Küstenverschmutzung: Rätsel um schwarze Kugeln an Sydneys Stränden offenbar gelöst
Die mysteriösen schwarzen Kugeln, die das Meer Mitte Oktober 2024 an mehreren Stränden in der australischen Metropole Sydney angespült hat, sind höchstwahrscheinlich Fettklumpen aus Siedlungsabfällen. Die detaillierte Analyse eines Forschungsteams hat ergeben, dass sie zwar hauptsächlich aus Kohlenstoff bestehen, darüber hinaus jedoch Spuren von menschlichen Fäkalien, Methamphetamin und PFAS enthalten. Die Zusammensetzung der golfballgroßen Teile ist also deutlich komplexer als zunächst gedacht – und vor allem ekelerregender.
Am 16. Oktober war erstmals darüber berichtet worden, dass der Coogee Beach im Osten Sydneys von schwarzen Kugeln übersät sei. Die Vermutung damals lautete, es könne sich um so genannte Teerballen handeln. Diese entstehen, wenn Erdöl mit Schmutz und Wasser in Kontakt kommt – etwa weil ein Öltanker auf See leckt. Deshalb hatte die Verwaltung des Ortsteils Randwick City die betroffenen Küstenstreifen für Besucher gesperrt
. Etwas später stellte sich heraus, dass weitere Strände der Millionenstadt betroffen waren, darunter der berühmte Surferstrand Bondi sowie Bronte, Tamarama und Maroubra.Ein Spezialistenteam von der University of New South Wales, dem Mark Wainwright Analytical Centre und der Abteilung für Umweltforensik des zuständigen Ministeriums hat nun zahlreiche Tests und Analysen durchgeführt, um der Quelle der Kugeln auf die Spur zu kommen, darunter Kohlenstoff-14-Datierungen, Massenspektrometrie, Stoffanalysen und Mikroskopietechniken. Das Unterfangen scheint sich im Verlauf zu einer detektivischen Spurensuche entwickelt zu haben.
Wie das Team auf der Online-Plattform »The Conversation« berichtet, hätten Tests mittels Kernspinresonanzspektroskopie zunächst vermuten lassen, dass die Bestandteile der Bällchen aus fossilen Quellen stammten. Das Material habe Rohöl geähnelt. Doch dann zeigte die Radiokohlenstoffdatierung, dass nur etwa 30 Prozent des Kohlenstoffs fossilen Ursprungs waren. Zudem fand das Team große Mengen an Kalzium und Spuren anderer Metalle, außerdem Fette, Öle und weitere fettsäurehaltige Moleküle, die häufig in Seifenschaum, Speiseöl und Nahrungsmitteln vorkommen. Damit stand fest: Es handelt sich offenbar um menschliche Siedlungsabfälle.
Hinweise auf menschliche Fäkalien
In einem nächsten Schritt prüften die Wissenschaftler, ob sich die Substanz in organischen Lösungsmitteln auflösen ließ. Das traf nur auf etwa ein Drittel zu. Darin fanden sich Moleküle, die in Kraftstoffen vorkommen, sowie organische Moleküle wie Fettsäuren und Glyceride. Zudem identifizierten die Experten Perfluoralkylsubstanzen (PFAS), Steroide wie Norgestrel, blutdrucksenkende Wirkstoffe wie Losartan, Pestizide und Tierarzneimittel. Und sie fanden Hinweise auf menschliche Fäkalien, darunter ein Cholesterin-Nebenprodukt namens Epicoprostanol sowie Rückstände von Drogen, darunter Tetrahydrocannabinol (auch bekannt als THC) und Methamphetamin (Crystal Meth).
Den Anteil zu analysieren, der sich nicht organisch löste, habe sich als schwierig erwiesen, hieß es. »Die Ergebnisse deuteten auf das Vorhandensein von Fetten hin, waren aber nicht eindeutig«, schreiben die Autoren.
Insgesamt scheinen die Fettkugeln auf ein gravierendes Problem hinzuweisen: Die größte Stadt Australiens hat ihre Abwässer nicht im Griff. Bei Einheimischen wie Touristen beliebte Küstenabschnitte sind offenbar stark verunreinigt, die Wasserqualität schlecht. Doch auch wenn nun die stoffliche Zusammensetzung der mysteriösen Kugeln weitestgehend aufgeklärt ist – woher die Fettklumpen ursprünglich kommen, bleibt unbekannt. »Dieser Vorfall unterstreicht, wie wichtig eine gründliche wissenschaftliche Analyse für das Verständnis von Umweltproblemen ist«, unterstreichen die Forscher. »Wir müssen unbedingt besser untersuchen, wie die städtische Abfallwirtschaft die Gesundheit unserer Küsten beeinflusst – und wie sich solche Vorfälle künftig vermeiden lassen.«
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