Lexikon der Geowissenschaften: Dinosaurier
Dinosaurier, der mit Schreckensechsen zu übersetzende Name dieser Reptilien spielt auf die Tatsache an, daß sie die größten und schwersten landlebenden Wirbeltiere der Erdgeschichte hervorgebracht haben. Dinosaurier zählen innerhalb der Klasse Reptilia zu den Archosauriern, die u.a. durch einen diapsiden (mit zwei Schläfenfenstern versehenen) Schädeltyp gekennzeichnet sind und überwiegend einen wechselwarmen Metabolismus besitzen. Relativ gleichzeitig treten in der oberen Trias die beiden bekannten Dinosaurier-Ordnungen Saurischia (Echsenbecken-Saurier, Abb. 1a ) und Ornithischia (Vogelbecken-Saurier, Abb. 1b ) im Fossilbericht auf. Dinosaurier dominierten mit einer unglaublichen Fülle sowohl carnivorer als auch herbivorer Formen weltweit (inklusive der Polarregionen) die mesozoischen Landfaunen. Man kennt neben isolierten Knochen und Zähnen auch artikulierte Skelette, Hautabdrücke, einzelne Fußspuren, Fährten sowie Koprolithen (Kotsteine). Überliefert sind außerdem auch Eier und ganze Gelege, die sehr selten fossilisierte Embryonen enthalten können. Dinosaurier kamen in allen Größenklassen von Hühnergröße bis zu gigantischen Riesenformen mit maximal 25 m Länge vor. Neben der ursprünglicheren zweibeinigen Fortbewegungsweise sind viele Formen zur Vierbeinigkeit übergegangen, hier sind besonders die riesigen Sauropoden zu nennen. Je nach Ernährungsgrundlage haben Dinosaurier schneidende (z.B. Theropoda, Abb. 2a ), stiftförmige, zum Greifen geeignete (z.B. Sauropoda, Abb. 2b ) oder mahlende Zähne (z.B. Ornithopoda, Abb. 2c ) entwickelt, teilweise waren auch im vorderen Kieferbereich Hornschnäbel ausgebildet (z.B. Ceratopsia, Abb. 2d ). Die Haut aller Dinosaurier wurde von Reptilschuppen bedeckt. In manchen Gruppen wurden jedoch bestimmte Körperregionen zusätzlich mit Knochen unterschiedlicher Form und Dicke versehen (z.B. Stegosauria, Abb. 3 ), die dem Schutz vor Freßfeinden, der Verteidigung, als Kommunikationsorgane oder der Thermoregulation dienten. Neueste Funde chinesischer Dinosaurier belegen auch das Vorhandensein federartiger Strukturen. Bei einigen, nach ihrer Anatomie besonders schnellen und wendigen, meist fleischfressenden Dinosauriern wird aus energetischen Gründen Warmblütigkeit vermutet. Theoretischen Berechnungen zufolge sollen Riesenformen wie Apatosaurus ( Abb. 4 ) auch eine deutlich erhöhte, aber jahreszeitlich schwankende Körpertemperatur gehabt haben (Gigantothermie). Am Ende der Kreide starben alle Dinosaurier aus, die Vögel jedoch als Nachfahren der Saurischia könnte man im Sinne der phylogenetischen Systematik als überlebende Dinosaurier bezeichnen. [DK]
Literatur: [1] BENTON, M.J. (1997): Vertebrate Palaeontology. – London u.a. [2] CURRIE, P.J. & PADIAN K. (Eds.) (1997): Encyclopedia of Dinosaurs. – San Diego u.a. [3] FARLOW, J.O. & BRETT-SURMAN, M.K. (Eds.) (1997): The Complete Dinosaur. – Bloomington/Indianapolis.
Dinosaurier 1: Die Großsystematik innerhalb der Dinosaurier wird u.a. anhand der Konstruktion des Beckengürtels vorgenommen. Man unterscheidet anhand der Stellung des Pubis (Schambein) die a) Saurischia (Echsenbecken-Saurier) von den b) Ornithischia (Vogelbecken-Saurier); zur Orientierung: links ist vorne. Dinosaurier 1:
Dinosaurier 2: Beispiele unterschiedlicher Schädelmorphologien und Bezahnungen. a) Theropoda: Deinonychus. b) Sauropoda: Diplodocus. c) Ornithopoda: Iguanodon. d) Ceratopsia: Triceratops. Schädelgrößen nicht maßstäblich. Dinosaurier 2:
Dinosaurier 3: gepanzerte und/oder bewehrte Dinosaurier: Stegosaurier Stegosaurus mit alternierenden dorsalen Knochenplatten und bestacheltem Schwanzende und einer Länge von ca. 7 m. Dinosaurier 3:
Dinosaurier 4: Der Sauropode Apatosaurus war mit fast 18 m Körperlänge einer der größten Dinosaurier. Dinosaurier 4:
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