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Lexikon der Chemie: silberfreie Bildaufzeichnungssysteme

silberfreie Bildaufzeichnungssysteme, lichtempfindliche Systeme zur Bildaufzeichnung, die nicht auf der Grundlage der Lichtempfindlichkeit der Silberhalogenide arbeiten. Bisher ist eine Vielzahl von Prinziplösungen bekannt, es werden jedoch nur wenige technisch genutzt, z. B. Photopolymerisation, Elektrophotographie, Photochromie.

Die Diazotypie nutzt die Lichtempfindlichkeit von Diazoniumsalzen aus. Das lichtempfindliche Material (Papier oder Kunststoffolie) ist mit einem Aryldiazoniumsalz (z. B. p-Dialkylaminobenzendiazoniumsalz), einem Phenol (z. B. Resorcin) als Kuppler sowie einer organischen Säure (Weinsäure, Arylsulfonsäuren) als Kupplungshemmer präpariert. Bei Belichtung durch eine Vorlage hindurch wird an den belichteten Stellen das Diazoniumsalz zerstört, nur an den nicht belichteten Stellen liegt es unzersetzt vor und kann bei Einwirkung von Ammoniakdämpfen im Alkalischen mit dem vorhandenen Kuppler zum Azofarbstoff kuppeln. In dieser Anwendung ist die Diazotypie ein Positivverfahren mit steiler Gradation, geeignet für Kopierzwecke von Strichvorlagen. Durch spektrale Sensibilisierung ist das Verfahren für Kinefilmduplizierzwecke verfügbar. Bei Verwendung von o-Chinondiaziden des Naphthalens ist die Diazotypie ein Positivverfahren zur Herstellung von Druckfolien für den Flach-, Hoch- oder Tiefdruck. An den belichteten Stellen werden aus den o-Chinondiaziden nach Stickstoffabspaltung durch eine Umlagerung Indencarbonsäuren gebildet, die sich mit Laugen auswaschen lassen. Dabei entsteht ein Relief mit Erhebungen an den unbelichteten Stellen, das als Druckstock verwendet werden kann. Die Diazotypie ist als Negativverfahren wirksam, wenn die durch Belichtung gebildeten Ketene polymerisieren und die an den unbelichteten Stellen vorhandenen o-Chinondiazide mit organischen Lösungsmitteln herausgelöst werden.

Bei Vesicularverfahren wird das Bild durch Lichtstreuung erzeugt. Die lichtempfindliche Verbindung (z. B. Diazoniumsalze) ist in ein thermoplastisches Material eingebettet und spaltet an den belichteten Stellen ein Gas ab (im Falle der Diazoniumsalze Stickstoff). Durch eine Wärmebehandlung vergrößern sich die Gasblasen, die als Streuzentren dienen. Die Fixierung des Bildes erfolgt durch langsame Zersetzung des Diazoniumsalzes und Abdiffundieren der Gase. Das Vesicularverfahren zeichnet sich durch eine hohe Auflösung und eine große Empfindlichkeit aus, es wird vorwiegend zur Vervielfältigung von Mikrofilmen und Schwarz-Weiß-Kinofilmen verwendet.

Das Prinzip der Physical-Development-Verfahren besteht in der photochemischen Bildung oder Vernichtung von Metallkeimen an Photoleitern. Die Keime wirken als heterogene Katalysatoren einer nachfolgenden physikalischen Entwicklung.

Aufgrund ihrer verglichen mit den Silberhalogenidmaterialien um Größenordnungen geringeren Empfindlichkeit kommen s. B. gegenwärtig vor allem als Dupliziermaterial in Frage, da beim Kopierprozeß mit großen Lichtstärken gearbeitet werden kann. Vorteile der s. B. sind die ausgezeichnete Auflösung (keine Kornstruktur!) und der einfache, oft trocken realisierbare Entwicklungsschritt.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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