Alien-Hand-Syndrom : Wenn eine Hand nicht weiß, was die andere tut
Es ist wie ein Wettkampf zweier Kontrahenten: Die rechte Hand führt ein Taschentuch zur Nase. Noch bevor sie ihr Ziel erreicht, versucht die linke, es ihr zu entreißen. Sie hält es fest, doch schließlich befreit die rechte das Objekt aus ihrem Griff. Die linke nimmt wieder die Verfolgung auf und wird von ihrem Gegenspieler weggestoßen. Die Nase – sie bleibt ungeputzt.
Was bizarr anmutet, kann Ausdruck einer seltenen neurologischen Störung sein. Betroffene empfinden dabei eine Hand als fremd oder unbeherrschbar, ganz so, als folge sie einem eigenen Willen. »Das sind ja zweierlei Menschen, der Arm und ich«, wird eine Patientin in der ersten dokumentierten Beschreibung des Phänomens zitiert. 1908 veröffentlicht der Neurologe Kurt Goldstein (1878–1965) einen Bericht über den Fall. Später bekommt die Störung einen Namen: Alien-Hand-Syndrom (deutsch: Fremde-Hand-Syndrom). Üblicherweise ist tatsächlich eine Hand betroffen, seltener kann sich ein Bein fremd anfühlen oder ein Eigenleben entwickeln. Allgemein spricht man dabei von Alien-Limb-Syndrom (deutsch: Fremde-Gliedmaße-Syndrom).
Betroffene reagieren oft verängstigt und frustriert. Auch Herr A. war entsetzt, als er vor zwölf Jahren nach einem Schlaganfall das Eigenleben seiner linken Hand bemerkte…
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben