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Fernglastipp: Ein Sternennest mit Rotem Riesen

Der offene Sternhaufen Messier 48 zeigt bei genauem Hinsehen einige Besonderheiten. Er eignet sich sogar dazu, das eigene Farbensehen zu überprüfen.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Mit einem Fernglas lassen sich am Herbst- und Winterhimmel zahlreiche Objekte beobachten.

Zahlreiche helle Gasnebel und Sternhaufen schmücken den Winterhimmel – und sogar die lichtschwächeren unter diesen Objekten entfalten bei näherer Betrachtung einen besonderen Reiz. Ein Beispiel hierfür ist der offene Sternhaufen Messier 48 im Grenzgebiet der Sternbilder Wasserschlange (lateinisch: Hydra), Einhorn (lateinisch: Monoceros) und Kleiner Hund (lateinisch: Canis Minoris). Ausgehend von den hellsten Sternen im Kleinen Hund ist Messier 48 leicht zu finden, denn der 0,4 mag helle Prokyon (Alpha Canis Minoris, α CMi) und der nordwestlich von ihm gelegene 2,9 mag helle Stern Beta Canis Minoris (β CMi) weisen den Weg: Verlängern Sie die Verbindungslinie zwischen den beiden Sternen etwa dreifach nach Südosten. Mit einem Schwenk des Fernglases über ein Dreieck von 4 mag hellen Sternen hinweg erreichen Sie sogleich den Sternhaufen Messier 48. Er befindet sich in einer Himmelsgegend, die keine besonders hellen Sterne aufweist (siehe »Einsamer Sternhaufen«).

Einsamer Sternhaufen | Messier 48 lässt sich recht einfach am Himmel finden: Ausgehend vom Sternbild Kleiner Hund (lateinisch: Canis Minoris, CMi) gelangt man zu einem gleichseitigen Dreieck von Sternen im benachbarten Sternbild Einhorn (lateinisch: Monoceros, Mon). Knapp südöstlich davon befindet sich der offene Sternhaufen mit einer Gesamthelligkeit von 5,8 mag.

Unter einem von künstlichem Licht aufgehellten Stadthimmel und mit einer freihändig gehaltenen Optik mag hier nur ein etwa 20 Bogenminuten großer Nebelfleck sichtbar sein. Doch in einer klaren, dunklen Nacht lässt sich in einem 10 × 50- oder 12 × 50-Fernglas und unter Zuhilfenahme eines Stativs mehr erkennen: Dicht gedrängte Haufensterne mit Helligkeiten von 8,8 bis 9,9 mag tummeln sich innerhalb des rund 15 Bogenminuten großen Zentralbereichs. Dieses Gebiet ist von einem nebligen Licht umgeben, das von den schwächeren, nicht einzeln sichtbaren Haufensternen stammt und in einer dunklen Nacht beinahe den scheinbaren Durchmesser des Vollmonds erreicht.

Roter Riese in blauer Begleitung | Die Mitglieder des rund 2500 Lichtjahre entfernten offenen Sternhaufens Messier 48 lassen in großen Ferngläsern oder in einem Teleskop Farbunterschiede erkennen, beispielsweise den Kontrast zwischen dem rund 8 mag hellen Roten Riesen im südöstlichen Teil des Haufens und den lichtschwächeren weiß-bläulichen Sternen. Die Aufnahme gelang Mario Weigand unter dem dunklen Himmel der französischen Alpen. Er nutzte zwei Teleskope vom Typ Pentax 105/670 SDP in Verbindung mit Kameras vom Typ SBIG STL-11000M und Atik 11000.

Der auffälligste Stern in Messier 48 ist immerhin rund 8 mag hell. Er hat sich bereits zu einem Roten Riesen entwickelt und hebt sich dank seiner Farbe und Helligkeit von den anderen, überwiegend weiß-bläulichen Sternen gut ab (siehe »Roter Riese in blauer Begleitung«). Zumindest in einem Großfernglas wird auch seine rötliche Farbe sichtbar. Wenn ideale Beobachtungsbedingungen und eine gute Farbwahrnehmung zusammenkommen, können Sie sie vielleicht sogar schon mit einem normalen Fernglas erkennen. Ein anspruchsvoller Augentest – versuchen Sie es!

Kurz erklärt

Bogenminute: Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.

Ekliptik: Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.

Elongation: Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.

mag – Helligkeit: Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das sicherlich nicht voll ausgereift ist für astronomische Beobachtungen. Die hellsten Sterne definierte man mit der 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).

Konjunktion: Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde-Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht und zur unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.

Kulmination: Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.

Meridian: Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.

Opposition: Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne-Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.

Seeing: das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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