Lexikon der Chemie: Kieselsäuren
Kieselsäuren, Sauerstoffsäuren des Siliciums. Die einfachste K., die Orthokieselsäure (Monokieselsäure) H4SiO4, bildet sich primär bei der Hydrolyse von Siliciumtetrahalogeniden, z. B. SiF4 und SiCl4, Siliciumdisulfid SiS2 oder Tetraalkoxysilanen Si(OR)4. Die schwache Säure (pKS1 = 9,8, pKS2 = 12,4) ist in verd. Lösung bei einem pH-Wert von 3,2 kurzzeitig beständig und unterliegt einer schnellen Kondensation zu Dikieselsäure H6Si2O7, Trikieselsäure H8Si3O10, Cyclotrikieselsäure H6Si3O9,Cyclotetrakieselsäure H8Si4O12 usw. Beständig sind die aus Schichtsilicaten durch Ansäuern darstellbaren, zweidimensional vernetzten Phyllokieselsäuren (H2Si2O5)xy. Die Kondensation niedermolekularer K. führt zu Kolloiden (Kieselgele). Strukturell besser charakterisiert als die K. sind die ähnlich aufgebauten Salze, die Silicate. Eine der Kohlensäure H2CO3 entsprechende monomere K. existiert aufgrund der Unmöglichkeit der Ausbildung echter Doppelbindungen am Siliciumatom nicht. Verbindungen der Zusammensetzung (H2SiO3)n liegen als cyclische oder kettenförmige K. vor.
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