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News: Parkinson durch Pestizide

An der Parkinson-Krankheit leiden in Deutschland etwa 260 000 Menschen. Seit langem forscht man nach den Ursachen - mit nur geringem Erfolg. Die meisten Wissenschaftler glauben, dass mehrere Faktoren die Krankheit verursachen. Jetzt haben Neurologen festgestellt, dass ein natürlich gewonnenes Pestizid die Krankheit ebenfalls auslösen kann.
Parkinson-Patienten leiden unter einem Mangel des chemischen Botenstoffs Dopamin. Die Kommunikation der Nervenzellen im Gehirn wird dadurch gestört. Hände, Arme oder Beine der Patienten zittern, eine Muskelsteifigkeit – auch Rigor genannt – führt zu schmerzhaften Dauerverkrampfungen: Die Patienten können sich nur mühsam gegen den Widerstand ihrer verkrampften und verspannten Muskeln bewegen. Die Gesichtsmimik ist stark eingeschränkt und beim Sprechen treten erhebliche Schwierigkeiten auf.

Dopamin entsteht in der "schwarzen Substanz", der Substantia nigra, im Gehirn. Im Verlauf der Krankheit werden die Nervenzellen hier beschleunigt abgebaut, die Dopaminproduktion bricht zusammen. Erst wenn 80 Prozent der Nervenzellen zerstört sind, macht sich die Krankheit bemerkbar. Die genaueren Vorgänge sind bisher noch ungeklärt. Untersuchungen von Tim Greenamyre und seinen Kollegen von der Emory University in Georgia zeigen jetzt, dass Pestizide zu einem Ausbruch der Krankheit führen können (Nature Neuroscience vom Dezember 2000).

Die Neurologen setzten Ratten über einen längeren Zeitraum dem Insektizid Rotenon aus, das sonst in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Das Gift wird aus den Wurzeln tropischer Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae) gewonnen. Da es sich im Gegensatz zu synthetischen Pestiziden schnell in der Umwelt zersetzt, galt es lange als harmlos.

Die mit dem Insektizid behandelten Ratten hatten Schwierigkeiten zu laufen, ihre Pfoten zitterten. In ihren Gehirnen lagerten sich die für die Parkinson'sche Krankheit so typischen Proteine, die "Lewy Bodies", ab. Die Neurologen sind daher sicher, dass die Wirkung des Insektizides bei den Ratten die Parkinson'sche Krankheit ausgelöst hat. Sie nehmen daher an, dass das Gift auch beim Menschen die Krankheit verursacht. Die Versuchstiere waren jedoch sehr hohen Dosen ausgesetzt. Die Rotenon-Konzentrationen in der Natur sind deutlich geringer und die Aufnahme von Rotenenon über Nahrung oder Trinkwasser ist wesentlich ungefährlicher. "Ich denke, wir sollten uns über die möglichen Risiken in unserer Umgebung noch viel besser bewusst werden," warnt dennoch Greenamyre, "viele andere natürliche Stoffe werden sicher einen ähnlichen Effekt haben wie Rotenon."

Benoit Giasson von der University of Pennsylvania in Philadelphia beruhigt: "Die Leute sollten nicht panisch reagiern." Nicht jeder auf dem Land lebende ist durch den Einsatz von Rotenon gefährdet. Aber Giasson fordert auf, das Insektizid mit größerer Vorsicht einzusetzen.

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