Lexikon der Kartographie und Geomatik: Lärmkarten
Lärmkarten, E noise maps, spezielle Umweltkarten, in denen Art und Umfang der Lärmbelastung des Siedlungsraums oder von Teilen davon (meist von Städten) in kartographischer Form anschaulich wiedergegeben werden. Den Inhalt von Lärmkarten bilden neben den meist vereinfachten topographischen Grundlagen (Basiskarte) zum einen Lärmquellen (Emittenten) und Lärmemissionen und zum anderen Lärmimmissionen. Themen dieser zumeist als analytische Karten gestalteten Emissions- und Immissions-Karten sind nach Art der Herkunft des Geräuschs (des Lärms) Verkehrslärm (untergliedert in Straßenverkehrslärm, Schienenverkehrslärm und Fluglärm), Industrie- und Gewerbelärm sowie Freizeitlärm. Komplexe Lärmkarten enthalten zusätzlich verschiedene sachliche Bezugselemente bzw. -objekte, um Korrelationen zu verdeutlichen. Solche Bezugselemente können sein: empfindliche und schutzbedürftige Bereiche (Wohnbebauung, Parkanlagen), ruhebedürftige Objekte des Gemeinbedarfs (Krankenhäuser, Schulen), aber auch vorhandene oder geplante Lärmschutzmaßnahmen passiver und aktiver Art. Auch die Bevölkerungsdichte von Wohnvierteln ist mitunter kontextmäßiger Darstellungsgegenstand. Vor der Kartenbearbeitung und Kartenherstellung erfolgt die Datenerfassung. Die Geräusche werden teils gemessen, teils berechnet. Die Visualisierung der Daten erfolgt durch Positionssignaturen, Linearsignaturen und Isolinien (Isophonen). Die Lärmemissionen oder -immissionen werden meistens entsprechend ihrer Stärke in 8 bis 15 Schallpegelbereiche (Straßenverkehr) bzw. 4 bis 6 Pegelbereiche (Schienenverkehr) oder 2 bis 4 Lärmzonen (Fluglärm) abgebildet. Bei punkthaften Emittenten (z. B. Industrielärm) wird ähnlich verfahren. Die Abbildung zeigt in vereinfachter Form die rechnergestützte Herstellung einer Karte des Straßenverkehrslärms.
Die Herstellung und Nutzung von Lärmkarten in einem Geoinformationssystem erhöht nicht nur die Effizienz der Datenverarbeitung und Datenpräsentation, sondern ist mit weiteren Vorteilen verbunden. In einem Lärm- bzw. Umweltinformationssystem können Abfragen, Vergleiche, Simulationen usw. durchgeführt werden, um planerische Entscheidungen zu unterstützen. Interaktive und multimediale Lösungen unter Einbeziehung von akustischen Informationen (Tonkarte) befinden sich noch im Entwicklungsstadium, ebenso kontinuierliche zwei- und dreidimensionale Darstellungen in Verbindung mit einer klassenfrei ineinander übergehenden Farbgebung.
Etwa seit Mitte der 1970er Jahre sind Lärmkarten zu einem unverzichtbaren Planungsinstrument zur Lärmsanierung, zur Bauleitplanung und zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) geworden. Sie dienen weiterhin zur Dokumentation gesetzlich festgelegter Lärmschutzzonen (z. B. bei Flughäfen), aber auch zur Information der Öffentlichkeit. Im kommunalen Bereich verschiedener deutscher Bundesländer sind detaillierte Schallimmissionspläne die Grundlage für die Erstellung von Lärmminderungsplänen. Übersichtslärmkarten mit gröberen graphischen Strukturen werden von den Behörden als Hilfsmittel für die Erteilung von Bauvorbescheiden und bei Raumordnungsverfahren genutzt.
WKH
Literatur: [1] KOCH, W.G. (1985): Inhaltliche und gestalterische Aspekte der kartographischen Darstellung von Umweltbelastungen. In: Kartographische Bausteine, Bd. 6/1, TU Dresden, 69-85. [2] ENGNATH, V. & KOCH, W.G. (2001): Lärmkarten. In: G. Braun, R. Buzin und Th. Wintges (Hrsg.): GIS und Kartographie im Umweltbereich, Heidelberg, 89-107.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.