Lexikon der Ernährung: Appetit
Appetit, Eappetite, Verlangen nach Nahrungsaufnahme. A. im engeren Sinn ist das Verlangen nach der Aufnahme einer bestimmten Nahrung und somit von Hunger (Nahrungsaufnahmetrieb) abzugrenzen. Zusammen stellen A. und Hunger einen Teil des Regelkreises mit negativer Rückkopplung dar, der für die Regulation der Nahrungsaufnahme und damit der Energiebilanz des Körpers verantwortlich ist (Appetitregulation, Appetithemmung). Hunger und A. veranlassen Mensch und Tier, Nahrung und damit Energie aufzunehmen. Der A. unterliegt einem komplexen zentralnervösen Steuerungssystem, das u. a. durch das limbische System beeinflusst wird. Eine Verknüpfung besteht somit zum gesamten Motivations- und Triebsystem des Organismus. Der A. unterliegt aber auch sozialen und kulturellen Einflüssen, da gewisse Nahrungsmittel von Anhängern bestimmter Kulturkreise bevorzugt verzehrt werden, während andere Kulturkreise dieselben Nahrungsmittel ablehnen.
Der A. steht in enger Verbindung zur Fähigkeit einer bedarfsgerechten Ernährung trotz unterschiedlichster Nährstoffzusammensetzung der verschiedenen Nahrungsmittel. Nahrungsmittel werden also anhand ihrer sensorischen Qualitäten erkannt und ausgewählt, wobei neben Geschmacks- und Geruchsreizen auch optische Stimuli von großer Bedeutung sind. Natürlicherweise existiert im Allgemeinen eine Präferenz für süß (Süßpräferenz) während bitterer Geschmack gemieden wird.
Interessant sind die bei vielen Spezies zu beobachtenden tageszeitabhängigen Präferenzen für bestimmte Nährstoffe, wie z. B. die Präferenz für Kohlenhydrate zu Beginn der Aktivitätsphase. Diese Präferenz spiegelt sich z. T. auch in spezifischen Veränderungen der extrazellulären Konzentration zentralnervöser Neurotransmitter wider. So ist z. B. bei Ratten zu Beginn der Dunkel-(= Aktivitäts-) phase ein erhöhter Spiegel von Neuropeptid Y in bestimmten Kerngebieten des Hypothalamus feststellbar, welches vor allem die Aufnahme von Kohlenhydraten stimuliert.
Während der Aufnahme einer Mahlzeit kommt es zu einer Abnahme in der Präferenz der verzehrten Nahrung (geschmacksspezifische Sättigung). Hier kommt der Unterschied zwischen A. und Hunger klar zum Vorschein, da trotz fehlendem Hunger anders schmeckende Nahrungsmittel weiterhin gern aufgenommen werden (sog. Dessert-Effekt).
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