Entscheidungen: Auf die Details kommt es an
Je weiter entfernt eine Belohnung in der Zukunft liegt, desto weniger attraktiv erscheint sie uns – selbst wenn der spätere Gewinn größer wäre als ein sofort greifbarer. Malen wir uns den Mehrwert jedoch im Detail aus, sind wir eher bereit zu warten. Der Grad der Willenskraft hängt dabei maßgeblich von der Aktivität des Hippocampus ab, der Gedächtniszentrale im Gehirn.
Forscher um Mathias Pessiglione vom Institut du Cerveau et de la Moelle Epinière in Paris entdeckten dies in einem MRT-Experiment. Die Probanden mussten dabei entscheiden, ob sie eine kleine, aber schnelle Belohnung bevorzugten oder lieber auf eine größere warteten. Sie hatten die gleich verfügbaren Optionen, etwa appetitliche Mahlzeiten oder eine Massagesitzung, unmittelbar vor Augen, die späteren Belohnungen wurden dagegen nur in Textform erläutert. Hier war also Vorstellungskraft gefragt – und siehe da: Je detailreicher sich die Probanden den späteren Gewinn ausmalten, desto eher entschieden sie sich für ihn. Die Genauigkeit der Imagination hing dabei mit der Aktivität im Hippocampus zusammen: Er liefert die Erinnerungen, auf die unsere Fantasie zurückgreift.
Alzheimerpatienten mit einem geschädigten Hippocampus fiel es deutlich schwerer, sich die beschriebenen Optionen detailreich vorzustellen. Sie neigten folglich dazu, sich für die sofort verfügbare Belohnung zu entscheiden.
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