Lexikon der Biologie: Wolfspinnen
Wolfspinnen, Wolfsspinnen, Lycosidae, Familie der Webspinnen mit ca. 2500 Arten (70 in Mitteleuropa), über alle Erdteile und Klimazonen verbreitet. Langbeinige, braun, grau, schwarz und weiß gezeichnete Spinnen mit charakteristischer Augenstellung; Körpergröße reicht von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern (z.B. Taranteln). Fast alle Wolfspinnen bauen kein Fanggewebe, sondern lauern auf Beute und überwältigen sie in kurzem Sprung oder Lauf. Ausnahmen bilden die mitteleuropäische Art Aulonia albimana und die in Afrika und Asien verbreitete Gattung Hippasa; sie bauen bodennah Netze, die jenen der Trichterspinnen ähneln. Die kleineren Arten leben meist frei, viele größere Arten (Lycosa [ vgl. Abb. 1 ], Alopecosa, Trochosa) bauen Erdröhren, die bei manchen sogar mit einem Deckel verschlossen werden (Konvergenz zu den Falltürspinnen). Wolfspinnen sind am Tag (Pardosa, Alopecosa) oder in der Nacht (Trochosa, Taranteln) aktiv. Neben Erschütterungsreizen spielen auch optische Reize (Kontrastfärbungen, Bewegung) eine bedeutende Rolle bei Beutefang und Balz. Wahrnehmung polarisierten Lichts (Polarisationssehen) und Sonnen-Kompaßorientierung ist bei manchen uferbewohnenden Arten bekannt. Viele Wolfspinnen haben eine ausgeprägte Balz. Das Männchen signalisiert mit auffallenden Bewegungen der Taster, der Vorderbeine und/oder des Opisthosomas Paarungsbereitschaft. Männchen von Hygrolycosa rubrofasciata trommeln mit speziellen Klöppelhaaren der Ventralseite des Opisthosomas auf trockenes Laub; Stridulation als Paarungssignal ist von mehreren Arten bekannt. Bei allen Wolfspinnen trägt das Weibchen den Kokon an den Spinnwarzen (Spinnapparat) festgesponnen mit sich. Nach dem Schlüpfen steigen die Jungen auf den Körper der Mutter und bleiben dort bis zu einer Woche. Danach zerstreuen sie sich und beginnen ein eigenständiges Leben. – Einige Arten und Gattungen mitteleuropäischer Wolfspinnen: Trochosa; – Pardosa: artenreichste Gattung (40), mit senkrecht abfallenden Prosomaseiten, oft helle Prosoma-Längsbinden; grau oder braun gefärbt mit hellen und dunklen Mustern, tagaktiv; Pardosa lugubris: sehr häufige Art lichter Wälder, Männchen sehr dunkel mit weißer Zeichnung, Weibchen braun gescheckt; Pardosa purbeckensis: Art der Küsten, erträgt stundenlange Überflutung; Pardosa wagleri: Art der alpinen Geröllhalden sowie Fluß- und Seenschotter, steingrau gefärbt, läuft sehr gut auf dem Wasser; – Alopecosa: 15 Arten, ähnlich Pardosa, Körper und Extremitäten jedoch plumper, 7–18 mm Körperlänge, Prosoma mit hellem, ungezeichnetem Längsband, Opisthosoma bei manchen Arten mit rautenförmigem Muster; tagaktiv; Alopecosa cuneata: Männchen hat eine deutlich verdickte Vordertibia ( vgl. Abb. 2 ), die eine Drüse enthält; bei der Balz beißt das Weibchen in die Tibia; – Pirata: 8 Arten, typische Prosomazeichnung ( vgl. Abb. 2 ); alle Arten leben in Gewässernähe; häufigste Art: Pirata piraticus mit hellbrauner Färbung und auffallenden weißen Längsbinden und Punkten am Opisthosoma; läuft geschickt auf dem Wasser und taucht gelegentlich; Gespinströhren am Ufer; – Arctosa: 8 Arten, meist hell gefärbtes Prosoma, unregelmäßig stark gemustertes Opisthosoma und geringelte Beine; häufigste Art: Arctosa perita (9 mm), lebt in Dünen der Meeresküsten und des Binnenlands; Gespinströhre mit tunnelartigem Eingang, der bei schlechtem Wetter zugesponnen wird; Arctosa leopardus ist eine häufige Art in Gewässernähe und in feuchter Bodenstreu. Webspinnen I .
C.G.
Wolfspinnen
Abb. 1:
1 Männchen einer südamerikanischen Wolfspinne (Lycosa spec.);2 das Weibchen trägt den mit Eiern gefüllten Brutkokon mit sich herum. 3 Diese Makroaufnahme des „Gesichts“ der Wolfspinne Lycosa erythrognatha (Männchen) zeigt die Augen, darunter die Basalglieder der beiden Cheliceren („Kieferfühler“), an deren Seiten die beiden eingeschlagenen Kiefertaster liegen.
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