Säugerevolution: Frühstart
Zu Wasser, zu Lande und in der Luft - Säugetiere fühlen sich überall heimisch. Bislang galt allerdings die These, dass sie sich die Flugkünste erst recht spät aneigneten. Ein kleines Wesen aus dem Erdmittelalter straft diese Ansicht Lügen.
Manche Errungenschaften sind so gut, dass sie gleich mehrfach erfunden werden. Der Gleitflug zählt beispielsweise dazu. Schließlich ist diese Art der Fortbewegung nicht nur äußerst Energie sparend, sie ermöglicht auch die rasche Flucht vor irgendwelchen bösen Feinden und kann nebenbei in luftiger Höhe neue Nahrungsressourcen erschließen. Kein Wunder, dass in der Natur nicht nur Insekten und Vögel, sondern auch Säugetiere versuchten, diesen Lebensraum zu erobern.
Mindestens siebenmal haben Vertreter vier unterschiedlicher Säugerordnungen diesen Sprung gewagt. Als erste Gruppe, die das luftige Element inzwischen bravourös beherrscht, gelten die Fledertiere mit den Fledermäusen und den Flughunden. Im frühen Eozän, vor etwa 50 Millionen Jahren, tauchen die bislang ältesten Fossilien dieser Flugkünstler auf.
Erst 20 Millionen Jahre später, im späten Oligozän, folgten Nagetiere diesem Beispiel und schufen segelnde Kreaturen wie das Gleithörnchen. Unabhängig von ihnen gingen auch Kleinsäuger wie der Riesengleiter oder der Gleitbeutler in die Luft. Damit scheint klar, dass die Fliegerei unter Säugern eine recht späte Erfindung der Erdneuzeit darstellt.
Mit einem Alter von 125 Millionen Jahren stammt das Wesen jedoch aus einer ganz anderen Zeit als die ältesten Flattertiere: dem Erdmittelalter. Damals, am Übergang zwischen Jura und Kreidezeit, herrschten die Saurier über Land, Wasser und Luft; die ersten Vögel zogen noch unsicher ihre Kreise; die wenigen Säuger begnügten sich mit einem kleinen Nischendasein.
Wie weit Volaticotherium antiquus die Kunst des Fliegens schon beherrschte, bleibt unsicher. Das geringe Körpergewicht und die verhältnismäßig große Tragfläche lässt zwar einen wendigen Gleitflug vermuten, für ausgeklügelte Manöver beim Insektenfang hat es aber wahrscheinlich noch nicht gereicht. Dass sich das Tier – im Gegensatz zu den eher vegetarisch lebenden Gleithörnchen – hauptsächlich von Insekten ernährte, konnten die Forscher an seinen spitzen, scharfen Zähnen ausmachen. Vermutlich stellte es Bäume erklimmend seiner Beute nach und setzte seine Flughaut nur bei Bedarf ein.
Wie dem auch sei – einige Kleinsäuger scheinen unabhängig von Fledermäusen und anderem flatternden Getier die Kunst des Gleitflugs schon mindestens 70 Millionen Jahre zuvor erlernt zu haben, betonen die Forscher. "Sie haben ungefähr zur gleichen Zeit – wenn nicht schon früher – mit einem Leben in der Luft experimentiert, als die Vögel sich bemühten, den Himmel zu erobern." Manche Errungenschaften sind halt so gut, dass sie gleich mehrfach erfunden werden.
Mindestens siebenmal haben Vertreter vier unterschiedlicher Säugerordnungen diesen Sprung gewagt. Als erste Gruppe, die das luftige Element inzwischen bravourös beherrscht, gelten die Fledertiere mit den Fledermäusen und den Flughunden. Im frühen Eozän, vor etwa 50 Millionen Jahren, tauchen die bislang ältesten Fossilien dieser Flugkünstler auf.
Erst 20 Millionen Jahre später, im späten Oligozän, folgten Nagetiere diesem Beispiel und schufen segelnde Kreaturen wie das Gleithörnchen. Unabhängig von ihnen gingen auch Kleinsäuger wie der Riesengleiter oder der Gleitbeutler in die Luft. Damit scheint klar, dass die Fliegerei unter Säugern eine recht späte Erfindung der Erdneuzeit darstellt.
Bis jetzt. Denn jetzt entdeckten Wissenschafter aus den USA und aus China ein kleines Fossil, das so gar nicht in das Bild der langen Erdverbundenheit der Säugetiere passen will. Das bei Daohugou in der Inneren Mongolei Chinas ausgegrabene Tier erreichte mit eine Körperlänge von 12 bis 14 Zentimetern und einem Gewicht von etwa 70 Gramm zwar nicht gerade beeindruckende Maße. Doch um so ungewöhnlicher erscheint eine Struktur, welche die Forscher zwischen Vorder- und Hinterextremitäten des Fossils ausmachen konnten. Hierbei handelt es sich, da sind sich Jin Meng vom Amerikanischen Museum für Naturgeschichte in New York und seine Kollegen sicher, um eine Flughaut – also einen zur Tragfläche umfunktionierten Hautlappen, auf dessen Auftriebseigenschaften auch Fledermäuse und Gleithörnchen vertrauen.
Mit einem Alter von 125 Millionen Jahren stammt das Wesen jedoch aus einer ganz anderen Zeit als die ältesten Flattertiere: dem Erdmittelalter. Damals, am Übergang zwischen Jura und Kreidezeit, herrschten die Saurier über Land, Wasser und Luft; die ersten Vögel zogen noch unsicher ihre Kreise; die wenigen Säuger begnügten sich mit einem kleinen Nischendasein.
"Das Glück, eine neue Ordnung zu begründen, hat man im Leben eines Säugetier-Paläontologen wohl nur einmal"
(Jin Meng)
Der Fund ist für die Forscher so außergewöhnlich, dass sie das neu getaufte Wesen Volaticotherium antiquus (etwa "altes Flugtier") zu einer neu geschaffenen Ordnung namens Volaticotheria stellten. "Das Glück, eine neue Ordnung zu begründen, hat man im Leben eines Säugetier-Paläontologen – wenn überhaupt – wohl nur einmal", kommentiert Meng diesen ungewöhnlichen Schritt. (Jin Meng)
Wie weit Volaticotherium antiquus die Kunst des Fliegens schon beherrschte, bleibt unsicher. Das geringe Körpergewicht und die verhältnismäßig große Tragfläche lässt zwar einen wendigen Gleitflug vermuten, für ausgeklügelte Manöver beim Insektenfang hat es aber wahrscheinlich noch nicht gereicht. Dass sich das Tier – im Gegensatz zu den eher vegetarisch lebenden Gleithörnchen – hauptsächlich von Insekten ernährte, konnten die Forscher an seinen spitzen, scharfen Zähnen ausmachen. Vermutlich stellte es Bäume erklimmend seiner Beute nach und setzte seine Flughaut nur bei Bedarf ein.
Wie dem auch sei – einige Kleinsäuger scheinen unabhängig von Fledermäusen und anderem flatternden Getier die Kunst des Gleitflugs schon mindestens 70 Millionen Jahre zuvor erlernt zu haben, betonen die Forscher. "Sie haben ungefähr zur gleichen Zeit – wenn nicht schon früher – mit einem Leben in der Luft experimentiert, als die Vögel sich bemühten, den Himmel zu erobern." Manche Errungenschaften sind halt so gut, dass sie gleich mehrfach erfunden werden.
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