Sonne aktuell: Wieder ein Schub der Aktivität
Für alle, die unser Tagesgestirn regelmäßig beobachten, gab es im Oktober viel auf der Sonne zu sehen. Möglich wurde dies durch einen neuerlichen Aktivitätsschub auf ihrer Südhalbkugel. Dort zeigte sich gleich zu Monatsanfang eine Prozession von besonders aktiven Fleckengruppen (siehe »Aufgereiht zu einer Kette«). Diese aktiven Gebiete hatten sich in der zweiten Septemberhälfte auf der uns abgewandten Seite der Sonne gebildet und wurden dann infolge der Sonnenrotation am Ostrand der Scheibe für uns sichtbar.
Eine Umdrehung später, in der letzten Oktoberwoche, waren diese Gruppen erneut präsent (siehe »Kräftiges Comeback«). Nun waren die Flecken noch deutlicher ausgebildet und trieben somit die Sonnenfleckenrelativzahl R weiter nach oben. Dementsprechend reiht sich ihr Wert für den Oktober gut in die Serie der aktiven, dem Maximum nahen Vormonate ein: Das Beobachternetz der Fachgruppe Sonne der Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ermittelte eine provisorische Relativzahl von R = 158,3, nach Werten von 148,0 im September und sogar 215,2 im August 2024.
Wieder lag der Schwerpunkt der Aktivität auf der südlichen Halbkugel der Sonne. Dies wirft die Frage auf, ob sich die Nordhemisphäre noch einmal zurückmelden wird. Dank mehrerer kräftiger Gruppen, die sich dort bildeten, darf der Norden nicht vorschnell als inaktiv abgeschrieben werden – nur wurde seine Fleckentätigkeit bereits über Monate hinweg vom Süden übertroffen. An einem kommenden Aktivitätsschub könnte die Nordhalbkugel wieder beteiligt sein.
Dass die Fleckentätigkeit in der zweiten Septemberhälfte im Vergleich zum August deutlich zurückging, im Oktober aber sogleich wieder auflebte, mag wie ein Widerspruch zum insgesamt hohen Niveau der Fleckentätigkeit erscheinen. Er lässt sich dadurch erklären, dass sich der jüngste Aktivitätsschub ausschließlich auf die beschriebene Fleckenkette beschränkte. Die der Kette gegenüberliegende Sonnenseite, welche die zweite, ruhige Septemberhälfte prägte, blieb davon weitgehend unbeeinflusst.
Auch die Zahl der Eruptionen (englisch: flares) nahm im Oktober wieder zu und unterstrich den Aktivitätsschub im Herbst. Insgesamt wurden auf der uns zugewandten Sonnenseite mindestens 22 Ereignisse der zweitstärksten Klasse M und zwei Flares der stärksten Kategorie X registriert: einer am 2. und ein weiterer am 24. Oktober (siehe »Starker Strahlungsausbruch«). Damit dürfte der Oktober 2024 hinsichtlich des Aufkommens von Flares wohl einer der zehn aktivsten Monate des aktuellen Zyklus sein. Berücksichtigt man die Spanne der überwiegend sehr aktiven Monate seit Mai 2024, dann darf man erwarten, dass das Maximum dieses Zyklus auf den vergangenen Sommer fiel – Gewissheit hierüber werden wir erst in etwa einem Jahr haben, wenn weitere Daten vorliegen, die eine genauere Festlegung ermöglichen.
Mit der Fleckenaktivität ist noch lange nicht Schluss: Vielmehr sehen wir auch in den kommenden Jahren weiterhin interessanten Entwicklungen entgegen, denn das nun anstehende allmähliche Abklingen des Zyklus wird ja von vielen weiteren Schüben begleitet, die nur langsam seltener werden. Ideale Zeiten also, um jetzt mit der Sonnenbeobachtung zu beginnen – natürlich nur unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen, beispielsweise die Projektion des Sonnenbildes auf weißen Karton oder die Nutzung eines geprüften Objektivsonnenfilters aus dem Astrofachhandel. Wer unser Tagesgestirn regelmäßig beobachtet, ist auch bei der Fachgruppe Sonne der VdS sehr willkommen, beispielsweise, um bei der Ermittlung der hier regelmäßig veröffentlichten Monatsrelativzahlen mitzuhelfen. Einführende Informationen hierüber finden Sie unter vds-sonne.de. Verschaffen Sie sich selbst einen Eindruck vom aktuellen Geschehen!
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