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Lexikon der Ernährung: Obst

Obst, Efruit, die überwiegend roh genossenen, meist kernhaltigen Früchte von i. d .R. mehrjährigen Pflanzen (Sträucher, Bäume, aber auch mehrjährige Stauden). Sie werden handelsüblich und im Sprachgebrauch unterteilt in Steinobst, Beerenobst (teilweise als Weichobst zusammengefasst), Kernobst, Schalenobst (Nüsse), Südfrüchte und Wildfrüchte (Tab. 1).
O. unterscheidet sich von Gemüse, indem beim Gemüse verschiedene Pflanzenteile Verwendung finden (z. B. Wurzeln, Blätter, Spross) und die Pflanzen i. d. R. einjährig sind. O. weist gegenüber Gemüse außerdem einen höheren Zuckergehalt und dadurch süßen und durch Fruchtsäuren mehr oder weniger säuerlichen Geschmack auf.
Sowohl Genuss- als auch Nährwert sind stark vom Reifestadium der Frucht abhängig. Im unreifen Zustand ist die enthaltene Stärke noch nicht vollständig zu Zucker abgebaut, der Gehalt an Gerbsäuren und Fruchtsäuren ist hoch und die Bildung maßgeblicher Aromastoffe (Flavorbildung) noch nicht abgeschlossen. In der Genussreife ist die Entwicklung der Frucht vollständig abgeschlossen: die Stärke ist weitgehend zu Zucker abgebaut, unlösliches Pektin der Zellwände zu löslichem umgewandelt, wodurch die Frucht weich wird, die Färbung (Abbau von Chlorophyll, Bildung von Carotinoiden und Anthocyanen) und das Aroma sind fruchttypisch. Die enzymatischen Stoffwechselprozesse laufen jedoch weiter, es kommt zum weiteren Abbau von Pektin zu Galacturonsäure und damit zur Strukturveränderung (Früchte werden mehlig oder „matschig“). Durch Oxidationen und weitere biochemische Reaktionen von Farbstoffen entstehen Farbabweichungen, das Aroma verändert sich ebenfalls. Dieses Stadium nennt man Überreife, es führt schließlich zum Verderb (Genussuntauglichkeit). Aus Transportgründen werden viele Früchte vor ihrer Vollreife geerntet. Wie gut sie nachreifen, hängt von der Obstsorte, vom Reifezustand bei der Ernte und von den Transport- und Lagerbedingungen ab. Vielfach erreichen die derart in den Handel gelangenden Früchte das volle Aroma nicht.
Inhaltsstoffe: Der Nährstoffgehalt von O.variiert stark zwischen den Sorten. Es enthält (mit Ausnahme der Nüsse) meist 30–100 kcal pro 100 g, 13–23 % Kohlenhydrate, weniger als 1 % Fett und wenig Eiweiß. O. ist ein guter Lieferant für β-Carotin, Vitamin C und Folsäure sowie Kalium, Magnesium und z. T. Eisen (Tab. 2). Es enthält darüber hinaus organische Säuren sowie sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Carotinoide und Flavonoide).
O. kann jedoch auch Rückstände und – frisches O. sehr begrenzt – Zusatzstoffe enthalten. Rückstände (Pestizide, Umweltkontaminanten) befinden sich teilweise nur auf der Schale (lokale Kontamination) und können durch gründliches Waschen oder Schälen reduziert werden, andere sind jedoch im Fruchtfleisch enthalten (systemische Kontamination). Als Zusatzstoffe sind bei frischem O. nur die Behandlung der Schalenoberfläche von Citrusfrüchten mit Konservierungsmitteln (Biphenyl, Orthophenylphenol, Thiabendazol) und Wachsen erlaubt, bei Bananen die Behandlung mit Thiabendazol (Konservierung) und bei Walnüssen die Bleichung der Schale mit Natriumhypochlorid sowie bei geschälten Walnüssen auch die Konservierung mit Butylhydroxyanisol (BHA). Bei der Verarbeitung von O. sind weitere Zusatzstoffe zulässig. O. wird überwiegend frisch verzehrt, aber auch verarbeitet. Die wichtigsten Verarbeitungsverfahren sind Gefrieren, Trocknen (Trockenfrüchte), Weichdämpfen (Fruchtpulpe, Fruchtmark als sog. Halberzeugnisse), Kandieren, Hitzekonservierung (Obststerilkonserven) und Einkochen (Marmelade, Konfitüre, Gelee).
Der Verzehr von Frischobst lag 1998 in Deutschland bei 90 kg pro Kopf und Jahr (entspricht etwa 250 g / Tag). Davon entfiel ca. ein Drittel auf das deutsche Lieblingsobst, den Apfel (31 kg pro Kopf und Jahr). Der Obstverzehr unterliegt angebotsbedingten, z. T. stärkeren jährlichen Verbrauchsschwankungen. Der Selbstversorgungsgrad liegt in Deutschland bei ca. 40 %.

Obst: Tab. 1. Handelsübliche Unterteilung von Obst.

BezeichnungEigenschaftenBeispiele
KernobstObstsorten aus der Familie der Rosengewächse, deren Samen im sog. Kerngehäuse liegenApfel, Birne, Quitte
Steinobsteinsamige, saftige Früchte, deren ungenießbarer Samen von dem verholzten, inneren Teil der Fruchtwand umgeben istPfirsich, Pflaume, Kirsche
Beerenobstweichfleischige, saftige, kleine FrüchteErdbeere, Himbeere, Johannisbeere
Südfrüchteaus den Tropen oder Subtropen stammende FrüchteCitrusfrüchte, Banane, Ananas
Wildfrüchtewildwachsendes Obst mit essbaren FrüchtenHagebutte, Holunder, Schlehe
Nüsse (Schalenobst)hart- und trockenschalige FrüchteHaselnuss, Walnuss, Kokosnuss

Obst: Tab. 2. Energie- und Nährstoffgehalt augewählter Obstsorten. k. A. = keine Angabe. [Quelle: H. Scherz (Hrsg.): Die Zusammensetzung der Lebensmittel – Nährwert-Tabellen, Medpharm Stuttgart, 2000]

Nährstoffe / Energie
(in 100 g)
ApfelAprikoseBananeBirneErdbeere  KiwiOrangePfirsichPflaumeWeintraube
Energie [kcal]

Wasser [g]

Protein [g]

Fett [g]
Kohlenhydrate [g]

Ballaststoffe [g]

54

84,9

0,3

0,5

11,4

2,0

43

85,3

0,9

0,1

8,5

1,5

88

73,9

1,1

0,2

20,0

1,8

55

82,9

0,5

0,3

12,4

3,3

32

89,5

0,8

0,4

5,5

1,6

51

83,2

1,0

0,6

9,1

2,1

42

85,7

1,0

0,2

8,3

1,6

41

87,3

0,8

0,1

8,9

1,9

48

83,7

0,6

0,2

10,2

1,6

67

81,1

0,7

0,3

15,2

1,5

Mineralstoffe

Kalium [mg]

Magnesium [mg]

Eisen [mg]

122

5,7

0,25

279

9,2

0,65

370

31

0,35

116

7,1

0,16

161

13

0,64

314

24

0,8

165

12

0,19

194

9,0

0,32

177

7,9

0,25

197

7,6

0,4

Vitamine

β-Carotin [µg]

Folsäure [µg]

Vitamin C [mg]

29

7,5

12

1600

3,6

9,4

31

14

12

16

14

4,6

16

43

63

43

k. A.

46

18

29

49

81

2,7

9,5

366

2,0

5,4

33

43

4,2

  • Die Autoren

Albus, Christian, Dr., Köln
Alexy, Ute, Dr., Witten
Anastassiades, Alkistis, Ravensburg
Biesalski, Hans Konrad, Prof. Dr., Stuttgart-Hohenheim
Brombach, Christine, Dr., Gießen
Bub, Achim, Dr., Karlsruhe
Daniel, Hannelore, Prof. Dr., Weihenstephan
Dorn, Prof. Dr., Jena
Empen, Klaus, Dr., München
Falkenburg, Patricia, Dr., Pulheim
Finkewirth-Zoller, Uta, Kerpen-Buir
Fresemann, Anne Georga, Dr., Biebertal-Frankenbach
Frenz, Renate, Ratingen
Gehrmann-Gödde, Susanne, Bonn
Geiss, Christian, Dr., München
Glei, Michael, Dr., Jena (auch BA)
Greiner, Ralf, Dr., Karlsruhe
Heine, Willi, Prof. Dr., Rostock
Hiller, Karl, Prof. Dr., Berlin (BA)
Jäger, Lothar, Prof. Dr., Jena
Just, Margit, Wolfenbüttel
Kersting, Mathilde, Dr., Dortmund
Kirchner, Vanessa, Reiskirchen
Kluthe, Bertil, Dr., Bad Rippoldsau
Kohlenberg-Müller, Kathrin, Prof. Dr., Fulda
Kohnhorst, Marie-Luise, Bonn
Köpp, Werner, Dr., Berlin
Krück, Elke, Gießen
Kulzer, Bernd, Bad Mergentheim
Küpper, Claudia, Dr., Köln
Laubach, Ester, Dr., München
Lehmkühler, Stephanie, Gießen
Leitzmann, Claus, Prof. Dr., Gießen
Leonhäuser, Ingrid-Ute, Prof. Dr., Gießen
Lück, Erich, Dr., Bad Soden am Taunus
Lutz, Thomas A., Dr., Zürich
Maid-Kohnert, Udo, Dr., Pohlheim
Maier, Hans Gerhard, Prof. Dr., Braunschweig
Matheis, Günter, Dr., Holzminden (auch BA)
Moch, Klaus-Jürgen, Dr., Gießen
Neuß, Britta, Erftstadt
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Noack, Rudolf, Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke
Oberritter, Helmut, Dr., Bonn
Öhrig, Edith, Dr., München
Otto, Carsten, Dr., München
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Raatz, Ulrich, Prof. Dr., Düsseldorf
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Schek, Alexandra, Dr., Gießen
Schemann, Michael, Prof. Dr., Hannover (auch BA)
Schiele, Karin, Dr., Heilbronn
Schmid, Almut, Dr., Paderborn
Schmidt, Sabine, Dr., Gießen
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Schorr-Neufing, Ulrike, Dr., Berlin
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Stehle, Peter, Prof. Dr., Bonn
Stein, Jürgen, Prof. Dr. Dr., Frankfurt
Steinmüller, Rolf, Dr., Biebertal
Stremmel, Helga, Bad Rippoldsau
Ulbricht, Gottfried, Dr., Potsdam-Rehbrücke
Vieths, Stephan, Dr., Langen
Wächtershäuser, Astrid, Frankfurt
Wahrburg, Ursel, Prof. Dr., Münster
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Zunft, Hans-Joachim F., Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke

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