Lexikon der Biologie: unspezifische Immunantwort
unspezifische Immunantwort, angeborene Immunität, zusammenfassende Bezeichnung für eine Reihe von unspezifischen und nicht adaptiven Abwehrmechanismen (Immunantwort) des Körpers gegen pathogene Mikroorganismen und Fremdstoffe. Bei der unspezifischen Immunantwort können 2 Barrieren unterschieden werden. Die 1. Barriere, die ein eindringender Mikroorganismus oder Fremdstoff überwinden muß, ist die Haut bzw. die Schleimhaut (MALT) mit ihren Sekreten. So können Mikroorganismen in der Regel in die Haut nur über Verletzungen eindringen. Die Sekrete der Talgdrüsen und Schweißdrüsen sorgen mit einem pH-Wert zwischen 3 und 5 dafür, daß sich keine pathogenen Mikroorganismen ansiedeln können. Sekrete wie Tränen (Tränenflüssigkeit), Speichel und Schleim dienen der natürlichen Reinigung der Haut- und Schleimhautoberflächen. Sie enthalten Schutzstoffe, wie z.B. das Lysozym, das durch enzymatische Auflösung der Bakterienzellwand viele Bakterien abtötet. Keime und Fremdkörper, die in den oberen Atemtrakt eindringen, werden vom Schleim eingeschlossen und entweder verschluckt und dann dem sauren Magensaft ausgesetzt, oder ausgespuckt (Hustenreflex). Das Wimpernepithel der Bronchien sorgt dafür, daß in Schleim eingepackte Keime nach außen transportiert und so von der Lunge ferngehalten werden. – Die nächste Barriere, die eingedrungene Keime oder Fremdkörper überwinden müssen, ist die Fähigkeit geschädigter Gewebe zu Entzündungsreaktionen (Entzündung), zur Phagocytose befähigte Immunzellen (Leukocyten, Leukocytenkurve, Blutbildung) und die antimikrobiellen Proteine des Komplement-Systems (Komplement). – Vor allem Endothelzellen sind in der Lage, bei einer Gewebsschädigung chemische Botenstoffe (Chemokine, Cytokine, Mediatoren, Selektine) zu produzieren, welche die Vermehrung von Pathogenen behindern bzw. Leukocyten an den Ort der Infektion locken. 60–70% aller Leukocyten sind neutrophile Granulocyten, die, durch chemische Signale angelockt (Chemotaxis), in infiziertes Gewebe einwandern und eingedrungene Erreger phagocytieren. Monocyten zirkulieren zunächst im Blut, bevor sie in die Gewebe einwandern und sich zu Makrophagen differenzieren, die besonders effizient phagocytieren und sehr langlebig sind. Nicht alle Makrophagen sind beweglich. Manche sind stationär in bestimmten Geweben, z.B. den Alveolen der Lunge oder in den Kupfferschen Sternzellen der Leber, sowie besonders gehäuft in den Lymphknoten und der Milz. Die Makrophagen bilden gemeinsam mit den dendritischen Zellen die Schnittstelle zur adaptiven Immunität (spezifische Immunantwort), da sie als Antigen-präsentierende Zellen entscheidend für die Aktivierung von T-Lymphocyten sind (Antigen-Präsentation, Lymphocyten, Lymphocyten-Aktivierung). Die eosinophilen Granulocyten haben zwar nur begrenzte Phagocytose-Aktivität, besitzen dafür aber große Mengen an lytischen, d.h. abbauenden Enzymen. Sie wehren größere Krankheitserreger ab, wie z.B. parasitische Würmer (Helminthen), indem sie sich an deren Außenseite heften und die lytischen Enzyme freisetzen. Als letzte Gruppe der Leukocyten des unspezifischen Abwehrsystems sind die Natural-Killer-Zellen zu nennen. Sie greifen die Plasma-Membran durch Viren infizierter Zellen (Virusinfektion), aber auch zu Tumorzellen (Tumor) entarteter Körperzellen an (Krebs, Tumorimmunologie). Das Komplement-System schließlich heftet sich an die Hülle pathogener Mikroben an und erzeugt darin Löcher, die zu einem Absterben führen. Den genannten Mechanismen der unspezifischen Immunantwort ist gemeinsam, das sie im Gegensatz zur spezifischen Immunantwort (adaptive Immunität, erworbene Immunität) nicht zu einer spezifischen Aktivierung einzelner Zellen (Clone-selection-Theorie) oder zur Bildung eines immunologischen Gedächtnisses führen. angeborene Immunität, primäre Immunantwort, sekundäre Immunantwort, spezifische Immunantwort [Abb.].
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