Computerspiele: Virtuelle Betäubung
In vielen beliebten PC-Games schlüpft der Spieler in die Rolle eines so genannten Avatars. Aus der Perspektive dieser virtuellen Figur zu agieren, dämpft dabei offenbar das Schmerzempfinden – sowohl beim Spieler selbst als auch in dessen Wahrnehmung anderer Personen.
Ulrich Weger von der Universität Witten/Herdecke und Stephen Loughnan von der Melbourne University befragten zunächst 38 männliche Studenten dazu, wie viel Zeit sie durchschnittlich mit Rollenspielen am PC verbringen. Dann erfassten sie die Schmerztoleranz der Teilnehmer, indem sie sie baten, möglichst viele Büroklammern aus einem Behälter mit eisig kaltem Wasser zu fischen. Ergebnis: Je häufiger die Personen in ihrer Freizeit die Rolle eines nichtmenschlichen Avatars übernahmen, desto mehr Metall holten sie aus dem Eiswasser – laut der Forscher ein klares Indiz für reduziertes Schmerzempfinden.
In einem zweiten Versuch spielten andere Probanden sieben Minuten lang am Computer. Eine Hälfte löste ein Puzzle, während die andere in virtuelle Welten eintauchte. Siehe da: Die Rollenspieler waren nicht nur weniger schmerzempfindlich, sondern auch weniger empathisch. Sie schätzten die Schmerzen anderer Personen, die auf Bildern in brenzligen Situationen dargestellt waren, harmloser ein als die Puzzler.
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