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Lexikon der Chemie: Osmiumverbindungen

Osmiumverbindungen, Wichtigste binäre Osmiumverbindung ist das Tetraedermoleküle bildende Osmium(VIII)-oxid, Osmiumtetroxid, OsO4, das in zwei Modifikationen kristallisiert: farblose, monokline Nadeln, D. 4,906 g cm-3, F. 39,5 °C; gelbe Nadeln, F. 41 °C; Kp. (beider Formen) 130 °C. OsO4 ist leicht flüchtig. In Wasser ist es mäßig, in organischen Solvenzien gut löslich.

Osmium(VIII)-oxid ist sehr giftig. Die Dämpfe riechen charakteristisch chlordioxidähnlich, verursachen gefährliche Bindehautentzündungen und führen zu Kopfschmerzen und Sehstörungen.

OsO4 bildet sich in geringen Mengen bereits beim Liegen von Osmiumpulver an der Luft, man stellt es durch Erhitzen von Osmium im Sauerstoffstrom im Bereich von 500 bis 800 °C her. Der Einsatz erfolgt als Katalysator bei Oxidations- und Hydroxylierungsreaktionen sowie zum Brünieren von Kupfer. Die Reaktion von Osmium mit Halogenen führt in Abhängigkeit von den Reaktionsbedingungen zu verschiedenen Osmiumhalogeniden, z. B. den folgenden: Osmium(IV)-chlorid, Osmiumtetrachlorid, OsCl4, rotbraune Nadeln, Kp. 450 °C. Osmium(III)-chlorid, Osmiumtrichlorid, OsCl3, braune, kubische, in Wasser und Alkohol leicht lösliche Kristalle. Osmium(II)-chlorid, Osmiumdichlorid, OsCl2, dunkelbraune, wasserunlösliche Verbindung. Osmium(VII)-fluorid, Osmiumheptafluorid, OsF7, gelbe, pentagonal-bipyramidale Moleküle bildende, sehr instabile Verbindung, die aus den Elementen bei 600 °C und 40 MPa gebildet wird. Osmium(VI)-fluorid, Osmiumhexafluorid, OsF6, leicht flüchtige, zitronengelbe Kristalle; F. 33,2 °C, Kp. 46 °C. Osmium(V)-fluorid, Osmiumpentafluorid, (OsF5)4, blaugrüne, tetramere Moleküle bildende Verbindung; F. 70 °C, Kp. 225,9 °C. Osmium(IV)-fluorid, Osmiumtetrafluorid, OsF4, gelbe, nicht flüchtige, wahrscheinlich polymer strukturierte Verbindung; F. 230 °C.

Es existieren auch zahlreiche Osmiumkomplexe, die sich durch folgende Reaktionen bilden: Reaktionen von Osmium mit oxidierenden Alkalischmelzen – z. B. Alkalihydroxid/Alkalinitrat – ergeben Alkali-osmate(VI), wie das dunkelviolette, diamagnetische K2[OsO4]·2 H2O, das als Dioxo-tetrahydroxoosmat(VI) K2[OsO2(OH)4] anzusprechen ist. Osmium(VIII)-oxid löst sich in starken Alkalilaugen unter Bildung roter Osmate(VIII) M2[OsO4(OH)2]. Bei gleichzeitiger Einwirkung von konz. Ammoniak erhält man die interessanten, eine kovalente Os≡N-Dreifachbindung enthaltenden Nitridoosmate(VIII) M[OsO3N]. Weitere Osmiumkomplexe entstehen durch Reaktion der Osmiumhalogenide mit Alkalihalogeniden, so die oktaedrischen Hexafluoroosmate(V) M[OsF6] sowie die mit Hexachloroplatinaten(IV) isomorphen, recht stabilen Hexachloroosmate(IV) M2[OsCl6]. Oktaedrische Osmium(II)- und Osmium(III)-Komplexe treten gegenüber den zahlreichen homologen Eisen(II)-Verbindungen deutlich zurück. Als Vertreter seien genannt: M4[Os(CN)6], [Os dipy3]X2, [Os(NH3)6]X3 und M3[OsCl6]. Analog den Carbonylen des Eisens und Rutheniums sind auch Osmiumcarbonyle bekannt: Os(CO)5, farblose Flüssigkeit, F. -15 °C; Os2(CO)9, gelborangefarbene Kristalle, F. 64 bis 67 °C (Z.); Os3(CO)12; hellblaue Kristalle, F. 224 °C (Strukturen-Metallcarbonyle); H2Os(CO)4, farblose Flüssigkeit, F. -15 °C. Mit Cyclopentadien reagiert Osmium unter Bildung von Osmocen, Bis-(h5-cyclopentadienyl)-osmium(II), (C5H5)2Os, farblose Kristalle, F. 230 °C.

  • Die Autoren
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