Lexikon der Neurowissenschaft: Gruppe
Gruppe w,E group, allgemeine Bezeichnung für einen vorübergehenden oder dauerhaften Zusammenschluß mehrerer Individuen einer Art, gelegentlich auch verschiedener Arten. In diesem Sinne wird Gruppe synonym mit Tiergesellschaft schlechthin benutzt. Im Gegensatz dazu wird in der Soziologie und Psychologie nur dann von einer Gruppe gesprochen, wenn die Mitglieder in spezifischen sozialen Wechselwirkungen miteinander stehen und zugehörige Individuen von nichtzugehörigen unterschieden werden. Eine solche Gruppe wird in der Ethologie als eine individualisierte Gruppe bezeichnet. Gruppen können durch höchst unterschiedliche Interaktionen zwischen den einzelnen Angehörigen charakterisiert sein und schließlich in der komplexesten Form hochdifferenzierte Sozialverbände darstellen, die durch spezifische Gruppenstrukturen, Gruppenmechanismen und Gruppenterritorien gekennzeichnet sind. Vielfach sind Gruppen durch spezifische kollektive Verhaltensweisen gekennzeichnet, wie z.B. Gruppenbalz, Gruppenheulen, Gruppengesang, Gruppenjagd u.a. Zur Hypothese der Gruppenselektion siehe Zusatzinfo . Egoismus, Altruismus.
Gruppe
1962 stellte C. Wynne-Edwards die Hypothese der Gruppenselektion auf, nach der Gruppenstrukturen als Evolutionseinheiten anzusehen sind und phylogenetisch entsprechende Anpassungsmechanismen entstanden sind, welche für ihren Fortbestand und ihre Entwicklung sorgen. Dies konnte bisher jedoch bisher nicht bewiesen werden. Die Soziobiologie zeigt, daß es der Annahme einer Gruppenselektion nicht bedarf, da alle Entwicklungen, die zu mehr oder weniger komplexen Gruppenstrukturen führen, ausschließlich auch durch die Individualselektion erklärbar sind. Dies bedeutet, daß Gruppenstrukturen in erster Linie Anpassungsvorteile für das Individuum mit sich bringen und daher einen positiven Selektionswert besitzen. Wie der Artbegriff erweist sich der Begriff der Gruppe als ein mehr einteilend beschreibender und weniger biologisch funktioneller Begriff.
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