Lexikon der Kartographie und Geomatik: Fortführung
Fortführung, E revision, der Prozess der Erfassung und von Veränderungen des Georaums und deren Übertragung in vorhandene GIS-Datenbanken oder Karten. Der Fortführung geht der Prozess des topographischen Informationsmanagements voraus. Da die Wirklichkeit hauptsächlich durch die Arbeit des Menschen (neue Gebäude, Straßen u. ä.), aber auch durch Naturkräfte (Windbruch, Küstenanlandung u. ä.) ständig verändert wird, bedürfen sowohl GIS-Datenbanken für GIS-Anwendungen und für die automatisierte Kartenherstellung als auch analoge Karten einer ständigen Fortführung, um den aktuellen Zustand der Wirklichkeit zeigen zu können.
Die wichtigsten Geodatenbanken des öffentlichen Vermessungswesens sind integriert in die Geoinformationssysteme ALK und ATKIS. ALK-Datenbanken werden kontinuierlich von den Katasterämtern mittels Fortführungsvermessung fortgeführt. Die auftretenden Veränderungen (z. B. Gebäudegrundrisse, Flurstücksgrenzen) werden gemeldet, sofort erfasst und in die Datenbanken übernommen.
Die topographischen ATKIS-Datenbanken befinden sich derzeit noch im Aufbau bei den Landesvermessungsämtern. Sich ergebende Änderungen werden aus turnusmäßig aufgenommenen Luftbildern digitalisiert (vgl. Digitalisierung) und in die bestehenden Datenbestände integriert. Mittels GIS-Software können aus ihnen z. B. topographische Karten unterschiedlicher Maßstäbe abgeleitet werden.
Für die Fortführung analoger Karten werden die Veränderungen sofort nachgetragen, so dass jederzeit ein Folienoriginal mit dem aktuellen Karteninhalt vorhanden ist. Bei Atlanten (Atlas) und thematischen Karten erfolgt die Fortführung nach Bedarf, bei Veröffentlichungen i. a. bei jeder neuen Auflage, z. B. beim Schulatlas jährlich.
Für topographische Karten hat die Fortführung besondere Bedeutung, weil ständig aktuelle topographische Karten u. a. für politische, militärische und Planungszwecke benötigt werden. Die Fortführung erfolgt hier periodisch entweder in einheitlichem Turnus oder entsprechend den auftretenden Veränderungen. Dementsprechend kann die Fortführung in Gebieten mit vielen Veränderungen pro Jahr (z. B. in Industrie- und Ballungsgebieten) in kürzeren und bei sich wenig verändernden Gebieten (z. B. in Waldgebieten) erst nach längeren Zeitabschnitten erforderlich sein. Ein konstanter Fortführungsturnus wird auf den durchschnittlichen Veränderungsgrad abgestimmt, so dass alle topographischen Karten in gleichen Perioden fortgeführt werden. Bei der Fortführung der Karten werden neue Objekte erstmals in die Karte eingetragen, nicht mehr vorhandene Objekte getilgt und veränderte Objekte korrigiert. Bei Letzteren können einerseits Lage und Verlauf der Linien, Grenzen und Begrenzungen (z. B. Flussregulierung) und andererseits qualitative und/oder quantitative Merkmale, Namen und/oder Bezeichnungen (z. B. Einwohnerzahl und Namen einer Siedlung) verändert sein. Hier ist der alte Karteninhalt umzuarbeiten, was meist durch Löschen der alten und Eintragen der neuen Darstellung erfolgt (Nachträge). Für das Eintragen neuer Objekte sowie für lagemäßige Objektveränderungen sind Luftbilder oder Karten größeren Maßstabs erforderlich. Ausgangs- und Zusatzmaterial werden meist zu Fortführungsoriginalen bzw. Änderungsoriginalen kombiniert. Diese Originale enthalten auf der Grundlage des alten Karteninhalts eine mehrfarbige, lagerichtige graphische Darstellung aller einzuarbeitenden Veränderungen. Sie bilden das Ausgangsmaterial für die kartographischen Herausgabearbeiten zur Fortführung oder Erneuerung der kartographischen Originale.
In methodischer Hinsicht werden die kartographischen Originale zeichnerisch oder mit Gravurtechniken korrigiert und ergänzt. Die Eintragungen können auch digital mit Methoden der graphischen Datenverarbeitung vorgenommen werden. Bei sehr vielen Veränderungen kann auch die gesamte Karte neu bearbeitet werden.
GBK
Literatur: HAKE, G. & GRÜNREICH, D. (1994): Kartographie. De Gruyter Verlag.
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