Direkt zum Inhalt

Lexikon der Ernährung: Harnsteine

Harnsteine, Nierensteine, Eurinary calculi, Verursacher der Nierensteinkrankheit (Nephrolithiasis, Urolithiasis), Konkremente der ableitenden Harnwege, die durch die Auskristallisierung von Substanzen im Harn entstehen und sich in den verschiedenen Abschnitten der Harnwege festsetzen können (auch als Blasensteine). Bei normalen Harn-Konzentrationen wird das Ausfällen dieser (lithogenen) Substanzen durch Inhibitoren und Komplexbildner (z. B. Glycoproteine, Pyrophosphat) verhindert. Eine erhöhte Konzentration kann die Entstehung kleiner Kristalle begünstigen, aus denen sich dann H. entwickeln können. Die Auskristallisierung wird durch unphysiologische Harn-pH-Werte gefördert. Der normale pH-Bereich wird mit 5,8–6,8 angegeben.
Die häufigste Ursache für Harnsteinbildung liegt in einem zu geringen Harnvolumen, was zu einem Konzentrationsanstieg der steinbildenden Substanzen (siehe Tab.) führt. Weiterhin zu nennen sind eine verstärkte Ausscheidung bestimmter Stoffe (z. B. Calcium [Calciumverlust-Syndrom; Hypercalcurie], Oxalat), auch als Folge von Hyperparathyreodismus, Verengungen im Bereich der Harnwege, übermäßiger Genuss von coffein- und alkoholhaltigen Getränken sowie bestimmte Bakterien, die Einfluss auf den Harn-pH-Wert haben. Aber auch mangelnde Bewegung und Stress können die Entstehung von H. begünstigen. Charakteristisch sind starke Schmerzen an den betroffenen Körperregionen (Koliken) sowie Blutbeimengungen im Urin. Unbehandelte H. können zu Ausscheidungsstörungen, Schäden am Nierengewebe und Harnwegsinfekten führen.
Nach der invasiven (perkutane Nephrolithotomie) bzw. nicht-invasiven (extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie) Entfernung der H. ist die diätetische Behandlung als vorbeugende Maßnahme von entscheidender Bedeutung, da die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Erkrankung bei 50–100 % liegt. Steinartunabhängig sollte das Trinkvolumen auf mindestens 2,5–3 l / 24 h (Cystinsteine > 3,5 l / 24 h) erhöht und möglichst über den Tag verteilt werden. Ein Trinkplan kann hierbei hilfreich sein. Solange die Zusammensetzung der H. nicht bekannt ist, sollten nur harnneutrale Getränke verwendet werden: Leitungswasser, Früchte-, Kräuter- oder Nierentees, Apfelsaftschorle und Mineralwasser mit Ca-Gehalt < 200 mg / l und HCO3-Gehalt < 500 mg / l, ansonsten kann eine Harnalkalisierung (alkalisierende Kost) oder eine Harnneutralisierung angestrebt werden. Alkohol ist besonders ungünstig, da im Anschluss an die diuretische Phase die Konzentration lithogener Substanzen im Harn erhöht ist und die vermehrte Lactatbildung den Harn-pH-Wert senkt.
Grundsätzlich gelten die Regeln für eine gesunde Ernährung (nach DGE), die steinartspezifisch modifiziert werden müssen (Calciumoxalatsteine, Harnsäuresteine, Magnesium-Ammonium-Phosphat-Steine).

Harnsteine: Tab. Harnsteinarten und ihre prozentuale Verteilung nach Hauptkomponenten in Deutschland (mod. nach Hesse).

SteinartHäufigkeit
[%]
Calciumoxalat70–75
Harnsäure10–15
Mg-Ammonium-Phosphat (Struvit)5–8
Carbonatapatit (Dahllit)6–8
  • Die Autoren

Albus, Christian, Dr., Köln
Alexy, Ute, Dr., Witten
Anastassiades, Alkistis, Ravensburg
Biesalski, Hans Konrad, Prof. Dr., Stuttgart-Hohenheim
Brombach, Christine, Dr., Gießen
Bub, Achim, Dr., Karlsruhe
Daniel, Hannelore, Prof. Dr., Weihenstephan
Dorn, Prof. Dr., Jena
Empen, Klaus, Dr., München
Falkenburg, Patricia, Dr., Pulheim
Finkewirth-Zoller, Uta, Kerpen-Buir
Fresemann, Anne Georga, Dr., Biebertal-Frankenbach
Frenz, Renate, Ratingen
Gehrmann-Gödde, Susanne, Bonn
Geiss, Christian, Dr., München
Glei, Michael, Dr., Jena (auch BA)
Greiner, Ralf, Dr., Karlsruhe
Heine, Willi, Prof. Dr., Rostock
Hiller, Karl, Prof. Dr., Berlin (BA)
Jäger, Lothar, Prof. Dr., Jena
Just, Margit, Wolfenbüttel
Kersting, Mathilde, Dr., Dortmund
Kirchner, Vanessa, Reiskirchen
Kluthe, Bertil, Dr., Bad Rippoldsau
Kohlenberg-Müller, Kathrin, Prof. Dr., Fulda
Kohnhorst, Marie-Luise, Bonn
Köpp, Werner, Dr., Berlin
Krück, Elke, Gießen
Kulzer, Bernd, Bad Mergentheim
Küpper, Claudia, Dr., Köln
Laubach, Ester, Dr., München
Lehmkühler, Stephanie, Gießen
Leitzmann, Claus, Prof. Dr., Gießen
Leonhäuser, Ingrid-Ute, Prof. Dr., Gießen
Lück, Erich, Dr., Bad Soden am Taunus
Lutz, Thomas A., Dr., Zürich
Maid-Kohnert, Udo, Dr., Pohlheim
Maier, Hans Gerhard, Prof. Dr., Braunschweig
Matheis, Günter, Dr., Holzminden (auch BA)
Moch, Klaus-Jürgen, Dr., Gießen
Neuß, Britta, Erftstadt
Niedenthal, Renate, Hannover
Noack, Rudolf, Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke
Oberritter, Helmut, Dr., Bonn
Öhrig, Edith, Dr., München
Otto, Carsten, Dr., München
Parhofer, K., Dr., München
Petutschnig, Karl, Oberhaching
Pfau, Cornelie, Dr., Karlsruhe
Pfitzner, Inka, Stuttgart-Hohenheim
Pool-Zobel, Beatrice, Prof. Dr., Jena
Raatz, Ulrich, Prof. Dr., Düsseldorf
Rauh, Michael, Bad Rippoldsau
Rebscher, Kerstin, Karlsruhe
Roser, Silvia, Karlsruhe
Schek, Alexandra, Dr., Gießen
Schemann, Michael, Prof. Dr., Hannover (auch BA)
Schiele, Karin, Dr., Heilbronn
Schmid, Almut, Dr., Paderborn
Schmidt, Sabine, Dr., Gießen
Scholz, Vera, Dr., Langenfeld
Schorr-Neufing, Ulrike, Dr., Berlin
Schwandt, Peter, Prof. Dr., München
Sendtko, Andreas, Dr., Gundelfingen
Stangl, Gabriele, Dr. Dr., Weihenstephan
Stehle, Peter, Prof. Dr., Bonn
Stein, Jürgen, Prof. Dr. Dr., Frankfurt
Steinmüller, Rolf, Dr., Biebertal
Stremmel, Helga, Bad Rippoldsau
Ulbricht, Gottfried, Dr., Potsdam-Rehbrücke
Vieths, Stephan, Dr., Langen
Wächtershäuser, Astrid, Frankfurt
Wahrburg, Ursel, Prof. Dr., Münster
Weiß, Claudia, Karlsruhe
Wienken, Elisabeth, Neuss
Wisker, Elisabeth, Dr., Kiel
Wolter, Freya, Frankfurt
Zunft, Hans-Joachim F., Prof. Dr., Potsdam-Rehbrücke

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.