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Sonne aktuell: Wieder ein Schub der Aktivität

Nach einer ruhigeren Phase in der zweiten Septemberhälfte drehte die Sonne im Oktober 2024 wieder voll auf. Hauptakteur war erneut ihre Südhalbkugel mit einer auffälligen Fleckenkette. Auch bei den Eruptionen zeigte sich der Oktober als einer der aktivsten Monate des aktuellen Zyklus.
Foto eines Teils der Sonnenscheibe mit sichtbaren Materieauswürfen am Rand.
Neben Flecken lassen sich auf der Sonne auch eindrucksvolle Protuberanzen beobachten und fotografieren. Aufnahmen wie diese gelingen mit einem Spezialfilter für den Spektralbereich der H-alpha-Linie des Wasserstoffs.

Für alle, die unser Tagesgestirn regelmäßig beobachten, gab es im Oktober viel auf der Sonne zu sehen. Möglich wurde dies durch einen neuerlichen Aktivitätsschub auf ihrer Südhalbkugel. Dort zeigte sich gleich zu Monatsanfang eine Prozession von besonders aktiven Fleckengruppen (siehe »Aufgereiht zu einer Kette«). Diese aktiven Gebiete hatten sich in der zweiten Septemberhälfte auf der uns abgewandten Seite der Sonne gebildet und wurden dann infolge der Sonnenrotation am Ostrand der Scheibe für uns sichtbar.

Aufgereiht zu einer Kette | Am 2. Oktober 2024 zierte eine lange Kette aus mehreren Fleckengruppen die uns zugewandte Sonnenseite. Das Bild wurde mit dem Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA im Weißlicht aufgenommen.

Eine Umdrehung später, in der letzten Oktoberwoche, waren diese Gruppen erneut präsent (siehe »Kräftiges Comeback«). Nun waren die Flecken noch deutlicher ausgebildet und trieben somit die Sonnenfleckenrelativzahl R weiter nach oben. Dementsprechend reiht sich ihr Wert für den Oktober gut in die Serie der aktiven, dem Maximum nahen Vormonate ein: Das Beobachternetz der Fachgruppe Sonne der Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ermittelte eine provisorische Relativzahl von R = 158,3, nach Werten von 148,0 im September und sogar 215,2 im August 2024.

Kräftiges Comeback | Am 25. Oktober 2024 fotografierte Heiko Ulbricht die Wiederkehr der langen, inzwischen kräftiger ausgeprägten Fleckenkette am Ostrand der Sonne im Weißlicht (oben). Hierfür nutzte er eine Astrokamera vom Typ ZWO ASI 183MM an einem Maksutow-Newton-Teleskop mit 15 Zentimeter Öffnung in Verbindung mit einer Barlowlinse, Baader-Filterfolie und einem Kontinuum-Schmalbandfilter für den visuellen Spektralbereich. Dieselbe Fleckenkette zierte zum Monatsende die Region südlich des Zentrums der Sonnenscheibe (unten). Frank Stefani nahm sie am 29. Oktober 2024 ebenfalls im Weißlicht auf. Zum Einsatz kamen ein Apochromat vom Typ Askar FRA mit 90 Millimeter Objektivdurchmesser (f/5,6) und eine Astrokamera ZWO ASI 533MC.

Wieder lag der Schwerpunkt der Aktivität auf der südlichen Halbkugel der Sonne. Dies wirft die Frage auf, ob sich die Nordhemisphäre noch einmal zurückmelden wird. Dank mehrerer kräftiger Gruppen, die sich dort bildeten, darf der Norden nicht vorschnell als inaktiv abgeschrieben werden – nur wurde seine Fleckentätigkeit bereits über Monate hinweg vom Süden übertroffen. An einem kommenden Aktivitätsschub könnte die Nordhalbkugel wieder beteiligt sein.

Dass die Fleckentätigkeit in der zweiten Septemberhälfte im Vergleich zum August deutlich zurückging, im Oktober aber sogleich wieder auflebte, mag wie ein Widerspruch zum insgesamt hohen Niveau der Fleckentätigkeit erscheinen. Er lässt sich dadurch erklären, dass sich der jüngste Aktivitätsschub ausschließlich auf die beschriebene Fleckenkette beschränkte. Die der Kette gegenüberliegende Sonnenseite, welche die zweite, ruhige Septemberhälfte prägte, blieb davon weitgehend unbeeinflusst.

Auch die Zahl der Eruptionen (englisch: flares) nahm im Oktober wieder zu und unterstrich den Aktivitätsschub im Herbst. Insgesamt wurden auf der uns zugewandten Sonnenseite mindestens 22 Ereignisse der zweitstärksten Klasse M und zwei Flares der stärksten Kategorie X registriert: einer am 2. und ein weiterer am 24. Oktober (siehe »Starker Strahlungsausbruch«). Damit dürfte der Oktober 2024 hinsichtlich des Aufkommens von Flares wohl einer der zehn aktivsten Monate des aktuellen Zyklus sein. Berücksichtigt man die Spanne der überwiegend sehr aktiven Monate seit Mai 2024, dann darf man erwarten, dass das Maximum dieses Zyklus auf den vergangenen Sommer fiel – Gewissheit hierüber werden wir erst in etwa einem Jahr haben, wenn weitere Daten vorliegen, die eine genauere Festlegung ermöglichen.

Starker Strahlungsausbruch | In einem der Aktivitätsgebiete, die der langen Fleckenkette angehörten, brach am 24. Oktober 2024 ein Flare der stärksten Kategorie X aus. Die Aufnahme wurde mit dem Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA um 04:08 Uhr UT im extremen Ultraviolett gewonnen.

Mit der Fleckenaktivität ist noch lange nicht Schluss: Vielmehr sehen wir auch in den kommenden Jahren weiterhin interessanten Entwicklungen entgegen, denn das nun anstehende allmähliche Abklingen des Zyklus wird ja von vielen weiteren Schüben begleitet, die nur langsam seltener werden. Ideale Zeiten also, um jetzt mit der Sonnenbeobachtung zu beginnen – natürlich nur unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen, beispielsweise die Projektion des Sonnenbildes auf weißen Karton oder die Nutzung eines geprüften Objektivsonnenfilters aus dem Astrofachhandel. Wer unser Tagesgestirn regelmäßig beobachtet, ist auch bei der Fachgruppe Sonne der VdS sehr willkommen, beispielsweise, um bei der Ermittlung der hier regelmäßig veröffentlichten Monatsrelativzahlen mitzuhelfen. Einführende Informationen hierüber finden Sie unter vds-sonne.de. Verschaffen Sie sich selbst einen Eindruck vom aktuellen Geschehen!

Wie geht es weiter? | In den kommenden Monaten verbleibt die Sonnenaktivität auf einem hohen Niveau. Dargestellt ist der Verlauf der Relativzahl gemäß der seit dem 1. Juli 2015 international gültigen Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC).

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