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Meeressäuger: So viele Schweinswale in Weser und Elbe gesichtet wie selten zuvor

Sie leben eigentlich im offenen Meer, doch im Frühjahr zieht es Schweinswale auf der Jagd auch in einige Flüsse. In diesem Jahr passierte das außergewöhnlich häufig. Warum?
Gewöhnlicher Schweinswal (Phocoena phocoena)
Im Vergleich zu den Vorjahren wurden im April 2024 fünf- bis zehnmal häufiger Schweinswale in Elbe und Weser detektiert.

Im Frühjahr 2024 sind in der Elbe und der Weser außergewöhnlich häufig Schweinswale entdeckt worden. In der Ems wurden die Meeressäuger erstmals sogar jenseits eines Sperrwerks nachgewiesen, wie die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in einer Mitteilung berichtet. »Der April 2024 war in Weser und Elbe seit Beginn unserer Messungen ein absolutes Rekordjahr«, wird der Leiter des Referats Tierökologie, Thomas Taupp, darin zitiert. »Im Vergleich zu den Vorjahren wurden dort fünf- bis zehnmal häufiger Schweinswale detektiert.« Das Monitoring wird mit Unterwassermikrofonen, so genannten Hydrophonsystemen, an festen Standorten durchgeführt: seit 2019 in der Elbe bei Wedel, seit 2022 in der Weser bei Stadland und seit 2010 an vier Stationen in der Außenems. Im Jahr 2024 wurde erstmals ein Hydrophonsystem in der Unterems bei Terborg stromauf des Emssperrwerks installiert.

Schweinswale (Phocoena phocoena) sind mit den Delfinen verwandt, unterscheiden sich aber in einer Reihe anatomischer Merkmale. Besonders charakteristisch ist die Form des Kopfes und der Zähne. Die bis zu 1,80 Meter langen und bis zu 90 Kilogramm schweren Meeressäuger jagen mit Hilfe von Echoortung nach kleinen Fischen. Laut der BfG leben Schweinswale normalerweise in der Nordsee und im Wattenmeer. Auch in der Ostsee bilden sie eine kleine Population. Im Frühjahr dringen sie regelmäßig in die Flüsse Elbe, Ems und Weser vor, um dort einen ihrer Beutefische, den Stint, zu jagen.

Die Ergebnisse der Messungen von April 2024 sind beachtlich: In der Weser bei Stadland seien in 33 Prozent der Stunden Schweinswallaute erfasst worden, in der Elbe bei Wedel sogar in 44 Prozent der Stunden. Dass sogar Laute oberhalb des Emssperrwerks bei Terborg aufgezeichnet werden konnten, zeige, »dass Schweinswale tatsächlich durch das Sperrwerk stromaufwärts in die Ems wandern«, heißt es.

Laut Trupp gibt es jedoch keine abschließende Erklärung, weshalb in diesem Frühjahr so häufig Schweinswale erfasst wurden. »Grundsätzlich sind Schweinswale nur anwesend, wenn es genug Fisch zu fressen gibt, da sie einen hohen Energiebedarf haben und regelmäßig fressen müssen«, erklärte er gegenüber der deutschen Presseagentur. »Da die Tiere aus dem Wattenmeer in die Flüsse einwandern, können auch die dortigen Bedingungen einen Einfluss gehabt haben.« Grundsätzlich sei es aber ein positives Zeichen, dass sie vermehrt in die Flussmündungen schwimmen. Noch in den 1990er Jahren hatten sie sich kaum mehr in Elbe, Weser und Ems hineingewagt. »Durch geeignete Maßnahmen zur Verbesserung des Zustandes der Ästuare werden heute in allen drei Flüssen trotz des relativen hohen Aufkommens an Schiffsverkehr wieder regelmäßig Schweinswale gesichtet«, heißt es im Fazit des ausführlichen Monitoring-Berichts(dpa/kmh)

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