Objekt des Monats: Messier 34 – eine Schatztruhe für Anfänger
Einige offene Sternhaufen sind so hell, dass man sie sogar unter einem Stadthimmel leicht finden und beobachten kann. Messier 34 (M 34) im Sternbild Perseus ist das beste Beispiel dafür: Er ist – ähnlich wie die bekannten Plejaden im Stier – nur etwa 180 Millionen Jahre alt und befindet sich mit einer Entfernung von zirka 1500 Lichtjahren lediglich etwas weiter entfernt. Seine hellsten Mitglieder sind schon im Fernglas gut zu erkennen, auch wenn er insgesamt nicht sehr sternreich ist: Bis zur 16. Größe gibt es nur rund 100 Haufenmitglieder. Mit einem Durchmesser von ungefähr 15 Lichtjahren erscheint M 34 an unserem Himmel größer als der Vollmond. Was möchte man mehr? Dieser Sternhaufen ist ein ideales Objekt für den Einstieg in die visuelle Beobachtung.
Mit bloßem Auge
Die Entdeckung wird Charles Messier zugeschrieben, der in der Nacht des 25. August 1764 notierte: »Haufen schwacher Sterne, zwischen dem Kopf der Medusa und dem linken Fuße der Andromeda.« Johann Elert Bode (1747 – 1826) hatte ihn ein Jahrzehnt nach Messier beobachtet und merkte an, dass er ihn mit bloßem Auge erkennen konnte. Es besteht die Möglichkeit, dass der sizilianische Astronom Giovanni Battista Hodierna (1597 – 1660) dasselbe Objekt bereits ein Jahrhundert zuvor beobachtet hatte. Da er aber nur eine vage verbale Beschreibung hinterließ, die sich überdies nicht gut mit der tatsächlichen Lage von M 34 deckt, ist dies etwas spekulativ.
Das Auffinden bei den Koordinaten 𝛼 = 02h 42,0m, 𝛿 = +42° 46′ ist vergleichsweise einfach, weil Messier 34 ungefähr auf halber Strecke zwischen Algol (Beta Persei, β Per) und Alamak (Gamma Andromedae, γ And) liegt (siehe »Leicht zu finden«). Die westlichsten Ausläufer des Sternhaufens liegen nah an der Grenze von Perseus zu Andromeda. Von der Kanarischen Insel La Palma aus ist Messier 34 ein sehr auffälliges Objekt für das bloße Auge. Er ist 5,2 mag hell, durchmisst etwa 35 Bogenminuten und wird zu Recht auch als lohnendes Objekt für den Feldstecher hervorgehoben: Unter perfektem Himmel löst ein bescheidener 7 × 50-Feldstecher 15 bis 20 Sterne auf, bis in den dichten zentralen Bereich hinein.
Ungewöhnliche Eigenschaften
Der legendäre Amateurastronom und Autor Walter Scott Houston (1912 – 1993) bezeichnete M 34 als eines der schönsten Objekte für Weitfeldoptiken. Er bemerkte zugleich eine Eigenheit, nämlich die geringe Zahl an lichtschwächeren Mitgliedern. Die meisten Sternhaufen offenbaren bei höheren Vergrößerungen eine Vielzahl an schwächeren Sternen. Bei Messier 34 kommen zu den zirka 80 Sternen bis zur 12. Größenklasse, die in einem 13-Zentimeter-Refraktor bei 20-facher Vergrößerung zu sehen sind, jedoch kaum noch weitere hinzu (siehe »Helle Sterne unter sich«).
Hinsichtlich der Anordnung der Sterne findet man sehr unterschiedliche Interpretationen von verschiedenen Beobachtern. Michael Fritz erkennt hier die Figur eines Schmetterlings, dessen Flügel durch zwei größere, sternleere Bereiche nordwestlich und südöstlich des dichteren Zentralbereichs angedeutet werden. Der Name »Schmetterlingshaufen« ist aber bereits vergeben, nämlich an Messier 6 im Skorpion.
Anblick im Teleskop
Der Sternhaufen erscheint am schönsten bei 20-facher Vergrößerung in einem drei Grad großen Gesichtsfeld. Die scheinbare Ausdehnung erreicht dann sogar 40 Bogenminuten, in nordwestlicher zu südöstlicher Richtung ist sie etwas größer. Im Zentrum sticht eine acht Bogenminuten messende, dichtere Region mit einem eckigen Umriss hervor. Eine 90-fache Vergrößerung erscheint schon zu hoch für Messier 34, wenngleich der Anblick des dichteren Haufenzentrums selbst dann noch attraktiv ist. Welche Vergrößerung nun genau die beste ist, ist natürlich Ansichtssache und hängt vom Himmel und dem verwendeten Okular ab. Ein mittelstark vergrößerndes Superweitfeldokular kann nützlich sein: Es vermag – verglichen mit einer 20-fachen Vergrößerung – noch mehr schwächere Sterne aus dem Himmelshintergrund zu lösen, während sein weites Gesichtsfeld zugleich den Haufeneindruck erhält.
Fast alle helleren Sterne im Bereich von 8,0 bis 9,0 mag erscheinen visuell weißlich, während HD 16771 (7,3 mag) und BD+42 587 (7,9 mag) eher orange wirken. Die Farbe von BD+42 587 wurde bereits im Jahr 1872 von Ralph Copeland (1837 – 1905) bemerkt, während er unter Lord Rosse in Birr Castle beobachtete. Bei den orangefarbenen Sternen handelt es sich jedoch nicht um echte Haufenmitglieder. Eine gebogene Kette aus 9 bis 12 mag hellen Sternen, die sich rund 0,5 Grad östlich von BD+42 587 erstreckt, erscheint bei niedriger Vergrößerung ebenfalls sehr auffällig.
Messier 34 enthält einige Doppelsterne, von denen fünf in der Zeichnung von Michael Fritz eingezeichnet sind. Vier von ihnen können schon bei niedriger Vergrößerung getrennt werden. Die 8,0 und 8,6 mag hellen Komponenten von OΣ 44 stehen dagegen nur 1,4 Bogensekunden auseinander – im Positionswinkel von 56 Grad – und können mit einer 130-Millimeter-Optik nur bei 255-facher Vergrößerung und ruhiger Luft getrennt werden.
Experimentieren Sie ein wenig mit Ihren Okularen und testen Sie aus, wie dieser prächtige Sternhaufen Ihnen am schönsten erscheint!
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