Lexikon der Geowissenschaften: pelagische Sedimente
pelagische Sedimente, feinkörnige Ton- und Schlamm-Ablagerungen mit einer mittleren Korngröße von weniger als 5 μm, abgesehen von authigenen Mineralen und Organismen ( Abb.). Weniger als 25% der Korngrößenfraktion größer 5 μm sind terrigenen, vulkanogenen oder neritischen Ursprungs. Hemipelagische Sedimente oder Ablagerungen enthalten in der Korngrößenfraktion größer 5 μm mehr als 25% Partikel terrigener, vulkanogener und neritischer Herkunft. Seit der Forschungsreise von H.M.S. Challenger (1872-1876) kennt man rote Tiefseetone, Globigerinenschlamm, Radiolarienschlamm und Diatomeenschlamm als rezente Tiefseeablagerungen. Mit den Untersuchungen im Rahmen des Deep Sea Drilling Project und Ocean Drilling Project stellten verschiedene Autoren Klassifikationen in sechs bzw. sieben Sedimenttypen vor, die auf der relativen Häufigkeit der verschiedenen Hauptgemengteile, kalkiger Biogene, kieseliger Biogene, terrigener Silte und Tone, vulkanogener und kosmogener Partikel sowie authigener Bildungen basieren: a) pelagischer Ton: >10% authigene Minerale, 30% kieselige Biogene, 30% kalkige Biogene, 30% terrigene und vulkanogene Komponenten; b) biogene kieselige Sedimente: >30% kieselige Biogene, 30% kalkige Biogene, 30% terrigene und vulkanogene Komponenten; c) Mischungen mit biogen-kieseligen Sedimenten: 30% kalkige Biogene, 30% terrigene und vulkanogene Komponenten, 10-70% kieselige Biogene; d) biogen kalkige Sedimente: >30% kalkige Biogene, 30% terrigene und vulkanogene Komponenten, 30% kieselige Biogene; e) Mischungen aus biogen kalkigen und terrigen beeinflußten Sedimenten: >30% kalkige Biogene, >30% terrigene und vulkanogene Komponenten, 30% kieselige Biogene; f) terrigen beeinflußte Sedimente: >30% terrigener und vulkanogener Detritus, 30% kalkige Biogene, 10% kieselige Biogene, 10% authigene Bildungen; g) vulkanogene Sedimente: >30% vulkanogene Bestandteile.
Die wesentlichen kalkig-biogenen pelagischen Sedimente sind heute die Globigerinenschlämme. Untergeordnet sind, z.B. im Mittelmeer, Coccolithophoridenschlämme verbreitet. Solche aus Calcit bestehenden Skeletteilchen können nur oberhalb der Calcit-Kompensationstiefe (CCD; Carbonat-Kompensationstiefe) akkumuliert werden. Pteropodenschlämme sind an Meeresbereiche gebunden, deren Böden sogar oberhalb der Aragonit-Kompensationstiefe liegen. Vorkommen gibt es z.B. im Roten Meer. Zu den biogen-kieseligen Sedimenten zählen Radiolarienschlämme und Diatomeenschlämme, die beide unabhängig von der Tiefenlage der CCD vorkommen, ebenso wie die roten Tiefseeschlämme (roter Tiefseeton). Durch diagenetische Verfestigung entstehen zunächst Diatomeenerde, Radiolarienerde usw. und sodann Diatomite, Radiolarite, Novaculite, Spiculite sowie Globigerinenkalke, Pteropodenkalke, Coccolithophoridenkalke und rote Tiefseetonsteine.
Ein besonderes Merkmal der Tiefseesedimente und Sedimentgesteine sind die ausgeprägten Sedimentationsunterbrechungen, die durch Nichtsedimentation oder Erosion hervorgerufen werden. Pelagische Sedimentation geschieht häufig auf ozeanischer Lithosphäre, daher sind entsprechende fossile Vorkommen in Ophiolithkomplexe (Ophiolith) integriert ( Tab. 1 u. 2). [DM]
Literatur: [1] Austin, J.A., Schlager, W. & Palmer, A.A. et al. (1986): Proc., Init. Reports (Pt.A.), ODP, 101. – Washington. [2] Benson, W.E. et al. (1978): Init. Reports Deep Sea Drilling Project, Vol. XLIV. – Washington. [3] Scholle, P.A., Arthur, M.A. & Ekdale, A.A. (1983): Pelagic environment. – In: Scholle, P.A., Bebout, D.G. & Moore, C.H. (Eds.): Carbonate Depositional Environments. – Amer. Assoc. Petrol. Geol. Mem., 33, 620-691, Tulsa. [4] Tucker, M.E. & Wright, V.P. (1990): Carbonate Sedimentology. – London.
pelagische Sedimente : Verteilung pelagischer Sedimente in den heutigen Ozeanen. pelagische Sedimente
pelagische Sedimente (Tab. 1): Sedimentationsraten pelagischer Sedimente. pelagische Sedimente (Tab. 1):
pelagische Sedimente (Tab. 2): nichtbiogene Hauptkomponenten rezenter und fossiler pelagischer und hemipelagischer Sedimente und Sedimentgesteine pelagische Sedimente (Tab. 2):
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