Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Kognition: Auf der Suche nach dem Unbewussten

Wir unterscheiden wie selbstverständlich zwei Arten von geistigen Prozessen: solche, die bewusst und kontrolliert ablaufen, und andere, die unbewusst und automatisch sind. Doch lässt sich das wirklich so einfach trennen?
Die Anatomie des Menschen

Mächtig und unkontrollierbar sei es und sorge obendrein dafür, dass wir nicht Herr im eigenen Haus sind, heißt es. Laut einem beliebten Vergleich ähnelt es einem riesigen Eisberg, der unter der Oberfläche unserer bewussten Gedanken und Wünsche verborgen liegt. Gemäß einer anderen Metapher handelt es sich um eine Art Druckkessel, aus dem verbotene Fantasien, Ängste, Traumata und Konflikte hervordrängen und sich nachts, wenn wir träumen, in schwer zu deutenden Bildern und Geschichten ausdrücken. Nur die aufwändige Analyse im Rahmen einer Therapie könne offenbaren, was sie uns mitzuteilen haben.

An solche Klischees denken die meisten Menschen, wenn von dem Unbewussten die Rede ist. Vieles davon verdanken wir Sigmund Freud und der Psychoanalyse oder jedenfalls dem, was im Alltagsverständnis davon übrig blieb. Doch was wissen wir eigentlich genau über das Unbewusste? Lässt sich unser Geist tatsächlich in zwei getrennte Bereiche aufteilen, von denen der eine bewusst und der andere unbewusst ist?

In der modernen psychologischen Forschung hat diese Sichtweise einen festen Platz. Seit den 1970er Jahren entwickelten zahlreiche Kognitionsforscher ­Modelle, wonach wir uns beim Denken, Urteilen und Entscheiden zweier verschiedener, komplementärer Systeme bedienen. Der Ansatz wird oft kurz als »Dual-process«-Theorie bezeichnet, zu Deutsch: Zwei-Prozesse-Theorie ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigen Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Pauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum edition – Sprache

In dieser »edition« behandeln wir das Thema Sprache von den Wurzeln bis hin zur Entschlüsselung von tierischer Kommunikation mit KI. Wie klingt eine Sprache, die fast niemand kennt? Denken Menschen anders, wenn sie anders sprechen? Und was verrät der Klang einer Sprache über unsere Wahrnehmung?

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

  • Quellen

Block, N.: The Anna Karenina theory of the unconscious. Neuropsychoanalysis 13, 2011

De Neys, W.: On dual- and single-process models of thinking. Perspectives on Psychological Science 16, 2021

Gawronski, B.: Six lessons for a cogent science of implicit bias and its criticism. Perspectives on Psychological Science 14, 2019

Krickel, B.: The unconscious mind worry: A mechanistic-explanatory strategy. Philosophy of Science 10.1017/psa.2022.18, 2022

Melnikoff, D. E., Bargh, J. A.: The mythical number two. Trends in Cognitive Sciences 22, 2018

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.