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Neuroethik: Der freie Wille und die Algorithmen

Schon seit Jahrzehnten profitieren Patienten von Techniken, die ins Gehirn eingreifen. Mit zunehmender Komplexität wachsen aber auch die ethischen Vorbehalte.
Illustration vor dunklem Hintergrund: Hirnwellen in blau leuchtend strömen von links kommend auf einen seitlich mit sichtbarem Gehirn dargestellten Kopf ein.

»Es wird ein Teil von dir«, beschreibt »Patientin 6« das Gerät, das ihr Leben nach einer 45-jährigen Leidensgeschichte mit schwerer Epilepsie veränderte. Implantierte Hirnelektroden senden Signale an ein Handgerät, sobald Anzeichen für einen bevorstehenden epileptischen Anfall auftauchen. Ein Warnton erinnert nun die Patientin daran, den drohenden Anfall mit Medikamenten zu unterdrücken.

»Man wächst da langsam rein und gewöhnt sich so sehr daran, dass es irgendwann alltäglich wird«, erzählt sie dem Neuroethiker Frederic Gilbert von der australischen University of Tasmania, der sich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen (brain-computer interface, BCI) befasst. »Es wurde ich«, fügt sie hinzu.

2019 hatten Gilbert und seine Kollegen sechs Teilnehmer einer ersten klinischen Studie mit prädiktiven BCIs befragt, um herauszufinden, inwiefern ein die Hirnaktivität über­wachender Computer seinen Träger psychisch beeinflusst. Die extremste Erfahrung machte Patientin 6: Gilbert bezeichnet die Beziehung zu ihrem BCI als Radikalsymbiose …

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