Urgeschichte: Ein neuer Verdacht
Bisher herrschte kein Zweifel, dass nur der anatomisch moderne Mensch Meisterwerke wie die über 30 000 Jahre alten Elfenbeinschnitzereien aus der Vogelherdhöhle auf der Schwäbischen Alb schaffen konnte. Nur - dummerweise sind die hier ebenfalls gefundenen sterblichen Überreste der vermeintlichen Künstler mit einem Alter von knapp 5000 Jahren doch ein wenig zu jung.
Es passte alles so schön zusammen. Insgesamt elf aus Mammutelfenbein geschnitzte Tierplastiken grub der Tübinger Archäologe Gustav Riek im Sommer 1931 in der kurz zuvor entdeckten Vogelherdhöhle auf der Schwäbischen Alb aus. Die archäologische Sensation war perfekt, ergab doch die Datierung der steinzeitlichen Meisterwerke – darunter ein durch seine Eleganz bestechendes, fünf Zentimeter großes Wildpferd – ein geschätztes Alter von 30 000 bis 36 000 Jahren. Die Schnitzereien gehören damit zu den ältesten figurativen Kunstwerken der Menschheit.
Inzwischen tauchten immer neue Funde auf, sodass sich das Höhlensystem der Schwäbischen Alb als wahre Schatzgrube steinzeitlicher Kunstwerke erwiesen hat. Weltberühmt ist der 1939 entdeckte "Löwenmensch", eine dreißig Zentimeter hohe Elfenbeinfigur, die tierische und menschliche Merkmale auf künstlerisch hohem Niveau miteinander vereinigt. Und kürzlich konnte der Tübinger Archäologe Nicholas Conard drei weitere Meisterstücke aus den steinzeitlichen Kunstschnitzereien der staunenden Öffentlichkeit präsentieren: einen Pferdekopf, einen Wasservogel und erneut einen Löwenmenschen.
Denn zusammen mit Pieter Grootes von der Universität Kiel und Fred Smith von der Universität Chicago hat Conard die Skelettfunde aus der Vogelherdhöhle mittels Radiokarbon neu datiert – mit einem überraschenden Ergebnis: Die schwäbischen Höhlenbewohner starben irgendwann vor 3900 und 5000 Jahren – und haben damit nichts, aber auch gar nichts mit den Elfenbeinschnitzereien zu tun.
Das Bild des tumben, keulenschwingenden Primitivlings aus dem Neandertal hat sich schon lange gewandelt, zeigen doch Funde wie eine Steinmaske aus dem Loire-Tal, zu welch künstlerischen Leistungen der Neandertaler in der Lage war. Bisher wurden jedoch diese Funde der vor 35 000 Jahren endenden Epoche des Moustérien aus dem Mittelpaläolithikum zugeordnet. Zu dem darauf folgende Aurignacien sollte der Neandertaler eigentlich keinen Beitrag geleistet haben. Doch vielleicht müssen hier die Anthropologen demnächst etwas umdenken.
Und das Schöne dabei: In der Höhle tauchten auch menschliche Skelettreste auf: zwei Schädel, ein Unterkiefer, ein Oberarmknochen, zwei Wirbel und ein Mittelhandknochen. Hierbei konnte es sich nur um die sterblichen Überreste der unbekannten Künstler oder zumindest ihrer Zeitgenossen handeln – so die nahe liegende Vermutung.
Inzwischen tauchten immer neue Funde auf, sodass sich das Höhlensystem der Schwäbischen Alb als wahre Schatzgrube steinzeitlicher Kunstwerke erwiesen hat. Weltberühmt ist der 1939 entdeckte "Löwenmensch", eine dreißig Zentimeter hohe Elfenbeinfigur, die tierische und menschliche Merkmale auf künstlerisch hohem Niveau miteinander vereinigt. Und kürzlich konnte der Tübinger Archäologe Nicholas Conard drei weitere Meisterstücke aus den steinzeitlichen Kunstschnitzereien der staunenden Öffentlichkeit präsentieren: einen Pferdekopf, einen Wasservogel und erneut einen Löwenmenschen.
All diese Kunstwerke stammen aus dem Aurignacien, eine Kulturepoche des Jungpaläolithikums, die vor etwa 35 000 Jahren begann und 10 000 bis 15 000 Jahre andauerte. Bisher herrschte unter Anthropologen nicht der Hauch eines Zweifels daran, dass nur der anatomisch moderne Mensch Homo sapiens sapiens – zu dem die Skelettfunde aus der Vogelherdhöhle zweifelsfrei gehören – zu den künstlerischen Leistungen des Aurignacien in der Lage war. Rätselhaft blieb nur, wie dieses hohe Niveau quasi schlagartig aus dem Nichts auf der Schwäbischen Alb auftauchte.
Conard und seine Kollegen vermuteten daher, dass damals Einwanderer aus dem Donautal nach Schwaben vordrangen und sich hier künstlerisch entfalteten. Doch inzwischen zweifelt Conard selbst seine eigene Theorie an.
Denn zusammen mit Pieter Grootes von der Universität Kiel und Fred Smith von der Universität Chicago hat Conard die Skelettfunde aus der Vogelherdhöhle mittels Radiokarbon neu datiert – mit einem überraschenden Ergebnis: Die schwäbischen Höhlenbewohner starben irgendwann vor 3900 und 5000 Jahren – und haben damit nichts, aber auch gar nichts mit den Elfenbeinschnitzereien zu tun.
Wer erschuf dann diese Kunstwerke? Ein Verdacht drängt sich auf. Hier könnte jemand am Werk gewesen sein, der zwar bis vor schätzungsweise 35 000 Jahren ebenfalls auf der Schwäbischen Alb ansässig war, dem aber bisher Derartiges nicht zugetraut wurde: Homo (sapiens) neanderthalensis oder auf gut Deutsch: der Neandertaler.
Das Bild des tumben, keulenschwingenden Primitivlings aus dem Neandertal hat sich schon lange gewandelt, zeigen doch Funde wie eine Steinmaske aus dem Loire-Tal, zu welch künstlerischen Leistungen der Neandertaler in der Lage war. Bisher wurden jedoch diese Funde der vor 35 000 Jahren endenden Epoche des Moustérien aus dem Mittelpaläolithikum zugeordnet. Zu dem darauf folgende Aurignacien sollte der Neandertaler eigentlich keinen Beitrag geleistet haben. Doch vielleicht müssen hier die Anthropologen demnächst etwas umdenken.
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