Lexikon der Ernährung: Entwicklungsländer
Entwicklungsländer, Edeveloping countries, die ca. 140 wirtschaftlich unterentwickelten Länder der sog. Dritten Welt (Drittweltländer). In ihnen leben über 80 % aller Menschen. Die Einteilung der E. erfolgt anhand verschiedener sozioökonomischer Kennzahlen, die den Lebensstandard der Bevölkerung gemessen an der Erfüllung der Grundbedürfnisse und dem Zugang zu staatlichen Dienstleistungen erfassen sollen. Die Einteilung ist umstritten, dient jedoch nach wie vor als Entscheidungskriterium für die Bedingungen in der Entwicklungszusammenarbeit. Als Sondergruppen der E. gelten die LDCs (Abk. für Eleast developed countries), die einen extrem niedrigen Entwicklungsstand aufweisen, die Schwellenländer und die Transformationsländer der ehemaligen kommunistischen Regierungen. Allen E. sind folgende Merkmale gemeinsam: unzureichende Versorgung mit Grundnahrungsmitteln, niedriges nationales Prokopfeinkommen, schlechte Gesundheitsversorgung, geringe Bildungsmöglichkeiten, hohe Arbeitslosigkeit (v. a. in ländlichen Regionen hoher Grad an Subsistenzwirtschaft), niedriger Lebensstandard bei ungleicher Verteilung der Güter und Dienstleistungen und einem hohen Anteil des Agrarsektors.
Ernährungssituation: Die Ernährungssituation in Entwicklungsländern ist durch eine hohe Rate an Unterernährung bzw. Mangelernährung durch Nahrungsmangel aufgrund vorherrschender Armut und damit verbundener mangelnder Ernährungssicherheit gekennzeichnet. Protein-Energie-Mangelsyndrome (PEM), Vitamin-A-Mangel, Jodmangel und Eisenmangelanämie sind die Haupternährungsprobleme in den meisten Entwicklungsländern. Ein weiteres Gesundheitsproblem ist die Beziehung zwischen Unterernährung und Infektionskrankheiten (Mangelernährung, Abb.).
Hauptrisikogruppen in E. in Bezug auf den Ernährungszustand sind Kinder und Frauen (Haupttodesursache für Kinder in E. ist Diarrhö). Ein Großteil der Kinder weist Zeichen chronischer und akuter Unterernährung auf. In Südasien z. B. sind mehr als 50 % der Kleinkinder zu klein für ihr Alter oder untergewichtig (Welternährungslage). Auch viele Frauen in den Entwicklungsländern haben einen schlechten Ernährungsstatus. Aufgrund von häufigen Schwangerschaften und harter körperlicher Betätigung haben sie einen erhöhten Nährstoffbedarf. Des Weiteren herrschen vielerorts Nahrungstabus und ungleichgewichtige Nahrungsverteilung innerhalb der Familie und zwischen den Geschlechtern.
Als Hauptursache für den schlechten Ernährungszustand weiter Bevölkerungsgruppen in Entwicklungsländern gilt Armut. Aber auch das rasche Bevölkerungswachstum, schlechte Gesundheitsversorgung und politische Instabilität fördern die Entstehung von Unterernährung – in extremer Form als Hungersnöte – in Entwicklungsländern.
Oberstes Ziel zur Verbesserung der Ernährungssituation in E. ist die Armutsbekämpfung (20 % der Weltbevölkerung leben von weniger als einem Dollar pro Tag und Person). Die zentralen Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit greifen aber auch auf der Ebene der Nahrungssicherheit bzw. der Ernährungssicherheit (Welternährungsprogramm). Dabei sind auch Maßnahmen aus dem Bereich Geburtenkontrolle sinnvoll. Eine verbesserte Nahrungssicherheit auf der Ebene der Haushalte kann durch gesteigerte landwirtschaftliche Produktion und eine Erhöhung des monetären Einkommens erzielt werden. Maßnahmen der individuellen Ernährungssicherung umfassen v. a. eine verbesserte Gesundheitssituation, Ernährungswissen und Fürsorgeverhalten für Kinder. Die Abb. gibt einen Überblick über die vielfältigen Einflussgrößen, die auf den Ernährungszustand wirken. Essay: Die Ernährungssituation armer Menschen in so genannten Entwicklungsländern.
Entwicklungsländer: Ursachen der Unterernähung. [veränd. n. UNICEF, 1990] Entwicklungsländer
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