Lexikon der Neurowissenschaft: Descartes
Descartes, René, latinisiert Renatus Cartesius, französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler ( siehe Abb. ), *31.3.1596 La Haye (bei Tours), †11.2.1650 Stockholm; Schüler an der Jesuitenschule in La Flèche, studierte 1613-17 Jura, Literatur, Mathematik und Philosophie in Paris und Poitiers; im Dreißigjährigen Krieg Offizier unter Tilly; lebte nach langen Reisen durch Europa seit 1629 in freiwilliger Einsamkeit in den Niederlanden, folgte im Herbst 1649 der Einladung der Königin Christine als Lehrer des Königshauses nach Stockholm, wo er aber schon wenige Monate später starb. Descartes löste sich wie andere seiner Zeitgenossen von den Auffassungen von Aristoteles und Galen und führte Gedanken der Mathematik und Physik in das Weltbild ein. Er entwickelte eine philosophische Auffassung, die zunächst von einem völligen Zweifel an der Wahrheit, besonders im naturwissenschaftlichen Bereich, ausgeht, die Tatsache des Zweifelns aber wiederum als Beweis für die Existenz des Individuums betrachtet: "Cogito, ergo sum" ("Ich denke, also bin ich"). Nach Descartes lassen sich alle Phänomene der Welt als Ergebnis der mechanischen Wechselwirkung zusammenhängender Bestandteile korpuskular aufgefaßter Materie erklären. Neben der Mathematik und Physik, für welche er wichtige Beiträge lieferte, beschäftigte er sich auch mit anatomischen Untersuchungen, z.B. Sektionen. Er vertrat hierbei einen strengen Dualismus von Geist und Materie (cartesischer Dualismus). Descartes betrachtete den menschlichen Körper als eine irdische Maschine mit eigenen mechanischen Gesetzmäßigkeiten (rein mechanistische Deutung der Lebensvorgänge). Danach bewohnt die von Gott geschaffene Seele diese Maschine, ohne mit den körperlichen Funktionen außer bei Willkürbewegungen etwas zu tun zu haben. Descartes untersuchte auch die Funktion der Sinnesorgane und nahm an, daß die aus ihnen und aus dem Blut einströmenden Teilchen in der Epiphyse zusammenfließen. In dieser entstünde der spiritus animalis, der durch Poren der Nervensubstanz in die Nerven eindringe. Die Nerven sind nach Descartes hohl, so daß sie den spiritus animalis den Muskeln zuleiten könnten und dort durch Aufblähung die Bewegung auslösen. Die Epiphyse sei zugleich der Sitz der Seele, der Vorstellung und der Empfindung. Werke (Auswahl): "Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité" (1637), "Principia philosophiae" (1644), "Traité de l'homme" (erst posthum veröffentlicht).
R. Descartes
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