Lexikon der Neurowissenschaft: Biofeedback
Biofeedbacks [von griech. bios = Leben, E feedback = Rückkopplung], E biofeedback, allgemein: Selbststeuerung biologischer Systeme durch Rückkopplung (Feedback) auf allen Ebenen der Organisation vom zellulären Grundstoffwechsel bis zu ganzen Ökosystemen; speziell in der Humanphysiologie eingesetzt als therapeutische Methode, bei der normalerweise unbewußte Vorgänge im Körper wie Atmung, Blutdruck, Hauttemperatur, Herzschlag (Elektrokardiogramm), Muskelspannung oder Gehirnwellen (Elektroencephalogramm, EEG) mittels eines geeigneten Meßgeräts sichtbar oder hörbar gemacht werden. Die autonomen, nicht dem Willen unterliegenden Körperfunktionen können so bewußt wahrgenommen werden und lassen sich durch Training beeinflussen. Biofeedback basiert auf dem Prinzip des instrumentellen Lernens und bewirkt über die Wahrnehmung einer physiologischen Reaktion eine automatisierte Selbstkontrolle ( siehe Zusatzinfo ). Als nichtpharmakologische Methode ist das therapeutische und prophylaktische Potential des Biofeedbacks sehr groß, z.B. bei der Rehabilitation gelähmter Patienten, bei der Behandlung von Epilepsie, Angstzuständen, Schlafstörungen, Herzrhythmusstörungen, Verkrampfungen oder Rückgratverkrümmungen (Skoliosen) und in der Schmerztherapie. Mittels EEG ist es möglich, verschiedene Amplituden und Frequenzen in einer oder beiden Hemisphären des Gehirns zu erhöhen oder zu erniedrigen (Neurofeedback), was z.B. auch eine Steuerungsmöglichkeit für bewegungsunfähige Menschen eröffnet (Locked-in-Syndrom).
Lit.:Basmajian, J.V.: Biofeedback. Baltimore. 1989. Schwartz, M.S.: Biofeedback. New York. 1995. Zeier, H.: Biofeedback. Bern. 1997
Biofeedback
Biofeedback und instrumentelle Konditionierung:
Die Vorgänge bei Biofeedback lassen sich auch im Tierversuch darstellen. Dazu wird bei einem künstlich beatmeten Tier die quergestreifte Muskulatur mit dem Pfeilgift Curare vollständig gelähmt. Curare eliminiert die autonomen Konsequenzen einer muskulären Aktivität, die durch mechanische, chemische oder reflektorische Verbindungen ausgelöst werden. Die visceralen und somatisch-muskulären Afferenzen (Wahrnehmung) und der efferente motorische Output des Zentralnervensystems (Efferenzen) unterliegen dabei keiner Veränderung. Es zeigt sich nun, daß sich bei curarisierten Tieren auf der Basis von Belohnung und Vermeidung verschiedene viscerale und humorale Funktionen instrumentell konditionieren lassen: Abfall und Anstieg von Blutdruck und Herzschlag, Magen- und Darmmotilität, Urinproduktion, Uteruskontraktionen, Veränderung der Haut- und Körpertemperatur sowie der Durchblutung verschiedener Körperregionen. Beim Menschen konnte die instrumentelle Kontrolle der elektrischen Aktivität lokaler Hirnregionen ohne meßbare motorische oder autonome Beteiligung nachgewiesen werden. Diese Experimente sprechen für die Möglichkeit eines direkten instrumentellen Lernens isolierter und spezifischer visceraler und corticaler Reaktionen und eröffnen die Möglichkeit selektiver Biofeedback-Therapien.
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