Verhaltensforschung: Hungrige Egoisten
Wer Streit vermeiden will, hält sich besser an bestimmte Spielregeln. Fairness ist eine der wichtigsten - zumindest in der menschlichen Gesellschaft. Doch wie steht es damit eigentlich bei unseren nächsten Verwandten?
Menschen sind eine ausgesprochen kooperative Spezies. Sie unterstützen einander, arbeiten zusammen und helfen auch dann, wenn sie keinen direkten Nutzen erwarten dürfen. Aber wehe, wenn jemand die eigene Großzügigkeit ausnutzen will – dann wird das Gegenüber gnadenlos bestraft. Selbst wenn dies bedeutet, dass man selbst auf etwas verzichten muss.
Dass wir Fairness häufig ganz vehement einfordern, lässt sich auch empirisch bestätigen, beispielsweise mit dem Ultimatum-Spiel. Dabei erhält einer von zwei Teilnehmern eine bestimmte Summe Geld, die er behalten oder in einem beliebigen Umfang mit einem Mitspieler teilen kann. Wenn der jedoch mit der Entscheidung nicht einverstanden ist, darf er ein Veto einlegen. Dann gehen beide Spieler leer aus. In der Regel, so stellten Sozialwissenschaftler fest, neigen daher selbst völlig Fremde dazu, dem Mitspieler knapp die Hälfte des Gewinnes abzugeben. Ist es weniger, steigt schließlich das Risiko, dass der andere einen abstraft – obwohl er bei einer solchen Maßregelung selbst auf seinen Gewinn verzichten muss.
Der Hintergrund dieser selbstlosen Bestrafungskultur ist klar: Damit das Zusammenleben in großen Gemeinschaften funktioniert, muss verhindert werden, dass zu viele Mitglieder auf Kosten der anderen leben. Ein Gefühl der Fairness ist da ein probates Mittel, um die Opferbereitschaft der anderen auszutesten.
Doch wie steht es eigentlich mit unseren nächsten noch lebenden Verwandten, den Schimpansen? Auch sie leben in einer sozialen Gruppe, auch sie haben rudimentäre kulturelle Gewohnheiten. Würden sie bei einem Ultimatum-Spiel eine ähnliche Form der Fairness fordern? Genau dies haben Keith Jensen und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig nun untersucht – mit elf Schimpansen vom Wolfgang-Köhler-Primatenforschungszentrum in Leipzig.
Doch zum Erstaunen der Forscher zeigten die Veto-Schimpansen wenig Motivation, die Rosinengeber zu bestrafen – obwohl diese fast grundsätzlich Tabletts wählten, die ihnen selbst viel mehr Trockenobst bescherten als ihren Sippengenossen. Allein wenn der Geber ihnen gar keine Leckerei anbot und alles für sich allein haben wollte, konnten sich die Schimpansen zu einem Veto durchringen. Ansonsten galt für sie durchweg: Ein paar Rosinen sind immer noch besser als gar keine.
Die Leipziger Forscher vermuten daher, dass Schimpansen anders als Menschen zumindest beim Rosinenfuttern keinen Sinn für Fairness besitzen, sondern ausgeprägte Egoisten sind. Kein Wunder: Auch wenn Schimpansen in der freien Wildbahn manchmal gemeinschaftlich jagen, neigen die Tiere nur selten zum Teilen ihrer Beute, in der Regel essen sie alles allein. Doch wo Kooperation fehlt, erübrigt sich natürlich auch jede Form sozialer Bestrafung: Bei so viel Eigenbrötelei wäre Fairness schlichtweg vertane Liebesmüh.
Dass wir Fairness häufig ganz vehement einfordern, lässt sich auch empirisch bestätigen, beispielsweise mit dem Ultimatum-Spiel. Dabei erhält einer von zwei Teilnehmern eine bestimmte Summe Geld, die er behalten oder in einem beliebigen Umfang mit einem Mitspieler teilen kann. Wenn der jedoch mit der Entscheidung nicht einverstanden ist, darf er ein Veto einlegen. Dann gehen beide Spieler leer aus. In der Regel, so stellten Sozialwissenschaftler fest, neigen daher selbst völlig Fremde dazu, dem Mitspieler knapp die Hälfte des Gewinnes abzugeben. Ist es weniger, steigt schließlich das Risiko, dass der andere einen abstraft – obwohl er bei einer solchen Maßregelung selbst auf seinen Gewinn verzichten muss.
Der Hintergrund dieser selbstlosen Bestrafungskultur ist klar: Damit das Zusammenleben in großen Gemeinschaften funktioniert, muss verhindert werden, dass zu viele Mitglieder auf Kosten der anderen leben. Ein Gefühl der Fairness ist da ein probates Mittel, um die Opferbereitschaft der anderen auszutesten.
Doch wie steht es eigentlich mit unseren nächsten noch lebenden Verwandten, den Schimpansen? Auch sie leben in einer sozialen Gruppe, auch sie haben rudimentäre kulturelle Gewohnheiten. Würden sie bei einem Ultimatum-Spiel eine ähnliche Form der Fairness fordern? Genau dies haben Keith Jensen und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig nun untersucht – mit elf Schimpansen vom Wolfgang-Köhler-Primatenforschungszentrum in Leipzig.
Die Tiere spielten eine abgeschwächte Version des Ultimatum-Spieles: Statt Geld gab es Rosinen zu gewinnen, und auch die Anzahl der zu verschenkenden Leckereien war vorgegeben: In jeweils unterschiedlichen Verhältnissen hatten die Versuchsleiter die Trockenfrüchte vorab links und rechts in Schalen auf zwei Tabletts positioniert. Wenn der Geber sich für eines der Tabletts entschied, konnte er es mit einem Seil ein Stück weit zu sich heranziehen. An die Früchte auf der linken Seite kam er jedoch erst, wenn auch der zweite Schimpanse das Tablett heranzog und damit die Anzahl der Trockenfrüchte auf der rechten Seite als Lohn akzeptierte.
Doch zum Erstaunen der Forscher zeigten die Veto-Schimpansen wenig Motivation, die Rosinengeber zu bestrafen – obwohl diese fast grundsätzlich Tabletts wählten, die ihnen selbst viel mehr Trockenobst bescherten als ihren Sippengenossen. Allein wenn der Geber ihnen gar keine Leckerei anbot und alles für sich allein haben wollte, konnten sich die Schimpansen zu einem Veto durchringen. Ansonsten galt für sie durchweg: Ein paar Rosinen sind immer noch besser als gar keine.
Die Leipziger Forscher vermuten daher, dass Schimpansen anders als Menschen zumindest beim Rosinenfuttern keinen Sinn für Fairness besitzen, sondern ausgeprägte Egoisten sind. Kein Wunder: Auch wenn Schimpansen in der freien Wildbahn manchmal gemeinschaftlich jagen, neigen die Tiere nur selten zum Teilen ihrer Beute, in der Regel essen sie alles allein. Doch wo Kooperation fehlt, erübrigt sich natürlich auch jede Form sozialer Bestrafung: Bei so viel Eigenbrötelei wäre Fairness schlichtweg vertane Liebesmüh.
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