Sonne aktuell: Die Sonne beruhigte sich wieder etwas
Die meisten Fleckengruppen, die sich im September auf der Sonnenscheibe zeigten, waren von moderater Größe und schienen sich zu dieser Zeit dem Ende ihrer Entwicklung zu nähern. Typische Anzeichen für diese Phase sind große Penumbren, konzentriert auf den in der Sonnenrotation vorausgehenden magnetischen Pol der Fleckengruppen, nebst einer verminderten Anzahl von Einzelflecken und einer geringeren strukturellen Komplexität. Solche Merkmale für den Rückgang eines Aktivitätsschubs ließen sich mit Amateurteleskopen gut beobachten und fotografieren (siehe »Auslaufmodell für Sonnenflecken«). Hierzu passt auch die verringerte Intensität der Eruptionen (englisch: flares).
Die Abnahme der Sonnenfleckenrelativzahl R fällt jedoch weniger dramatisch aus, weil die Zahl g der Fleckengruppen mit einer zehnfachen Gewichtung in die Berechnung der Relativzahl eingeht: R = 10 g + f, wobei f die Anzahl der Einzelflecken ist. Da sich g im betrachteten Zeitraum kaum veränderte, sank auch R insgesamt nicht wesentlich ab. Für den Monat September ermittelte die Fachgruppe Sonne der Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) einen provisorischen Wert von R = 146,1, nach rekordverdächtigen 215,2 im August und 198,6 im Juli. Diesen Werten liegt die seit dem Jahr 2015 international gültige Eichung der Relativzahlen durch das Solar Influences Data Analysis Center (SIDC) zu Grunde. Mit weitgehend denselben Fleckengruppen wie im August blieb im September auch das deutliche Übergewicht der Aktivität der Südhalbkugel bestehen (siehe »Der Süden dominiert«). Ihre zahlreichen Aktivitätsgebiete verrieten sich allesamt noch durch gut sichtbare Gruppen, während sich die Nordhalbkugel in dieser Hinsicht erneut sehr sparsam präsentierte.
Deutlicher als bei den Flecken zeigten sich Hinweise auf einen Aktivitätsabschwung bei den Eruptionen: In der ersten Septemberhälfte traten noch 16 Flares der zweitstärksten Kategorie M und sogar eine Eruption der stärksten Klasse X auf, also etwa ein kräftiger Flare pro Tag, wie schon in den beiden Vormonaten. In der zweiten Septemberhälfte wurden jedoch nur zwei M-Flares registriert, am 22. und am 30. September. Dies steht in engem Zusammenhang mit der beschriebenen Entwicklung der Gruppen: Da die Magnetfelder einer aktiven Region gegen Ende ihrer Entwicklung einfacher strukturiert sind, bieten sich auch weniger Chancen auf Energie gewinnende Umbrüche dieser Felder, die große Eruptionen verursachen könnten. Deshalb ist die höchste Flare-Aktivität stets zu Beginn eines Aktivitätsschubs zu verzeichnen, wenn die Komplexität der Felder noch groß ist, wie zuletzt im Mai dieses Jahres.
Wie lange es dauert, bis diese Beruhigung von einem neu entstandenen Aktivitätsgebiet beendet wird, bleibt abzuwarten – die Sonne ist ja stets für Überraschungen gut. Vorab sei hier schon angemerkt, dass es gleich am 1. Oktober 2024 zu einem heftigen Flare der Klasse X 3 kam; zugleich bildete sich im Süden eine auffällige Fleckenkette, die vier Gruppen umfasste. Die zweite Septemberhälfte erbrachte somit nur eine kurze Beruhigung.
Ob stark oder schwach: Magnetische Strukturen zeigen sich am deutlichsten in der Chromosphäre, weil ihre geringen Gasdichten sich dem magnetischen Druck und mithin den Formen der magnetischen Flussröhren anpassen müssen. Dagegen wird die Photosphäre nur an denjenigen Stellen beeinträchtigt, an denen ein austretendes Magnetfeld am stärksten ist; hier wird der Aufstieg von heißem Gas aus tieferen Schichten gebremst. So entsteht ein kleines Gebiet, das etwas kühler als seine Umgebung ist: ein Sonnenfleck.
Flecken bilden sich also an den Durchstoßpunkten, an denen die stärksten Magnetfelder aus der sichtbaren Sonnenoberfläche, der Photosphäre, austreten. Sie bilden zugleich die Fußpunkte größerer Feldbögen, die sich in große Höhen erstrecken können. Schwache Felder mit Stärken von weniger als 3000 Gauß (0,3 Tesla) beeinflussen die hohen Gasdichten der Photosphäre dagegen nur wenig. Ihre Existenz bleibt somit im Weißlicht unsichtbar. Im Gegensatz dazu zeigen sich mit einem sehr schmalbandigen Filter für den Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha in der Chromosphäre kleinste Spuren eines Magnetfelds: dunkle Filamente oder feine Lichtbrücken über einem Fleck (siehe »Magnetisch strukturierte Chromosphäre«).
Angesichts des fortgeschrittenen Zyklusverlaufs dürfte die Abstiegsphase nun näher rücken. Zwar schien es bereits im Frühjahr so – doch dann begann in den Monaten Mai bis August ein nochmaliger überraschend kräftiger Aktivitätsanstieg. Aber nun, fünf Jahre nach dem vorangegangenen Aktivitätsminimum, dürften wir das wahre Maximum gesehen haben. Die Abstiegsphase wird sich voraussichtlich über sechs Jahre hinziehen. Somit dürfen wir uns auch in den kommenden zwei bis drei Jahren noch auf eine interessante Aktivität freuen. Bleiben Sie dran!
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