Lexikon der Kartographie und Geomatik: Kartenbearbeitung
Kartenbearbeitung, E map editing, Teilprozess der Kartenherstellung. Die Kartenbearbeitung erfolgt nach analogen, digitalen oder einer Kombination beider Verfahren. Unter analoger Kartenbearbeitung wird ein nicht rechnergestütztes, auf einer analogen Datenhaltung, z. B. einem Autorenoriginal, basierendes Verfahren verstanden. Die digitale Kartenbearbeitung erfolgt rechnergestützt und basiert auf einer digitalen Datenhaltung.
Die analogen Verfahren der Kartenbearbeitung, die heute nur noch selten zum Einsatz kommen, sind durch vorwiegend manuelle Arbeitsgänge gekennzeichnet, wie Gravur von Linienelementen (vgl. Gravierverfahren), Zeichnen (vgl. Zeichenverfahren) oder Abziehen von Deckern und Montieren von Signaturen und Kartennamen. Die auf diese Weise entstandenen Kopiervorlagen erfahren eine Weiterverarbeitung durch reproduktionstechnische Verfahren, z. B. Film-, Folien- oder Druckplattenkopie (vgl. Kartenreproduktion).
Der digitalen Kartenbearbeitung liegen vier unterschiedliche Rahmentechnologien zugrunde: aus einem Geoinformationssystem (GIS) heraus, desktop mapping, Rasterbildbearbeitung oder Farbauszug. Diese Verfahren können ggf. miteinander kombiniert werden. Die kartographische Visualisierung aus einem GIS heraus kann weitgehend automatisiert werden und wird eingesetzt, wenn Geometriedaten und Sachdaten von Karten oder Kartenwerken in einem Geoinformationssystem verwaltet werden. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der redundanzfreien Datenhaltung, was eine effektive Fortführung der Daten ermöglicht, in einer blattschnittfreien Verwaltung der Geometriedaten, wobei beliebige Kartenausschnitte gebildet werden können, in einer überwiegend automatisierten Ableitung von Karten sowie speziellen Funktionen zur Analyse von Daten und zu Modellrechnungen, wie z. B. Auswahl von Objekten, Korridorbildungen und Verschneidungen. Nachteilig ist der Aufwand zur Erstellung eines GIS, z. B. der Objektarten- und Signaturenkataloge und der Programmierung der zu automatisierenden Prozesse, und die i. a. wenig flexible Kartengestaltung. desktop mapping wird eingesetzt für Karten, bei denen die graphische Gestaltung im Vordergrund steht, weniger eine Datenhaltung in einem GIS. Die Karte wird interaktiv am Bildschirm oder seltener über ein Digitalisiertablett erzeugt, wobei die Kartenobjekte als Vektoren gebildet und als Kartennamen positioniert werden. Die Vektoren können dabei auch aus anderen Anwendungen oder einer Vektorisierung importiert werden. Desktop mapping erweist sich bei der Kartengestaltung dank definierbarer graphischer Formate und eines Ebenenkonzepts als äußerst flexibel. Für desktop mapping sind Softwareprodukte auf dem Markt, die sich durch ihre Leistungsfähigkeit und Bedienerfreundlichkeit unterscheiden. Einige Produkte erlauben, eine Datenbank anzubinden und daraus Diakartogramme oder Karten nach der Flächenkartogramm-Methode abzuleiten.
Rasterbildbearbeitung wird zunehmend eingesetzt, um analog vorliegende Kopiervorlagen einer rechnergestützten Kartenbearbeitung zugänglich zu machen. Die Bearbeitung umfasst in der Regel die Fortführung einer Karte oder die hybride Kartenbearbeitung, bei der Raster- und Vektordaten in einer Karte kombiniert werden. Dies ist für Karten, für die analoge Vorlagen existieren, ein preisgünstiges Verfahren. Der Farbauszug setzt ein Original voraus, das Druckreife besitzt. Dies können Originalzeichnungen von Karten oder bereits gedruckte Karten sein, für die ein Nachdruck realisiert werden soll. Das beschriebene Verfahren arbeitet schnell und ist preisgünstig. Nachteilig sind Farbabweichungen zwischen Original und Karte, die nicht ganz ausgeschlossen werden können, und der Buntfarbanteil schwarzer Bildpartien, der bei mangelhafter Registergenauigkeit im Druck zu unscharfer Darstellung führt. Gedruckte Originale müssen außerdem entrastert werden und können dadurch an Zeichnungsschärfe verlieren. Eine Überarbeitung des Gesamtbildes oder der einzelnen Farbauszüge ist pixelweise möglich und deshalb auch für geringfügige Fortführungs- oder Änderungsaufgaben geeignet.
IWT
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