Sonnensystem: Lange vermutet - endlich gefunden: Eis auf Merkur

Merkur umrundet die Sonne in einem mittleren Abstand von nur 0,4 Astronomischen Einheiten, das entspricht 58 Millionen Kilometern. Er ist damit der Sonne so nahe, dass die Temperaturen an seiner Oberfläche bis zu 430 Grad Celsius betragen können.

Eis verrät sich durch seine Oberfläche, die mehr Strahlung reflektiert als umliegendes Gestein. Bereits 1991 wurden durch Radaruntersuchungen mit dem Arecibo-Radioteleskop auf Puerto Rico erste Anzeichen für Wassereis auf Merkur gefunden: Polnahe Stellen der Merkuroberfläche reflektierten die Radiostrahlung so stark, dass Wassereis als Ursache vermutet wurde. Seinerzeit ließ sich dieser Verdacht nicht überprüfen, da bis dahin nur 50 Prozent der Merkuroberfläche durch die Raumsonde Mariner-10 erfasst waren. Von den reflektiven Stellen war somit unbekannt, ob sie kalt genug wären, um Eis beherbergen zu können.

Nun hat Messenger das vermutete Wassereis erneut ins Visier genommen: Die Sonde untersuchte im Infraroten das Reflexionsverhalten der Oberfläche. Bei einer Wellenlänge von 1,064 Mikrometern im nahen Infrarot fand sie dabei stellenweise hohe Reflexionswerte, so wie dies von Wassereis zu erwarten ist. Der Vergleich mit einer Temperaturkarte zeigte auf, dass die reflektiven Regionen Stellen auf der Merkuroberfläche entsprechen, die kalt genug sind, so dass sich dort Wassereis ablagern kann. Die Untersuchungen wurden von zwei Forschergruppen um Gregory A. Neumann am Goddard Space Flight Center der NASA und um David A. Paige an der University of California in Los Angeles durchgeführt.

Mit dieser Technik ließ sich bestätigen, dass die reflektiven Substanzen in den Merkurkratern sehr viel Wasserstoff enthalten. Es handelt sich bei dem Eis daher vermutlich um gefrorenes H2O – also um Wassereis.
Die Dicke des Eises beträgt mehrere Dezimeter. In der Tiefe scheint es fast rein zu sein, in den oberen 10 bis 20 Zentimetern ist es aber durch andere Substanzen verunreinigt. Nur an den kältesten Stellen liegt es direkt an der Oberfläche. In wärmeren Regionen ist es unter einer Gesteinsschicht verborgen, die es gegen die Wärme an der Merkuroberfläche isoliert und daher dieses Eis nicht verdampft.
Die Schicht ist stellenweise überraschend dunkel und besteht wohl aus Ablagerungen, die von eingeschlagenen Kometen oder Asteroiden auf der Merkuroberfläche verstreut wurden. Das dunkle Material enthält aller Wahrscheinlichkeit nach organische Moleküle, die vermutlich zusammen mit dem Wasser eingebracht wurden.
Messenger konnte Wassereis bisher nur an Merkurs Nordpol nachweisen, denn ihre Umlaufbahn erlaubte keine genaue Erfassung der südlichen Polarregionen.
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