Lexikon der Neurowissenschaft: Weber
Weber, Ernst Heinrich, deutscher Anatom und Physiologe, *24.6.1795 Wittenberg, †26.1.1878 Leipzig; Professor für Anatomie (1821-1871) und Physiologie (1840-1866) in Leipzig; Begründer einer auf Wahrnehmungsversuchen gestützten Sinnesphysiologie und Wegbereiter der Psychophysik. Am bekanntesten sind seine Versuche zur Gewichtswahrnehmung, in denen er den Unterschied von zwei auf den Handrücken gelegten Gewichten variierte und so die Differenz bestimmte, bei der beide Gewichte noch als eben merklich verschieden erschienen. Dabei zeigte sich, daß der eben merkliche Unterschied (ΔI) in einem konstanten Verhältnis zur Größe des Bezugsreizes (I) steht: ΔI/I = k(Weber-Gesetz). Diese Untersuchungen bildeten den Ausgangspunkt für das Fechner-Gesetz. Ähnlich untersuchte Weber die taktile Raumwahrnehmung, indem er den Abstand von Zirkelspitzen (Weber-Tastzirkel) auf der Haut bestimmte, bei dem beide Reizpunkte gerade noch getrennt erschienen, wobei sich beträchtliche Unterschiede ergeben: Für Zungenspitze, Fingerkuppen und Lippen ist die Raumschwelle am feinsten (1-3 mm), am gröbsten für den Rücken, Oberschenkel und Oberarm (50-100 mm). Als Weber-Versuch ist in der klinischen Hörprüfung ein Verfahren bekannt, bei der eine schwingende Stimmgabel auf die Schädelmitte aufgesetzt wird: Bei Innenohrschwerhörigkeit wird der Ton auf der gesunden Seite lauter gehört, bei Mittelohrschwerhörigkeit auf der erkrankten Seite. Als Weber-Täuschung wird in der Temperaturwahrnehmung die Tatsache bezeichnet, daß ein Gegenstand schwerer erscheint, wenn er kalt ist, als wenn er warm ist; Kältereize erregen in gewissen Umfang auch die Druckrezeptoren und signalisieren so eine scheinbare Zunahme des Gewichts. Werke (Auswahl): "De pulsu, resorptione, auditu et tactu" (1834), "Der Tastsinn und das Gemeingefühl" (1846).
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