Lexikon der Ernährung: rational-emotive Therapie
rational-emotive Therapie, RET, Erational-emotive therapy, von Albert Ellis zwischen 1955 und 1960 in den USA entwickelte Modifikation der kognitiven Verhaltenstherapie (verhaltensmodifizierende Beratung), die oft bei ernährungsabhängigen Erkrankungen eingesetzt wird. Im Mittelpunkt dieses Ansatzes stehen das gegenwärtige Denken und Fühlen des Menschen, das auf die Realisierung zentraler Bedürfnisse und Werte gerichtet ist. Dabei hängen Denken und Fühlen kausal zusammen. Bei einer „gesunden Persönlichkeit“ ist das Denken weitgehend rational und die zugehörigen Gefühle sind positiv. Bei „gestörten Persönlichkeiten“ führen irrationale Auffassungen zu negativen Gefühlen und individuellen Problemen der unterschiedlichsten Art. Solche irrationalen Gedanken im Ernährungsbereich, die oft in Selbstgesprächen geäußert werden, sind z. B. „schlank ist schön“, „ich bin ein Versager, weil ich schon wieder meine Diät nicht eingehalten habe“, oder „man muss immer den Teller leer essen“.
Wie solche irrationalen Gedanken emotionale Störungen hervorrufen können, hat Ellis in seiner (empirisch noch nicht bestätigten) A-B-C-Theorie dargestellt: Aktivierende Ereignisse (A: activating events) rufen beim Individuum spezielle irrationale Überzeugungen und Bewertungen (B: belief systems) hervor, die dann ihrerseits negative Gefühle und falsches Verhalten (C: consequences) erzeugen. Beispiel: A: Das aktivierende Ereignis ist das Übergewicht des Klienten. B: Der Klient ist davon überzeugt, dass ihn daraufhin die Umwelt diskriminiert. C: Dadurch können beim Klienten Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle und eine Schwächung seines Selbstwertgefühls auftreten. Der Klient wird seine sozialen Kontakte reduzieren. Nicht das auslösende Ereignis selbst, sondern das – irrationale – Denken und die falsche Bewertung bestimmen also die Konsequenzen.
In der Therapie nimmt der Berater die Rolle eines „Erziehers“ ein und versucht, solche irrationalen Auffassungen zu korrigieren. Dabei wird der Klient mit seinen irrationalen Auffassungen konfrontiert; und in einem „Streitgespräch“ wird die Logik des Klienten angesprochen. Der Berater überzeugt den Klienten, dass seine Auffassungen falsch sind, und er ermutigt ihn, positiv zu denken. Wenn der Klient Einsicht gewonnen und seine Gedanken zu steuern gelernt hat (Selbstinstruktion), dann verschwinden auch die negativen Gefühle und die Symptome der Persönlichkeitsstörung. In der „Nacherziehung“ werden diese neuen Denkweisen gefestigt und die Eigenverantwortlichkeit gestärkt.
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