Verdunstetes Meerwasser kondensiert und treibt die Konvektion an. Steigt die Temperatur um ein Grad, nimmt die Luft rund sieben Prozent mehr Dampf auf. Die daraus resultierende zusätzliche Energie verstärkt den Sturm, so dass mehr feuchte Luft herangezogen wird.

Studien zeigen, dass die Niederschläge aus Wirbelstürmen aus diesem Grund stärker zunehmen, als der reine Temperaturanstieg erwarten lassen würde. Für Milton rechnen Fachleute mit Regenmengen von 150 bis 300 Litern pro Quadratmeter entlang der Zugbahn des Sturms. Höchst unglücklich ist dabei der Umstand, dass es in der Region bereits durch den Sturm Helene und andere Tiefdruckgebiete anhaltend geregnet hat, so dass schon jetzt viele Flüsse Hochwasser führen. Überschwemmungen durch heftige Regenfälle verursachen bei tropischen Stürmen regelmäßig die meisten Schäden und Todesopfer.

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