Paläontologie: Die Rache der Säuger
Säugetiere galten bisher als Spätentwickler, die während des Erdmittelalters ein eher kümmerliches Dasein im Schatten der Dinosaurier fristen mussten. Doch vielleicht haben sich nicht alle mit der Opferrolle abgefunden.
Sie waren ständig auf der Flucht. Nur nachts, wenn ihre Feinde schliefen, trauten sie sich heraus, um im Schutz der Dunkelheit ein paar Insekten als bescheidenes Mahl zusammenzuklauben. Nur ja nicht auffallen, hieß ihr Überlebensmotto – bis eine schreckliche Katastrophe ihre Feinde auslöschte.
So ähnlich stellen sich Paläontologen die Evolution der Säugetiere vor, deren erste Vertreter immerhin schon in der Trias, also zu Beginn des Erdmittelalters, vor mehr als 200 Millionen Jahren auftauchten. Gleichzeitig entwickelten sich auch die Dinosaurier, die sich bekanntermaßen im Jura zu voller Blüte entfalteten, um dann zum Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig – vermutlich durch einen Meteoriteneinschlag – zu verschwinden. Erst als die gefährliche Konkurrenz durch dieses Ereignis vernichtet war, begann die große Zeit der Säuger, die sich im nachfolgenden Tertiär über die gesamte Erde ausbreiteten und sich dabei in eine Vielzahl an Arten aufspalteten.
Aber während des gesamten Erdmittelalters, so die Annahme, fristeten die Säugetiere ihr Dasein als unauffällige spitzmausgroße, nachtaktive Insektenfresser. Schließlich wäre jede größere Art dem Appetit von Tyrannosaurus und Co zum Opfer gefallen, die als gigantische Räuber die Erde beherrschten.
Damit wären die etablierten Rollen – Säuger als Beute und Saurier als Räuber – vertauscht. Und vielleicht wurde die Geschichte bisher von Paläontologen von der falschen Seite betrachtet, spekuliert Anne Weil von der Duke-Universität: Säugetiere und Dinosaurier lebten gleichzeitig am gleichen Ort und konkurrierten deshalb um Raum und Nahrung. Um der Konkurrenz auszuweichen, blieben die Säuger – so die bisherige Lehrmeinung – klein und unscheinbar. Doch vielleicht erreichten manche Dinosaurier auch deshalb ihre gigantische Größe, um so gefräßigen Säugern zu entkommen.
So ähnlich stellen sich Paläontologen die Evolution der Säugetiere vor, deren erste Vertreter immerhin schon in der Trias, also zu Beginn des Erdmittelalters, vor mehr als 200 Millionen Jahren auftauchten. Gleichzeitig entwickelten sich auch die Dinosaurier, die sich bekanntermaßen im Jura zu voller Blüte entfalteten, um dann zum Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig – vermutlich durch einen Meteoriteneinschlag – zu verschwinden. Erst als die gefährliche Konkurrenz durch dieses Ereignis vernichtet war, begann die große Zeit der Säuger, die sich im nachfolgenden Tertiär über die gesamte Erde ausbreiteten und sich dabei in eine Vielzahl an Arten aufspalteten.
Aber während des gesamten Erdmittelalters, so die Annahme, fristeten die Säugetiere ihr Dasein als unauffällige spitzmausgroße, nachtaktive Insektenfresser. Schließlich wäre jede größere Art dem Appetit von Tyrannosaurus und Co zum Opfer gefallen, die als gigantische Räuber die Erde beherrschten.
Doch vielleicht ist dieses Bild nicht ganz richtig. Denn was die Paläontologen um Yaoming Hu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zu Tage förderten, stellt die Vorstellung von der ewigen Opferrolle auf den Kopf. In der nordostchinesischen Provinz Liaoning, deren Yixian-Formation sich schon häufiger als Fundstätte spektakulärer Fossilien – wie diverser Urvögel und gefiederter Dinosaurier – erwiesen hatte, stießen sie auf Säugerüberreste aus der frühen Kreidezeit, die es tatsächlich in sich haben.
Denn bei dem nahezu vollständigen Skelett von Repenomamus robustus – einer erst im Jahr 2000 beschriebener, oppossumgroßer Spezies – konnten die Forscher noch den Mageninhalt analysieren. Und dabei handelt es sich um einen – Dinosaurier. Psittacosaurus, so der Name des Opfers, gehörte mit 14 Zentimetern Länge allerdings eher zu den kleineren Vertretern seiner Zunft, und vermutlich war es auch noch ein Jungtier, das sein Leben im Magen eines hungrigen Zeitgenossen beenden musste. Der noch recht gut erhaltener Zustand des Mageninhalts zeigt, dass der Dinosaurier fressende Säuger mit wenig Tischmanieren gesegnet war: Ohne viel darauf herumzukauen, hat er sein Opfer nahezu am Stück verschlungen.
Mit einer Körpergröße von einem halben Meter wirkt Repenomamus robustus zwar schon eindrucksvoller als eine Spitzmaus, bleibt aber im Vergleich zum zweiten Fund der Forscher immer noch kümmerlich: Repenomamus giganticus – so tauften die Forscher den Neuen, dessen Alter sie ebenfalls auf 128 bis 139 Millionen Jahre schätzen – war doppelt so groß wie sein Gattungsgenosse und mit einem geschätzten Gewicht von 12 bis 14 Kilogramm sicherlich ein beeindruckendes Kerlchen.
Wie sich dieses bisher größte bekannte Säugetier des Erdmittelalters ernährte, wissen die Forscher nicht. Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass es sich wie R. robustus nicht mit pflanzlicher Kost begnügte, sondern durchaus auch mal einen leckeren Dino zu schätzen wusste. Da die Beute heutiger Säuger die Hälfte des Körpergewichts erreichen können, wäre ein Happen von bis zu sieben Kilogramm für R. giganticus noch verdaulich gewesen. Dazu passt, dass aus der Yixian-Formation hauptsächlich kleine Saurier-Arten bekannt sind, die sich hier vielleicht im Schatten gefräßiger Säuger durchs Leben schlugen.
Damit wären die etablierten Rollen – Säuger als Beute und Saurier als Räuber – vertauscht. Und vielleicht wurde die Geschichte bisher von Paläontologen von der falschen Seite betrachtet, spekuliert Anne Weil von der Duke-Universität: Säugetiere und Dinosaurier lebten gleichzeitig am gleichen Ort und konkurrierten deshalb um Raum und Nahrung. Um der Konkurrenz auszuweichen, blieben die Säuger – so die bisherige Lehrmeinung – klein und unscheinbar. Doch vielleicht erreichten manche Dinosaurier auch deshalb ihre gigantische Größe, um so gefräßigen Säugern zu entkommen.
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