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Lexikon der Chemie: Entgiftung

Entgiftung, 1) das Unschädlichmachen von Giftstoffen, insbesondere auch von chemischen Kampfstoffen, nach physikalischen, chem. und/oder biochem. Verfahren. Die Gifte werden dabei entweder in eine nicht mehr wirksame Form übergeführt (immobilisiert), in ihrer Konzentration so weit verdünnt, daß keine akute Intoxikationsgefahr mehr besteht (Waschverfahren) oder durch chem. und/oder enzymatische Waschlaugen in eine weniger toxische Form übergeführt. Die bedeutsamsten Entgiftungsmittel relativ universeller Wirkung sind Chlorkalk, Chloramine, Alkoholate und Alkoholat-Amin-Gemische sowie praktisch alle Alkalien, insbesondere Natronlauge, Kalilauge und Ammoniaklösung. Für die immobilisierende E. kommen Adsorptionsmittel wie Aktivkohle, bestimmte quellfähige Schichtsilicate, Kunstharze oder Zeolithe zum Einsatz. Die Immobilisation verläuft hier teilweise als Ionenaustausch.

Als Waschflüssigkeiten zu Entgiftungszwecken kommen organische Lösungsmittel (auch Treibstoffe, Benzine u. dgl.) sowie Wasser (möglichst als Heißwasser oder Dampf) zum Einsatz.

Nach der Art der zu entgiftenden Objekte kann man wie folgt unterscheiden: a) Personenentgiftung. Ist der Giftstoff in den Organismus eingedrungen, wendet der Arzt medikamentöse Entgiftungsmittel (Antidot) und Methoden zur Stabilisierung der Vitalfunktionen an. b) Die E. der Bekleidung erfolgt nach Spezialwaschverfahren oder durch Heißdampf- bzw. Heißdampf-Aminoniakbehandlung der vergifteten Kleidungsstücke. c) Die E. technischer Gegenstände ist sehr differenziert und abhängig von Material, Beschichtung und Form. d) Bei der Geländeentgiftung und der E. von Straßen und Gebäudenmuß man sich infolge des großen Bedarfs an Entgiftungsmitteln auf lebenswichtige Zentren beschränken und die durch Wettereinflüsse bedingte Zersetzung der Giftstoffe berücksichtigen.

Die Arbeit des Entgiftungspersonals erfordert spezielle Arbeitsschutzmaßnahmen (Schutzbekleidung, ständige ärztliche Überwachung).

2) biochemisch die Bindung toxischer Produkte des Stoffwechsels oder sonstiger dem menschlichen Körper von außen zugeführter Giftstoffe durch körpereigene Entgiftungsmittel oder durch spezifische Stoffwechselreaktionen. Diese Eigenentgiftung des Organismus vermag jedoch nur relativ geringe Giftstoffkonzentrationen zu beseitigen und spielt bei akuten Vergiftungen und entsprechend hohem Giftangebot keine Rolle. Die körpereigene Entgiftungsfähigkeit ist individuell verschieden.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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