Lexikon der Mathematik: Picard, Charles Émile
französischer Mathematiker, geb. 24.7.1856 Paris, gest. 11.12.1941 Paris.
Picard besuchte von 1874 bis 1877 die Ecole Normale und erhielt 1886 den Lehrstuhl für Differential- und Integralrechnung an der Sorbonne.
Auf dem Gebiet der Funktionentheorie fand Picard 1879 und 1880 Sätze über die Werteverteilung von holomorphen Funktionen in der Nähe von wesentlichen Singularitäten. Er konnte damit Aussagen des Satzes von Casorati-Weierstraß verallgemeinern. Von großer Bedeutung ist auch sein Existenz- und Eindeutigkeitsbeweis für die Lösung des Anfangswertproblems einer gewöhnlichen Differentialgleichung. Auf Arbeiten von Abel und Riemann aufbauend studierte Picard algebraische Flächen und hiermit verbundene topologische Fragen. Er führte die Picard-Gruppe ein.
Nach dem ersten Weltkrieg war er führender Repräsentant des von den Siegermächten gegründeten Internationalen Forschungsrates und setzte sich entschieden für einen gegen Deutschland gerichteten Wissenschaftsboykott ein.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.